Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

dritter Theil.
nicht stritten. Hieraus siehet man, daß es
ihm nicht eigentlich um das Wort Person
gelte; sondern daß er die Lehre von diesem in-
nerlichen
Unterschiede der göttlichen Personen
unter dem Schein einer besseren Worterklä-
rung, anfeindet. Deswegen nennet er sogleich
den Unterschied der Personen ein beliebtes oder
willkührliches Verhältnis/ da die G[ot]theit
von gewissen Würckungen an die Menschen,
sich Vater nenne, wegen der geistlichen Zeu-
gung der Menschen; Sohn/ wegen der Bräu-
tigams-Verhältnis, und heiligen Geist we-
gen der Mutter-Verhältnis. (§. 5.)

§. 36.

Nun laßt uns näher kommen. Daraus,
daß GOtt die Menschen geistlich zeuget, oder
eine Jhm ähnliche neue Beschaffenheit in ihnen
herfür bringet, ingleichen daß er sich mit ihnen
vermählet, oder in einer sehr genauen Verbin-
dung der Liebe mit ihnen stehet, und endlich,
daß er mütterliche Treue an ihnen beweiset;
daraus sage ich, kan blos und allein der Unter-
schied der göttlichen Personen nicht begriffen
werden, wenn man den ewigen Ausgang des
Sohnes vom Vater, und des heiligen Geistes
vom Vater und Sohne, davon sondert. Ur-
sache: weil das geistliche Zeugen der Menschen,
nebst der Vermählung, und mütterlichen Ver-
pflegung, solche Würckungen GOttes sind,
die auf etwas ausser GOtt, sich beziehen, nem-
lich auf die Menschen. Nun ist unstreitig, daß

diese
C 4

dritter Theil.
nicht ſtritten. Hieraus ſiehet man, daß es
ihm nicht eigentlich um das Wort Perſon
gelte; ſondern daß er die Lehre von dieſem in-
nerlichen
Unterſchiede der goͤttlichen Perſonen
unter dem Schein einer beſſeren Worterklaͤ-
rung, anfeindet. Deswegen nennet er ſogleich
den Unterſchied der Perſonen ein beliebtes oder
willkuͤhrliches Verhaͤltnis/ da die G[ot]theit
von gewiſſen Wuͤrckungen an die Menſchen,
ſich Vater nenne, wegen der geiſtlichen Zeu-
gung der Menſchen; Sohn/ wegen der Braͤu-
tigams-Verhaͤltnis, und heiligen Geiſt we-
gen der Mutter-Verhaͤltnis. (§. 5.)

§. 36.

Nun laßt uns naͤher kommen. Daraus,
daß GOtt die Menſchen geiſtlich zeuget, oder
eine Jhm aͤhnliche neue Beſchaffenheit in ihnen
herfuͤr bringet, ingleichen daß er ſich mit ihnen
vermaͤhlet, oder in einer ſehr genauen Verbin-
dung der Liebe mit ihnen ſtehet, und endlich,
daß er muͤtterliche Treue an ihnen beweiſet;
daraus ſage ich, kan blos und allein der Unter-
ſchied der goͤttlichen Perſonen nicht begriffen
werden, wenn man den ewigen Ausgang des
Sohnes vom Vater, und des heiligen Geiſtes
vom Vater und Sohne, davon ſondert. Ur-
ſache: weil das geiſtliche Zeugen der Menſchen,
nebſt der Vermaͤhlung, und muͤtterlichen Ver-
pflegung, ſolche Wuͤrckungen GOttes ſind,
die auf etwas auſſer GOtt, ſich beziehen, nem-
lich auf die Menſchen. Nun iſt unſtreitig, daß

