Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

dritter Theil.
an für ihr Geschöpfe sorget, das hat das
Volck Jsrael mit allen Sperlingen gemein.

Das ist nun weder ein Schlus, der den Kno-
ten mit Macht und Schärfe durchschneidet.
Er hat verschiedene Sätze. 1) Es wird in die-
sem Spruch etwas verheisen. Das ist
wahr; jedoch vielmehr von dem folgenden, als
gegenwärtigen Ausspruch. Dann GOtt er-
innert in obgedachten Worten sein Volck an
die Wolthaten der vergangenen und gegenwär-
tigen Zeit. Aber im folgenden v. 4. verheiset
er die Fortsetzung eben dieser Wolthaten, auf

die
Schrift-Ort nicht als ein Theologus,
sondern ketzermäsig auf, wider besseres
Wissen. 3) Jn seinen natürlichen
Reflexionen darf er nur etliche Blätter
umwenden: da macht er selbst folgende
Regel in der Beilage zu seinem
dritten Stück, s. 41. Desgleichen
muß man mit Anführung der Stel-
len behutsam seyn, die im Grundtext
anders lauten.
4) Wann eine zwey-
hundertjährige Ubersetzung so verehrens-
würdig seyn soll, auch an sich selbst, und
ohne die Fehler betrachtet: wie komt es
daß Zinzendorf mit eben dieser zweyhun-
dertjährigen Ubersetzung Lutheri, was das
neue Testament betrift, gar nicht mehr
zufrieden ist, sondern eine neue sehr un-
glücklich geschmiedet hat?

dritter Theil.
an fuͤr ihr Geſchoͤpfe ſorget, das hat das
Volck Jſrael mit allen Sperlingen gemein.

Das iſt nun weder ein Schlus, der den Kno-
ten mit Macht und Schaͤrfe durchſchneidet.
Er hat verſchiedene Saͤtze. 1) Es wird in die-
ſem Spruch etwas verheiſen. Das iſt
wahr; jedoch vielmehr von dem folgenden, als
gegenwaͤrtigen Ausſpruch. Dann GOtt er-
innert in obgedachten Worten ſein Volck an
die Wolthaten der vergangenen und gegenwaͤr-
tigen Zeit. Aber im folgenden v. 4. verheiſet
er die Fortſetzung eben dieſer Wolthaten, auf

