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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
Hiedurch komt der schändliche unfleis der män-
ner GOttes, und der glaubigen im A. T. in die
schuld. Hat es dann GOtt, der ihnen die schrift
gegeben, etwa so haben wollen? oder war es viel-
mehr seiner absicht zuwieder, daß sein wort nicht
gäng und gäbe werden konte? a) will der Graf
das erste sagen: so müste GOtt im alten testa-
ment eben so treulos und heimtükisch gewesen seyn,
wie der Graf ist. Dann oben (im zweiten stük)
haben wir gehöret, daß dieser Herr Graf das
bibel-lesen/
und das tiefe nachdenken/ als ei-
nen schädlichen misbrauch der schrift, ganz abge-
schaft wissen will, wann sein herrnhaag im flor
bleiben soll. Ja, daß heut zu tag so eine böse
sekte in der Christenheit entstanden, das schreibet
er dem fürwiz zu, daß man die schriften Pauli so
gemein gemacht, und die warheit, von dem Va-
ter unsers HErrn JEsu Christi, vor einen alge-
meinen lehrsaz ausgegeben habe. (§. 73.) Ich
hätte aber noch eins zu erinnern. Wann damals
die schrift nicht so gäng und gäbe war: wie komts,
daß die alttestamentische kinder GOttes, den
Jehova in der Gottheit so genau kennen lerneten?
und zwar, ohne den Vater? ich bins zufrieden,
wann der Graf soviel dadurch sagen will, sie hät-
ten diesen glaubensartikel aus der schrift nicht her-
genommen. Dann ich weiß gewiß, daß er nicht
darinnen befindlich ist, wann sie auch noch so
gäng und gäbe bleibet. b) War aber dieses der
absicht GOttes zuwieder, daß man die schrift so
liegen liese, und zwar in allen zeiten des A. T. so

müssen

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
Hiedurch komt der ſchaͤndliche unfleis der maͤn-
ner GOttes, und der glaubigen im A. T. in die
ſchuld. Hat es dann GOtt, der ihnen die ſchrift
gegeben, etwa ſo haben wollen? oder war es viel-
mehr ſeiner abſicht zuwieder, daß ſein wort nicht
gaͤng und gaͤbe werden konte? a) will der Graf
das erſte ſagen: ſo muͤſte GOtt im alten teſta-
ment eben ſo treulos und heimtuͤkiſch geweſen ſeyn,
wie der Graf iſt. Dann oben (im zweiten ſtuͤk)
haben wir gehoͤret, daß dieſer Herr Graf das
bibel-leſen/
und das tiefe nachdenken/ als ei-
nen ſchaͤdlichen misbrauch der ſchrift, ganz abge-
ſchaft wiſſen will, wann ſein herrnhaag im flor
bleiben ſoll. Ja, daß heut zu tag ſo eine boͤſe
ſekte in der Chriſtenheit entſtanden, das ſchreibet
er dem fuͤrwiz zu, daß man die ſchriften Pauli ſo
gemein gemacht, und die warheit, von dem Va-
ter unſers HErrn JEſu Chriſti, vor einen alge-
meinen lehrſaz ausgegeben habe. (§. 73.) Ich
haͤtte aber noch eins zu erinnern. Wann damals
die ſchrift nicht ſo gaͤng und gaͤbe war: wie komts,
daß die altteſtamentiſche kinder GOttes, den
Jehova in der Gottheit ſo genau kennen lerneten?
und zwar, ohne den Vater? ich bins zufrieden,
wann der Graf ſoviel dadurch ſagen will, ſie haͤt-
ten dieſen glaubensartikel aus der ſchrift nicht her-
genommen. Dann ich weiß gewiß, daß er nicht
darinnen befindlich iſt, wann ſie auch noch ſo
gaͤng und gaͤbe bleibet. b) War aber dieſes der
abſicht GOttes zuwieder, daß man die ſchrift ſo
liegen lieſe, und zwar in allen zeiten des A. T. ſo

muͤſſen
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[132/0142] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Hiedurch komt der ſchaͤndliche unfleis der maͤn- ner GOttes, und der glaubigen im A. T. in die ſchuld. Hat es dann GOtt, der ihnen die ſchrift gegeben, etwa ſo haben wollen? oder war es viel- mehr ſeiner abſicht zuwieder, daß ſein wort nicht gaͤng und gaͤbe werden konte? a) will der Graf das erſte ſagen: ſo muͤſte GOtt im alten teſta- ment eben ſo treulos und heimtuͤkiſch geweſen ſeyn, wie der Graf iſt. Dann oben (im zweiten ſtuͤk) haben wir gehoͤret, daß dieſer Herr Graf das bibel-leſen/ und das tiefe nachdenken/ als ei- nen ſchaͤdlichen misbrauch der ſchrift, ganz abge- ſchaft wiſſen will, wann ſein herrnhaag im flor bleiben ſoll. Ja, daß heut zu tag ſo eine boͤſe ſekte in der Chriſtenheit entſtanden, das ſchreibet er dem fuͤrwiz zu, daß man die ſchriften Pauli ſo gemein gemacht, und die warheit, von dem Va- ter unſers HErrn JEſu Chriſti, vor einen alge- meinen lehrſaz ausgegeben habe. (§. 73.) Ich haͤtte aber noch eins zu erinnern. Wann damals die ſchrift nicht ſo gaͤng und gaͤbe war: wie komts, daß die altteſtamentiſche kinder GOttes, den Jehova in der Gottheit ſo genau kennen lerneten? und zwar, ohne den Vater? ich bins zufrieden, wann der Graf ſoviel dadurch ſagen will, ſie haͤt- ten dieſen glaubensartikel aus der ſchrift nicht her- genommen. Dann ich weiß gewiß, daß er nicht darinnen befindlich iſt, wann ſie auch noch ſo gaͤng und gaͤbe bleibet. b) War aber dieſes der abſicht GOttes zuwieder, daß man die ſchrift ſo liegen lieſe, und zwar in allen zeiten des A. T. ſo muͤſſen

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/142>, abgerufen am 25.04.2024.