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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

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dritter Theil.
die da geschiehet von dem Augenblick ihrer
Zeugung,
bis auf ihren Ubergang in die
Arme des Ehemanns
(§. 83.) das ist, bis
sie zu den mannbaren Jahren gekommen
sind;
ich sage diese gantze Arbeit von der Zeu-
gung an bis auf den Eingang ins ewige Leben,
muß eine Geburt heisen, weil sie zwischen
der Zeugung und Ehlichung ist; und zwar ei-
ne solche Geburt, daran weder die erste noch
andere Person der Gottheit etwas verrichtet,
sondern die der heilige Geist als die Mutter,
alleine, gantz ohne den Vater und Sohn,
(§. 83.) anfängt, fortführet und vollendet.
Das ist der Begrif der Mutterschaft, welchen
Zinzendorf eigentlich beweisen will. Wie aber
beweiset er ihn? Antwort, a) diese Gnaden-
arbeit ist zwischen der Zeugung und Ehe.
Aber wo nennet dann die Schrift, diese gantze
Gnadenarbeit eine Geburt? Nirgends. Wo
schreibt sie es dem heiligen Geist, mit Aus-
schliesung der andern Personen zu? Nirgends.
b) Weil es nun in der Schrift nirgends ste-
het, auch nirgends stehen kan, so will er die
Schrift zwingen sie soll eine solche fantastische
Geburt behaupten, weil sie eine Zeugung und
Ehlichung (wie er träumet) behauptet habe.
Dann zwischen der Zeugung und Ehli-
chung muß ja eine Geburt seyn.
Sonst
wäre das Bild nicht gantz, das Zinzendorf
von der Dreifaltigkeit sich in den Kopf gese-
tzet hat. Sonst hätte er keinen GOtt vor

die
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dritter Theil.
die da geſchiehet von dem Augenblick ihrer
Zeugung,
bis auf ihren Ubergang in die
Arme des Ehemanns
(§. 83.) das iſt, bis
ſie zu den mannbaren Jahren gekommen
ſind;
ich ſage dieſe gantze Arbeit von der Zeu-
gung an bis auf den Eingang ins ewige Leben,
muß eine Geburt heiſen, weil ſie zwiſchen
der Zeugung und Ehlichung iſt; und zwar ei-
ne ſolche Geburt, daran weder die erſte noch
andere Perſon der Gottheit etwas verrichtet,
ſondern die der heilige Geiſt als die Mutter,
alleine, gantz ohne den Vater und Sohn,
(§. 83.) anfaͤngt, fortfuͤhret und vollendet.
Das iſt der Begrif der Mutterſchaft, welchen
Zinzendorf eigentlich beweiſen will. Wie aber
beweiſet er ihn? Antwort, a) dieſe Gnaden-
arbeit iſt zwiſchen der Zeugung und Ehe.
Aber wo nennet dann die Schrift, dieſe gantze
Gnadenarbeit eine Geburt? Nirgends. Wo
ſchreibt ſie es dem heiligen Geiſt, mit Aus-
ſchlieſung der andern Perſonen zu? Nirgends.
b) Weil es nun in der Schrift nirgends ſte-
het, auch nirgends ſtehen kan, ſo will er die
Schrift zwingen ſie ſoll eine ſolche fantaſtiſche
Geburt behaupten, weil ſie eine Zeugung und
Ehlichung (wie er traͤumet) behauptet habe.
Dann zwiſchen der Zeugung und Ehli-
chung muß ja eine Geburt ſeyn.
Sonſt
waͤre das Bild nicht gantz, das Zinzendorf
von der Dreifaltigkeit ſich in den Kopf geſe-
tzet hat. Sonſt haͤtte er keinen GOtt vor

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[233/0249] dritter Theil. die da geſchiehet von dem Augenblick ihrer Zeugung, bis auf ihren Ubergang in die Arme des Ehemanns (§. 83.) das iſt, bis ſie zu den mannbaren Jahren gekommen ſind; ich ſage dieſe gantze Arbeit von der Zeu- gung an bis auf den Eingang ins ewige Leben, muß eine Geburt heiſen, weil ſie zwiſchen der Zeugung und Ehlichung iſt; und zwar ei- ne ſolche Geburt, daran weder die erſte noch andere Perſon der Gottheit etwas verrichtet, ſondern die der heilige Geiſt als die Mutter, alleine, gantz ohne den Vater und Sohn, (§. 83.) anfaͤngt, fortfuͤhret und vollendet. Das iſt der Begrif der Mutterſchaft, welchen Zinzendorf eigentlich beweiſen will. Wie aber beweiſet er ihn? Antwort, a) dieſe Gnaden- arbeit iſt zwiſchen der Zeugung und Ehe. Aber wo nennet dann die Schrift, dieſe gantze Gnadenarbeit eine Geburt? Nirgends. Wo ſchreibt ſie es dem heiligen Geiſt, mit Aus- ſchlieſung der andern Perſonen zu? Nirgends. b) Weil es nun in der Schrift nirgends ſte- het, auch nirgends ſtehen kan, ſo will er die Schrift zwingen ſie ſoll eine ſolche fantaſtiſche Geburt behaupten, weil ſie eine Zeugung und Ehlichung (wie er traͤumet) behauptet habe. Dann zwiſchen der Zeugung und Ehli- chung muß ja eine Geburt ſeyn. Sonſt waͤre das Bild nicht gantz, das Zinzendorf von der Dreifaltigkeit ſich in den Kopf geſe- tzet hat. Sonſt haͤtte er keinen GOtt vor die P 5

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/249>, abgerufen am 19.04.2024.