Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
VII.
DIE ABWEISUNG DER GESANDTEN BEI TA-KU 1859 UND
DER ENGLISCH-FRANZÖSISCHE FELDZUG GEGEN PE-KIN
1860.

Als Herr Bruce und der kaiserlich französische Gesandte Herr
von Bourboulon Anfang Mai 1859 nach Hong-kong kamen,
erhielten sie die befremdende Nachricht, dass Kwei-lian und Wa-
sana
noch in Su-tsau weilten. Mit den umlaufenden Gerüchten
über die feindselige Haltung der chinesischen Regierung verglichen
liess diese Zögerung der Commissare vermuthen, dass sie angewie-
sen seien, die Gesandten auf dem Wege nach Pe-kin aufzuhalten.
Herr Bruce schrieb ihnen deshalb, dass er sich zu Ueberreichung
seiner Creditive und Auswechselung der ratificirten Vertrags-Exem-
plare zu Schiffe nach Tien-tsin begeben wolle und erwarte, dass
dort seitens der chinesischen Regierung angemessene Vorbereitun-
gen zu seiner Beförderung nach Pe-kin getroffen würden.

Bei seiner Ankunft in Shang-hae -- Anfang Juni -- fand
Herr Bruce drei Schreiben der Commissare vom 27. und 28. Mai
vor: Lord Elgin habe sie aufgefordert, bis zu seiner Rückkehr in
Shang-hae zu bleiben; sie hätten, auf sein Wort bauend, geduldig
gewartet; das verpflichte Herrn Bruce jetzt, alle schwebenden Fra-
gen dort mit ihnen zu erörtern, nämlich das Gesandtschaftsrecht,
das Reisen im Innern des Landes, die Schiffahrt auf dem Yan-tse
und die Herausgabe von Kan-ton; die Vorbereitungen zum Em-
pfange in Tien-tsin und Pe-kin sowie die Erledigung der mit
Ratification der Verträge verknüpften Förmlichkeiten und Geschäfte
könne nur durch sie selbst, die damit beauftragten Commissare be-
werkstelligt werden; ihre Reise nach Pe-kin erfordere mindestens
zwei Monate; zudem sei es dort sehr heiss; deshalb möge Herr
Bruce lieber in Shang-hae bleiben und schleunig die Verhandlungen
mit ihnen beginnen, da der Termin der Ratification vor der Thür sei.

VII.
DIE ABWEISUNG DER GESANDTEN BEI TA-KU 1859 UND
DER ENGLISCH-FRANZÖSISCHE FELDZUG GEGEN PE-KIṄ
1860.

Als Herr Bruce und der kaiserlich französische Gesandte Herr
von Bourboulon Anfang Mai 1859 nach Hong-kong kamen,
erhielten sie die befremdende Nachricht, dass Kwei-liaṅ und Wa-
šana
noch in Su-tšau weilten. Mit den umlaufenden Gerüchten
über die feindselige Haltung der chinesischen Regierung verglichen
liess diese Zögerung der Commissare vermuthen, dass sie angewie-
sen seien, die Gesandten auf dem Wege nach Pe-kiṅ aufzuhalten.
Herr Bruce schrieb ihnen deshalb, dass er sich zu Ueberreichung
seiner Creditive und Auswechselung der ratificirten Vertrags-Exem-
plare zu Schiffe nach Tien-tsin begeben wolle und erwarte, dass
dort seitens der chinesischen Regierung angemessene Vorbereitun-
gen zu seiner Beförderung nach Pe-kiṅ getroffen würden.

