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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
mannbar ist; das sind solche Vorstellungen von
dem allerreinesten und geistlichen Wesen, die

frey-
spricht an diesem Orte gantz hönisch von
dem geistlichen oder einfachen Wesen
GOttes. Die Vertheidiger desselben
nennet er Liebhaber der entitatis sim-
plicissimae
(der höchstgeistlichen Vollkom-
menheit) in GOtt/ denen er nichts
Verdrießliches in den Kopf setzen
wolle.
Das heisset offenbarlich so viel:
es komme auf einen Liebhaber an, ob
er sich die allerhöchste Gottheit als einen
Geist, Joh. 4, 24. oder als ein körper-
liches Ding, wie Mann, Weib, etc. vor-
stellen wolle. Solche leichtfertige Ge-
danken, die ein kluger Heyde verabscheuen
muß, heget Zinzendorf von dem allerhöch-
sten Wesen. Er spottet derer, die so von
GOtt gedenken, wie er sich durch die
Natur, und durch sein Wort, geoffen-
baret hat. Freilich wird er den Liebha-
bern des reinesten göttlichen Wesens nichts
in die Gedanken mischen, das sie irre und
unwillig machen könne. Wer bringet
ihm aber solche Misgeburten in seine eige-
ne Gedanken? Und was wird er dem
Vater aller Geister dereinst antworten,
wann er denen ihre Gedanken mit so un-
reinen Jdeen von einem weiblichen und
männ-

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
mannbar iſt; das ſind ſolche Vorſtellungen von
dem allerreineſten und geiſtlichen Weſen, die

frey-
ſpricht an dieſem Orte gantz hoͤniſch von
dem geiſtlichen oder einfachen Weſen
GOttes. Die Vertheidiger deſſelben
nennet er Liebhaber der entitatis ſim-
pliciſſimæ
(der hoͤchſtgeiſtlichen Vollkom-
menheit) in GOtt/ denen er nichts
Verdrießliches in den Kopf ſetzen
wolle.
Das heiſſet offenbarlich ſo viel:
es komme auf einen Liebhaber an, ob
er ſich die allerhoͤchſte Gottheit als einen
Geiſt, Joh. 4, 24. oder als ein koͤrper-
liches Ding, wie Mann, Weib, ꝛc. vor-
ſtellen wolle. Solche leichtfertige Ge-
danken, die ein kluger Heyde verabſcheuen
muß, heget Zinzendorf von dem allerhoͤch-
ſten Weſen. Er ſpottet derer, die ſo von
GOtt gedenken, wie er ſich durch die
Natur, und durch ſein Wort, geoffen-
baret hat. Freilich wird er den Liebha-
bern des reineſten goͤttlichen Weſens nichts
in die Gedanken miſchen, das ſie irre und
unwillig machen koͤnne. Wer bringet
ihm aber ſolche Misgeburten in ſeine eige-
ne Gedanken? Und was wird er dem
Vater aller Geiſter dereinſt antworten,
wann er denen ihre Gedanken mit ſo un-
reinen Jdeen von einem weiblichen und
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[64/0080] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit mannbar iſt; das ſind ſolche Vorſtellungen von dem allerreineſten und geiſtlichen Weſen, die frey- (*) (*) ſpricht an dieſem Orte gantz hoͤniſch von dem geiſtlichen oder einfachen Weſen GOttes. Die Vertheidiger deſſelben nennet er Liebhaber der entitatis ſim- pliciſſimæ (der hoͤchſtgeiſtlichen Vollkom- menheit) in GOtt/ denen er nichts Verdrießliches in den Kopf ſetzen wolle. Das heiſſet offenbarlich ſo viel: es komme auf einen Liebhaber an, ob er ſich die allerhoͤchſte Gottheit als einen Geiſt, Joh. 4, 24. oder als ein koͤrper- liches Ding, wie Mann, Weib, ꝛc. vor- ſtellen wolle. Solche leichtfertige Ge- danken, die ein kluger Heyde verabſcheuen muß, heget Zinzendorf von dem allerhoͤch- ſten Weſen. Er ſpottet derer, die ſo von GOtt gedenken, wie er ſich durch die Natur, und durch ſein Wort, geoffen- baret hat. Freilich wird er den Liebha- bern des reineſten goͤttlichen Weſens nichts in die Gedanken miſchen, das ſie irre und unwillig machen koͤnne. Wer bringet ihm aber ſolche Misgeburten in ſeine eige- ne Gedanken? Und was wird er dem Vater aller Geiſter dereinſt antworten, wann er denen ihre Gedanken mit ſo un- reinen Jdeen von einem weiblichen und maͤnn-

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/80>, abgerufen am 28.03.2024.