Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

dritter Theil.
ist ausgelassen. Gegen den wahren Sinn
dieser Schriftstellen? oder gegen die Zinzen-
dorfische Glossen derselben? hierauf komt es
eigentlich an; sonst wird umsonst, und in den
Wind gesprochen. Jch werde sogleich zeigen,
daß Zinzendorf hier gewöhnlich herrnhutert.
Das ist, er will abermahl betriegen. Davon
soll unten (§. 74.) besonders geredet werden.

§. 72.

Der wahre Verstand dieser Schriftworte
lautet also: GOtt, der dreyeinige GOtt, stellet
sich hier unter dem Bild einer Mutter vor, we-
gen der mütterlichen Zärtlichkeit und Woltha-
ten gegen die Menschen. Weil demnach der
heilige Geist die dritte Person der Gottheit
ist, so wird er mit gemeinet, und nicht ausge-
schlossen.

Weil dieser Satz wahr ist, so sind allerley
Leute dagegen aufgestanden. Erstlich die
Juden, die keinen heiligen Geist noch Sohn
GOttes glauben. Zweytens alle andere Jr-
geister, die keine Dreyeinigkeit glauben, mit-
hin auch den heiligen Geist nicht, als die dritte
Person in der Dreyeinigkeit. Drittens Zin-
zendorf ist zwiefach dagegen aufgestanden: ein-
mal da er lehret, es seye im alten Testament,
welches er anderswo auf das äusserste herun-
ter macht, die heilige Dreyeinigkeit nicht offen-
bahret gewesen; hernach da er behauptet, was

im
H 2

dritter Theil.
iſt ausgelaſſen. Gegen den wahren Sinn
dieſer Schriftſtellen? oder gegen die Zinzen-
dorfiſche Gloſſen derſelben? hierauf komt es
eigentlich an; ſonſt wird umſonſt, und in den
Wind geſprochen. Jch werde ſogleich zeigen,
daß Zinzendorf hier gewoͤhnlich herrnhutert.
Das iſt, er will abermahl betriegen. Davon
ſoll unten (§. 74.) beſonders geredet werden.

§. 72.

Der wahre Verſtand dieſer Schriftworte
lautet alſo: GOtt, der dreyeinige GOtt, ſtellet
ſich hier unter dem Bild einer Mutter vor, we-
gen der muͤtterlichen Zaͤrtlichkeit und Woltha-
ten gegen die Menſchen. Weil demnach der
heilige Geiſt die dritte Perſon der Gottheit
iſt, ſo wird er mit gemeinet, und nicht ausge-
ſchloſſen.

Weil dieſer Satz wahr iſt, ſo ſind allerley
Leute dagegen aufgeſtanden. Erſtlich die
Juden, die keinen heiligen Geiſt noch Sohn
GOttes glauben. Zweytens alle andere Jr-
geiſter, die keine Dreyeinigkeit glauben, mit-
hin auch den heiligen Geiſt nicht, als die dritte
Perſon in der Dreyeinigkeit. Drittens Zin-
zendorf iſt zwiefach dagegen aufgeſtanden: ein-
mal da er lehret, es ſeye im alten Teſtament,
welches er anderswo auf das aͤuſſerſte herun-
ter macht, die heilige Dreyeinigkeit nicht offen-
bahret geweſen; hernach da er behauptet, was