Bei seiner Ankunft in Shang-hae — Anfang Juni — fand
Herr Bruce drei Schreiben der Commissare vom 27. und 28. Mai
vor: Lord Elgin habe sie aufgefordert, bis zu seiner Rückkehr in
Shang-hae zu bleiben; sie hätten, auf sein Wort bauend, geduldig
gewartet; das verpflichte Herrn Bruce jetzt, alle schwebenden Fra-
gen dort mit ihnen zu erörtern, nämlich das Gesandtschaftsrecht,
das Reisen im Innern des Landes, die Schiffahrt auf dem Yaṅ-tse
und die Herausgabe von Kan-ton; die Vorbereitungen zum Em-
pfange in Tien-tsin und Pe-kiṅ sowie die Erledigung der mit
Ratification der Verträge verknüpften Förmlichkeiten und Geschäfte
könne nur durch sie selbst, die damit beauftragten Commissare be-
werkstelligt werden; ihre Reise nach Pe-kiṅ erfordere mindestens
zwei Monate; zudem sei es dort sehr heiss; deshalb möge Herr
Bruce lieber in Shang-hae bleiben und schleunig die Verhandlungen
mit ihnen beginnen, da der Termin der Ratification vor der Thür sei.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0307" n="[285]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">VII.<lb/>
DIE ABWEISUNG DER GESANDTEN BEI <placeName>TA-KU</placeName> 1859 UND<lb/>
DER ENGLISCH-FRANZÖSISCHE FELDZUG GEGEN <placeName>PE-KIN&#x0307;</placeName><lb/>
1860.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>ls Herr <persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500247635">Bruce</persName> und der kaiserlich französische Gesandte Herr<lb/><persName ref="nognd">von Bourboulon</persName> Anfang Mai 1859 nach <hi rendition="#k"><placeName>Hong-kong</placeName></hi> kamen,<lb/>
erhielten sie die befremdende Nachricht, dass <hi rendition="#k"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/no89006795">Kwei-lian&#x0307;</persName></hi> und <hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Wa-<lb/>
&#x0161;ana</persName></hi> noch in <hi rendition="#k"><placeName>Su-t&#x0161;au</placeName></hi> weilten. Mit den umlaufenden Gerüchten<lb/>
über die feindselige Haltung der chinesischen Regierung verglichen<lb/>
liess diese Zögerung der Commissare vermuthen, dass sie angewie-<lb/>
sen seien, die Gesandten auf dem Wege nach <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kin&#x0307;</placeName></hi> aufzuhalten.<lb/>
Herr <persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500247635">Bruce</persName> schrieb ihnen deshalb, dass er sich zu Ueberreichung<lb/>
seiner Creditive und Auswechselung der ratificirten Vertrags-Exem-<lb/>
plare zu Schiffe nach <hi rendition="#k"><placeName>Tien-tsin</placeName></hi> begeben wolle und erwarte, dass<lb/>
dort seitens der chinesischen Regierung angemessene Vorbereitun-<lb/>
gen zu seiner Beförderung nach <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kin&#x0307;</placeName></hi> getroffen würden.</p><lb/>
          <p>Bei seiner Ankunft in <hi rendition="#k"><placeName>Shang-hae</placeName></hi> &#x2014; Anfang Juni &#x2014; fand<lb/>
Herr <persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500247635">Bruce</persName> drei Schreiben der Commissare vom 27. und 28. Mai<lb/>
vor: Lord <persName ref="http://d-nb.info/gnd/122820339">Elgin</persName> habe sie aufgefordert, bis zu seiner Rückkehr in<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Shang-hae</placeName></hi> zu bleiben; sie hätten, auf sein Wort bauend, geduldig<lb/>
gewartet; das verpflichte Herrn <persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500247635">Bruce</persName> jetzt, alle schwebenden Fra-<lb/>
gen dort mit ihnen zu erörtern, nämlich das Gesandtschaftsrecht,<lb/>
das Reisen im Innern des Landes, die Schiffahrt auf dem <hi rendition="#k"><placeName>Yan&#x0307;-tse</placeName></hi><lb/>
und die Herausgabe von <hi rendition="#k"><placeName>Kan-ton</placeName></hi>; die Vorbereitungen zum Em-<lb/>
pfange in <hi rendition="#k"><placeName>Tien-tsin</placeName></hi> und <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kin&#x0307;</placeName></hi> sowie die Erledigung der mit<lb/>
Ratification der Verträge verknüpften Förmlichkeiten und Geschäfte<lb/>
könne nur durch sie selbst, die damit beauftragten Commissare be-<lb/>
werkstelligt werden; ihre Reise nach <hi rendition="#k"><placeName>Pe-kin&#x0307;</placeName></hi> erfordere mindestens<lb/>
zwei Monate; zudem sei es dort sehr heiss; deshalb möge Herr<lb/><persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500247635">Bruce</persName> lieber in <hi rendition="#k"><placeName>Shang-hae</placeName></hi> bleiben und schleunig die Verhandlungen<lb/>
mit ihnen beginnen, da der Termin der Ratification vor der Thür sei.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[285]/0307] VII. DIE ABWEISUNG DER GESANDTEN BEI TA-KU 1859 UND DER ENGLISCH-FRANZÖSISCHE FELDZUG GEGEN PE-KIṄ 1860. Als Herr Bruce und der kaiserlich französische Gesandte Herr von Bourboulon Anfang Mai 1859 nach Hong-kong kamen, erhielten sie die befremdende Nachricht, dass Kwei-liaṅ und Wa- šana noch in Su-tšau weilten. Mit den umlaufenden Gerüchten über die feindselige Haltung der chinesischen Regierung verglichen liess diese Zögerung der Commissare vermuthen, dass sie angewie- sen seien, die Gesandten auf dem Wege nach Pe-kiṅ aufzuhalten. Herr Bruce schrieb ihnen deshalb, dass er sich zu Ueberreichung seiner Creditive und Auswechselung der ratificirten Vertrags-Exem- plare zu Schiffe nach Tien-tsin begeben wolle und erwarte, dass dort seitens der chinesischen Regierung angemessene Vorbereitun- gen zu seiner Beförderung nach Pe-kiṅ getroffen würden. Bei seiner Ankunft in Shang-hae — Anfang Juni — fand Herr Bruce drei Schreiben der Commissare vom 27. und 28. Mai vor: Lord Elgin habe sie aufgefordert, bis zu seiner Rückkehr in Shang-hae zu bleiben; sie hätten, auf sein Wort bauend, geduldig gewartet; das verpflichte Herrn Bruce jetzt, alle schwebenden Fra- gen dort mit ihnen zu erörtern, nämlich das Gesandtschaftsrecht, das Reisen im Innern des Landes, die Schiffahrt auf dem Yaṅ-tse und die Herausgabe von Kan-ton; die Vorbereitungen zum Em- pfange in Tien-tsin und Pe-kiṅ sowie die Erledigung der mit Ratification der Verträge verknüpften Förmlichkeiten und Geschäfte könne nur durch sie selbst, die damit beauftragten Commissare be- werkstelligt werden; ihre Reise nach Pe-kiṅ erfordere mindestens zwei Monate; zudem sei es dort sehr heiss; deshalb möge Herr Bruce lieber in Shang-hae bleiben und schleunig die Verhandlungen mit ihnen beginnen, da der Termin der Ratification vor der Thür sei.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/307
Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. [285]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/307>, abgerufen am 25.04.2024.