die
Schrift-Ort nicht als ein Theologus,
ſondern ketzermaͤſig auf, wider beſſeres
Wiſſen. 3) Jn ſeinen natuͤrlichen
Reflexionen darf er nur etliche Blaͤtter
umwenden: da macht er ſelbſt folgende
Regel in der Beilage zu ſeinem
dritten Stuͤck, ſ. 41. Desgleichen
muß man mit Anfuͤhrung der Stel-
len behutſam ſeyn, die im Grundtext
anders lauten.
4) Wann eine zwey-
hundertjaͤhrige Uberſetzung ſo verehrens-
wuͤrdig ſeyn ſoll, auch an ſich ſelbſt, und
ohne die Fehler betrachtet: wie komt es
daß Zinzendorf mit eben dieſer zweyhun-
dertjaͤhrigen Uberſetzung Lutheri, was das
neue Teſtament betrift, gar nicht mehr
zufrieden iſt, ſondern eine neue ſehr un-
gluͤcklich geſchmiedet hat?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0239" n="223"/><fw place="top" type="header">dritter Theil.</fw><lb/><hi rendition="#fr">an fu&#x0364;r ihr Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe &#x017F;orget, das hat das<lb/>
Volck J&#x017F;rael mit allen Sperlingen gemein.</hi><lb/>
Das i&#x017F;t nun weder ein Schlus, der den Kno-<lb/>
ten mit Macht und Scha&#x0364;rfe durch&#x017F;chneidet.<lb/>
Er hat ver&#x017F;chiedene Sa&#x0364;tze. 1) Es wird in die-<lb/>
&#x017F;em Spruch <hi rendition="#fr">etwas verhei&#x017F;en.</hi> Das i&#x017F;t<lb/>
wahr; jedoch vielmehr von dem folgenden, als<lb/>
gegenwa&#x0364;rtigen Aus&#x017F;pruch. Dann GOtt er-<lb/>
innert in obgedachten Worten &#x017F;ein Volck an<lb/>
die Wolthaten der vergangenen und gegenwa&#x0364;r-<lb/>
tigen Zeit. Aber im folgenden <hi rendition="#fr">v.</hi> 4. verhei&#x017F;et<lb/>
er die Fort&#x017F;etzung eben die&#x017F;er Wolthaten, auf<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_44_2" prev="#seg2pn_44_1" place="foot" n="(*)">Schrift-Ort nicht als ein <hi rendition="#fr">Theologus,</hi><lb/>
&#x017F;ondern ketzerma&#x0364;&#x017F;ig auf, wider be&#x017F;&#x017F;eres<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en. 3) Jn &#x017F;einen <hi rendition="#fr">natu&#x0364;rlichen</hi><lb/>
Reflexionen darf er nur etliche Bla&#x0364;tter<lb/>
umwenden: da macht er &#x017F;elb&#x017F;t folgende<lb/>
Regel in <hi rendition="#fr">der Beilage zu &#x017F;einem<lb/>
dritten Stu&#x0364;ck, &#x017F;. 41. Desgleichen<lb/>
muß man mit Anfu&#x0364;hrung der Stel-<lb/>
len behut&#x017F;am &#x017F;eyn, die im Grundtext<lb/>
anders lauten.</hi> 4) Wann eine zwey-<lb/>
hundertja&#x0364;hrige Uber&#x017F;etzung &#x017F;o verehrens-<lb/>
wu&#x0364;rdig &#x017F;eyn &#x017F;oll, auch an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, und<lb/>
ohne die Fehler betrachtet: wie komt es<lb/>
daß Zinzendorf mit eben die&#x017F;er zweyhun-<lb/>
dertja&#x0364;hrigen Uber&#x017F;etzung Lutheri, was das<lb/>
neue Te&#x017F;tament betrift, gar nicht mehr<lb/>
zufrieden i&#x017F;t, &#x017F;ondern eine neue &#x017F;ehr un-<lb/>
glu&#x0364;cklich ge&#x017F;chmiedet hat?</note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0239] dritter Theil. an fuͤr ihr Geſchoͤpfe ſorget, das hat das Volck Jſrael mit allen Sperlingen gemein. Das iſt nun weder ein Schlus, der den Kno- ten mit Macht und Schaͤrfe durchſchneidet. Er hat verſchiedene Saͤtze. 1) Es wird in die- ſem Spruch etwas verheiſen. Das iſt wahr; jedoch vielmehr von dem folgenden, als gegenwaͤrtigen Ausſpruch. Dann GOtt er- innert in obgedachten Worten ſein Volck an die Wolthaten der vergangenen und gegenwaͤr- tigen Zeit. Aber im folgenden v. 4. verheiſet er die Fortſetzung eben dieſer Wolthaten, auf die (*) (*) Schrift-Ort nicht als ein Theologus, ſondern ketzermaͤſig auf, wider beſſeres Wiſſen. 3) Jn ſeinen natuͤrlichen Reflexionen darf er nur etliche Blaͤtter umwenden: da macht er ſelbſt folgende Regel in der Beilage zu ſeinem dritten Stuͤck, ſ. 41. Desgleichen muß man mit Anfuͤhrung der Stel- len behutſam ſeyn, die im Grundtext anders lauten. 4) Wann eine zwey- hundertjaͤhrige Uberſetzung ſo verehrens- wuͤrdig ſeyn ſoll, auch an ſich ſelbſt, und ohne die Fehler betrachtet: wie komt es daß Zinzendorf mit eben dieſer zweyhun- dertjaͤhrigen Uberſetzung Lutheri, was das neue Teſtament betrift, gar nicht mehr zufrieden iſt, ſondern eine neue ſehr un- gluͤcklich geſchmiedet hat?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/239
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/239>, abgerufen am 19.04.2024.