im
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0131" n="115"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">dritter Theil.</hi></fw><lb/>
i&#x017F;t ausgela&#x017F;&#x017F;en. Gegen den wahren Sinn<lb/>
die&#x017F;er Schrift&#x017F;tellen? oder gegen die Zinzen-<lb/>
dorfi&#x017F;che Glo&#x017F;&#x017F;en der&#x017F;elben? hierauf komt es<lb/>
eigentlich an; &#x017F;on&#x017F;t wird um&#x017F;on&#x017F;t, und in den<lb/>
Wind ge&#x017F;prochen. Jch werde &#x017F;ogleich zeigen,<lb/>
daß Zinzendorf hier gewo&#x0364;hnlich herrnhutert.<lb/>
Das i&#x017F;t, er will abermahl betriegen. Davon<lb/>
&#x017F;oll unten (§. 74.) be&#x017F;onders geredet werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 72.</head><lb/>
              <p>Der wahre Ver&#x017F;tand die&#x017F;er Schriftworte<lb/>
lautet al&#x017F;o: GOtt, der dreyeinige GOtt, &#x017F;tellet<lb/>
&#x017F;ich hier unter dem Bild einer Mutter vor, we-<lb/>
gen der mu&#x0364;tterlichen Za&#x0364;rtlichkeit und Woltha-<lb/>
ten gegen die Men&#x017F;chen. Weil demnach der<lb/>
heilige Gei&#x017F;t die dritte Per&#x017F;on der Gottheit<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o wird er mit gemeinet, und nicht ausge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Weil die&#x017F;er Satz wahr i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ind allerley<lb/>
Leute dagegen aufge&#x017F;tanden. <hi rendition="#fr">Er&#x017F;tlich</hi> die<lb/>
Juden, die keinen heiligen Gei&#x017F;t noch Sohn<lb/>
GOttes glauben. <hi rendition="#fr">Zweytens</hi> alle andere Jr-<lb/>
gei&#x017F;ter, die keine Dreyeinigkeit glauben, mit-<lb/>
hin auch den heiligen Gei&#x017F;t nicht, als die dritte<lb/>
Per&#x017F;on in der Dreyeinigkeit. <hi rendition="#fr">Drittens</hi> Zin-<lb/>
zendorf i&#x017F;t zwiefach dagegen aufge&#x017F;tanden: ein-<lb/>
mal da er lehret, es &#x017F;eye im alten Te&#x017F;tament,<lb/>
welches er anderswo auf das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te herun-<lb/>
ter macht, die heilige Dreyeinigkeit nicht offen-<lb/>
bahret gewe&#x017F;en; hernach da er behauptet, was<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><fw place="bottom" type="catch">im</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0131] dritter Theil. iſt ausgelaſſen. Gegen den wahren Sinn dieſer Schriftſtellen? oder gegen die Zinzen- dorfiſche Gloſſen derſelben? hierauf komt es eigentlich an; ſonſt wird umſonſt, und in den Wind geſprochen. Jch werde ſogleich zeigen, daß Zinzendorf hier gewoͤhnlich herrnhutert. Das iſt, er will abermahl betriegen. Davon ſoll unten (§. 74.) beſonders geredet werden. §. 72. Der wahre Verſtand dieſer Schriftworte lautet alſo: GOtt, der dreyeinige GOtt, ſtellet ſich hier unter dem Bild einer Mutter vor, we- gen der muͤtterlichen Zaͤrtlichkeit und Woltha- ten gegen die Menſchen. Weil demnach der heilige Geiſt die dritte Perſon der Gottheit iſt, ſo wird er mit gemeinet, und nicht ausge- ſchloſſen. Weil dieſer Satz wahr iſt, ſo ſind allerley Leute dagegen aufgeſtanden. Erſtlich die Juden, die keinen heiligen Geiſt noch Sohn GOttes glauben. Zweytens alle andere Jr- geiſter, die keine Dreyeinigkeit glauben, mit- hin auch den heiligen Geiſt nicht, als die dritte Perſon in der Dreyeinigkeit. Drittens Zin- zendorf iſt zwiefach dagegen aufgeſtanden: ein- mal da er lehret, es ſeye im alten Teſtament, welches er anderswo auf das aͤuſſerſte herun- ter macht, die heilige Dreyeinigkeit nicht offen- bahret geweſen; hernach da er behauptet, was im H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/131
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/131>, abgerufen am 19.04.2024.