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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
heiligen Geiste anständiges, in etwas begriffen
wird. Summa, aus dem Sinnlichen das
Uebereinstimmige heraus nehmen, und das-
jenige, was in der Seele vorgehet, und was
die göttliche geistliche Würkungen in uns ver-
ursachen, dagegen halten und erklären. Das
heiset allegorisch verstehen. Und wann es nicht
allegorisch solte verstanden werden, so bliebe
der sinnliche körperliche Verstand übrig, den
man solchergestalt den wesentlichen Ver-
stand, im Gegensatz des allegorischen nennen
müste. Man weiß, was zum Wesen einer
Gemahlin/ Mutter/ Bräutigams gehöret,
wann alles wesentlich/ und nicht allegorisch
verstanden werden soll. Dabey müste einen
jeden vernünftigen Menschen ein Schauer an-
kommen: auch den unvernünftigsten Gottes-
verläugner: welcher Grund haben würde, lie-
ber alle Gottheit auf ewig wegzuwerfen, als
einen solchen GOtt zu glauben. Doch, ich
scheue mich vor GOtt und Menschen, das
geringste Wort noch weiter in diesem höchst-
ärgerlichen Schreibwerk des Zinzendorfs zu
verlieren. Vielleicht hat er noch so viel
Furcht übrig vor dem grossen Dreyeinigen
GOtt, daß ein erleidlicher Gedancke aus die-
sen brutalen Worten erzwungen werden kan.

§. 82.

Wir haben bisher zwar vieles von der
Mutter uns erzehlen lassen. Aber Zinzen-

dorfs

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
heiligen Geiſte anſtaͤndiges, in etwas begriffen
wird. Summa, aus dem Sinnlichen das
Uebereinſtimmige heraus nehmen, und das-
jenige, was in der Seele vorgehet, und was
die goͤttliche geiſtliche Wuͤrkungen in uns ver-
urſachen, dagegen halten und erklaͤren. Das
heiſet allegoriſch verſtehen. Und wann es nicht
allegoriſch ſolte verſtanden werden, ſo bliebe
der ſinnliche koͤrperliche Verſtand uͤbrig, den
man ſolchergeſtalt den weſentlichen Ver-
ſtand, im Gegenſatz des allegoriſchen nennen
muͤſte. Man weiß, was zum Weſen einer
Gemahlin/ Mutter/ Braͤutigams gehoͤret,
wann alles weſentlich/ und nicht allegoriſch
verſtanden werden ſoll. Dabey muͤſte einen
jeden vernuͤnftigen Menſchen ein Schauer an-
kommen: auch den unvernuͤnftigſten Gottes-
verlaͤugner: welcher Grund haben wuͤrde, lie-
ber alle Gottheit auf ewig wegzuwerfen, als
einen ſolchen GOtt zu glauben. Doch, ich
ſcheue mich vor GOtt und Menſchen, das
geringſte Wort noch weiter in dieſem hoͤchſt-
aͤrgerlichen Schreibwerk des Zinzendorfs zu
verlieren. Vielleicht hat er noch ſo viel
Furcht uͤbrig vor dem groſſen Dreyeinigen
GOtt, daß ein erleidlicher Gedancke aus die-
ſen brutalen Worten erzwungen werden kan.

§. 82.

Wir haben bisher zwar vieles von der
Mutter uns erzehlen laſſen. Aber Zinzen-

dorfs
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[148/0164] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit heiligen Geiſte anſtaͤndiges, in etwas begriffen wird. Summa, aus dem Sinnlichen das Uebereinſtimmige heraus nehmen, und das- jenige, was in der Seele vorgehet, und was die goͤttliche geiſtliche Wuͤrkungen in uns ver- urſachen, dagegen halten und erklaͤren. Das heiſet allegoriſch verſtehen. Und wann es nicht allegoriſch ſolte verſtanden werden, ſo bliebe der ſinnliche koͤrperliche Verſtand uͤbrig, den man ſolchergeſtalt den weſentlichen Ver- ſtand, im Gegenſatz des allegoriſchen nennen muͤſte. Man weiß, was zum Weſen einer Gemahlin/ Mutter/ Braͤutigams gehoͤret, wann alles weſentlich/ und nicht allegoriſch verſtanden werden ſoll. Dabey muͤſte einen jeden vernuͤnftigen Menſchen ein Schauer an- kommen: auch den unvernuͤnftigſten Gottes- verlaͤugner: welcher Grund haben wuͤrde, lie- ber alle Gottheit auf ewig wegzuwerfen, als einen ſolchen GOtt zu glauben. Doch, ich ſcheue mich vor GOtt und Menſchen, das geringſte Wort noch weiter in dieſem hoͤchſt- aͤrgerlichen Schreibwerk des Zinzendorfs zu verlieren. Vielleicht hat er noch ſo viel Furcht uͤbrig vor dem groſſen Dreyeinigen GOtt, daß ein erleidlicher Gedancke aus die- ſen brutalen Worten erzwungen werden kan. §. 82. Wir haben bisher zwar vieles von der Mutter uns erzehlen laſſen. Aber Zinzen- dorfs

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/164>, abgerufen am 19.04.2024.