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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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anderer Theil.
kehrung so unumgänglich war; er hat sich nach
der schwachheit der wilden eben so gut richten kön-
nen, als der Graf mit seiner ganzen Synagoge.
Dann lieber! warum soll der heilige Geist den
wilden das hauptwerk ins herz gegeben, und das
nebenwerk der förmelchen davon gelassen haben,
davon das hauptwerk nur einen namen bekomt?
warum soll er ihnen auf geistlich/ in des lieben
GOttes seiner gnadensprache
und naturspra-
che
es schon lange gesaget, und die muttersprache
dieser wilden, nur noch vergessen und weggelassen
haben? vielleicht hat er die muttersprache dieses
volks nicht so gut verstanden, als die brüder?

§. 41.

Noch besser wird sich dieses läutern, wann wir
die dritte frage werden untersuchet haben; als
worzu wir nunmehro schreiten müssen. Wann
der heilige Geist den wilden das vorlängst gesa-
get hat, was ein herrnhuter ihnen noch einmal
saget: so ist solches entweder unmittelbar oder
mittelbar/ geschehen. Unmittelbare offenbarun-
gen des evangelii zu behaupten, zu einer zeit, da
GOttes wort in aller welt erschallet, und da alle
völker gelegenheit haben, seiner theilhaftig zu wer-
den, ja, da nach des Grafen eigenem angeben
würklich die boten des friedens kommen, und nach
dem weisen rath GOttes, Christum und die heils-
ordnung verkündigen: das heiset nichts anders
als fanatische händel anfangen, und das pro-
phetische amt Christi verkleinern, das er mittel-
bar durch sein verordnetes kräftiges wort und

durch
D 2

anderer Theil.
kehrung ſo unumgaͤnglich war; er hat ſich nach
der ſchwachheit der wilden eben ſo gut richten koͤn-
nen, als der Graf mit ſeiner ganzen Synagoge.
Dann lieber! warum ſoll der heilige Geiſt den
wilden das hauptwerk ins herz gegeben, und das
nebenwerk der foͤrmelchen davon gelaſſen haben,
davon das hauptwerk nur einen namen bekomt?
warum ſoll er ihnen auf geiſtlich/ in des lieben
GOttes ſeiner gnadenſprache
und naturſpra-
che
es ſchon lange geſaget, und die mutterſprache
dieſer wilden, nur noch vergeſſen und weggelaſſen
haben? vielleicht hat er die mutterſprache dieſes
volks nicht ſo gut verſtanden, als die bruͤder?

§. 41.

Noch beſſer wird ſich dieſes laͤutern, wann wir
die dritte frage werden unterſuchet haben; als
worzu wir nunmehro ſchreiten muͤſſen. Wann
der heilige Geiſt den wilden das vorlaͤngſt geſa-
get hat, was ein herrnhuter ihnen noch einmal
ſaget: ſo iſt ſolches entweder unmittelbar oder
mittelbar/ geſchehen. Unmittelbare offenbarun-
gen des evangelii zu behaupten, zu einer zeit, da
GOttes wort in aller welt erſchallet, und da alle
voͤlker gelegenheit haben, ſeiner theilhaftig zu wer-
den, ja, da nach des Grafen eigenem angeben
wuͤrklich die boten des friedens kommen, und nach
dem weiſen rath GOttes, Chriſtum und die heils-
ordnung verkuͤndigen: das heiſet nichts anders
als fanatiſche haͤndel anfangen, und das pro-
phetiſche amt Chriſti verkleinern, das er mittel-
bar durch ſein verordnetes kraͤftiges wort und

durch
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[51/0061] anderer Theil. kehrung ſo unumgaͤnglich war; er hat ſich nach der ſchwachheit der wilden eben ſo gut richten koͤn- nen, als der Graf mit ſeiner ganzen Synagoge. Dann lieber! warum ſoll der heilige Geiſt den wilden das hauptwerk ins herz gegeben, und das nebenwerk der foͤrmelchen davon gelaſſen haben, davon das hauptwerk nur einen namen bekomt? warum ſoll er ihnen auf geiſtlich/ in des lieben GOttes ſeiner gnadenſprache und naturſpra- che es ſchon lange geſaget, und die mutterſprache dieſer wilden, nur noch vergeſſen und weggelaſſen haben? vielleicht hat er die mutterſprache dieſes volks nicht ſo gut verſtanden, als die bruͤder? §. 41. Noch beſſer wird ſich dieſes laͤutern, wann wir die dritte frage werden unterſuchet haben; als worzu wir nunmehro ſchreiten muͤſſen. Wann der heilige Geiſt den wilden das vorlaͤngſt geſa- get hat, was ein herrnhuter ihnen noch einmal ſaget: ſo iſt ſolches entweder unmittelbar oder mittelbar/ geſchehen. Unmittelbare offenbarun- gen des evangelii zu behaupten, zu einer zeit, da GOttes wort in aller welt erſchallet, und da alle voͤlker gelegenheit haben, ſeiner theilhaftig zu wer- den, ja, da nach des Grafen eigenem angeben wuͤrklich die boten des friedens kommen, und nach dem weiſen rath GOttes, Chriſtum und die heils- ordnung verkuͤndigen: das heiſet nichts anders als fanatiſche haͤndel anfangen, und das pro- phetiſche amt Chriſti verkleinern, das er mittel- bar durch ſein verordnetes kraͤftiges wort und durch D 2

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/61>, abgerufen am 19.04.2024.