dieſe
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0055" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">dritter Theil.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">nicht &#x017F;tritten.</hi> Hieraus &#x017F;iehet man, daß es<lb/>
ihm nicht eigentlich um das Wort <hi rendition="#fr">Per&#x017F;on</hi><lb/>
gelte; &#x017F;ondern daß er die Lehre von die&#x017F;em <hi rendition="#fr">in-<lb/>
nerlichen</hi> Unter&#x017F;chiede der go&#x0364;ttlichen Per&#x017F;onen<lb/>
unter dem Schein einer be&#x017F;&#x017F;eren Worterkla&#x0364;-<lb/>
rung, anfeindet. Deswegen nennet er &#x017F;ogleich<lb/>
den Unter&#x017F;chied der Per&#x017F;onen ein <hi rendition="#fr">beliebtes</hi> oder<lb/>
willku&#x0364;hrliches <hi rendition="#fr">Verha&#x0364;ltnis</hi>/ da die G<supplied>ot</supplied>theit<lb/>
von gewi&#x017F;&#x017F;en Wu&#x0364;rckungen an die Men&#x017F;chen,<lb/>
&#x017F;ich <hi rendition="#fr">Vater</hi> nenne, wegen der gei&#x017F;tlichen Zeu-<lb/>
gung der Men&#x017F;chen; <hi rendition="#fr">Sohn</hi>/ wegen der Bra&#x0364;u-<lb/>
tigams-Verha&#x0364;ltnis, und <hi rendition="#fr">heiligen Gei&#x017F;t</hi> we-<lb/>
gen der <hi rendition="#fr">Mutter-Verha&#x0364;ltnis.</hi> (§. 5.)</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 36.</head><lb/>
              <p>Nun laßt uns na&#x0364;her kommen. Daraus,<lb/>
daß GOtt die Men&#x017F;chen gei&#x017F;tlich zeuget, oder<lb/>
eine Jhm a&#x0364;hnliche neue Be&#x017F;chaffenheit in ihnen<lb/>
herfu&#x0364;r bringet, ingleichen daß er &#x017F;ich mit ihnen<lb/>
verma&#x0364;hlet, oder in einer &#x017F;ehr genauen Verbin-<lb/>
dung der Liebe mit ihnen &#x017F;tehet, und endlich,<lb/>
daß er mu&#x0364;tterliche Treue an ihnen bewei&#x017F;et;<lb/>
daraus &#x017F;age ich, kan blos und allein der Unter-<lb/>
&#x017F;chied der go&#x0364;ttlichen Per&#x017F;onen nicht begriffen<lb/>
werden, wenn man den ewigen Ausgang des<lb/>
Sohnes vom Vater, und des heiligen Gei&#x017F;tes<lb/>
vom Vater und Sohne, davon &#x017F;ondert. Ur-<lb/>
&#x017F;ache: weil das gei&#x017F;tliche Zeugen der Men&#x017F;chen,<lb/>
neb&#x017F;t der Verma&#x0364;hlung, und mu&#x0364;tterlichen Ver-<lb/>
pflegung, &#x017F;olche Wu&#x0364;rckungen GOttes &#x017F;ind,<lb/>
die auf etwas <hi rendition="#fr">au&#x017F;&#x017F;er GOtt</hi>, &#x017F;ich beziehen, nem-<lb/>
lich auf die Men&#x017F;chen. Nun i&#x017F;t un&#x017F;treitig, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;e</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0055] dritter Theil. nicht ſtritten. Hieraus ſiehet man, daß es ihm nicht eigentlich um das Wort Perſon gelte; ſondern daß er die Lehre von dieſem in- nerlichen Unterſchiede der goͤttlichen Perſonen unter dem Schein einer beſſeren Worterklaͤ- rung, anfeindet. Deswegen nennet er ſogleich den Unterſchied der Perſonen ein beliebtes oder willkuͤhrliches Verhaͤltnis/ da die Gottheit von gewiſſen Wuͤrckungen an die Menſchen, ſich Vater nenne, wegen der geiſtlichen Zeu- gung der Menſchen; Sohn/ wegen der Braͤu- tigams-Verhaͤltnis, und heiligen Geiſt we- gen der Mutter-Verhaͤltnis. (§. 5.) §. 36. Nun laßt uns naͤher kommen. Daraus, daß GOtt die Menſchen geiſtlich zeuget, oder eine Jhm aͤhnliche neue Beſchaffenheit in ihnen herfuͤr bringet, ingleichen daß er ſich mit ihnen vermaͤhlet, oder in einer ſehr genauen Verbin- dung der Liebe mit ihnen ſtehet, und endlich, daß er muͤtterliche Treue an ihnen beweiſet; daraus ſage ich, kan blos und allein der Unter- ſchied der goͤttlichen Perſonen nicht begriffen werden, wenn man den ewigen Ausgang des Sohnes vom Vater, und des heiligen Geiſtes vom Vater und Sohne, davon ſondert. Ur- ſache: weil das geiſtliche Zeugen der Menſchen, nebſt der Vermaͤhlung, und muͤtterlichen Ver- pflegung, ſolche Wuͤrckungen GOttes ſind, die auf etwas auſſer GOtt, ſich beziehen, nem- lich auf die Menſchen. Nun iſt unſtreitig, daß dieſe C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/55
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/55>, abgerufen am 16.04.2024.