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Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867.

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Nutzen der Tange für die Thiere.
Starrheit und reiche Verzweigungen an den mittelländischen
Sphaerococcus armatus, während es sich durch seine Frucht an
eine Gattung kälterer Meere anschliesst. Hypneen, Gelidien, Poly-
siphonien und Laurencien bleiben noch häufig, aber der Sphaerococcus
confervoides gemässigter Zonen tritt ganz an die Stelle des die
Wendekreise nicht überschreitenden tropischen Sphaerococcus liche-
noides, und in Tschifu trifft eine neue Art der tropischen Gattung
Leveillea mit der hochnordischen Lophura floccosa zusammen.

Nutzen der Tange.

Jedes Einzelwesen ist zunächst für sich da, dann für seine
Kinder; dieses hindert jedoch nicht, dass es in vielfachen Beziehungen
zu anderen Einzelwesen stehe, welche letzteren schädlich oder nützlich
sein können.

Was nun die Algen betrifft, so sind diese so harm- und
wehrlos, selbst ihre Stacheln stechen nicht, dass bei ihnen von
einem Schaden gar nicht die Rede sein kann.

Ihr grösster Nutzen besteht in dem Schutze, welchen sie
Millionen von Zoophyten, Crustaceen, Mollusken, vielen Fischen
und dem Laich all dieser Thiere gewähren, ein Schutz, von welchem
der oben erwähnte schwimmende Traubentang ein auffallendes Bei-
spiel liefert. In Tropenmeeren jedoch ist derselbe wegen ihrer
geringeren Grösse und Häufigkeit nicht so bedeutend, wie in höheren
Breiten, und wird den gleichen oder ähnlichen Thieren hier auch
von den Korallen gewährt.

Weit geringer ist der Nutzen der Algen als Nahrung für
Seethiere, welche in der Regel nur von thierischer Kost leben,
so dass man weitaus die meisten Algen nie angenagt oder zer-
fressen findet.

Dass der Schwertfisch sein Schwert zum Mähen der Wiesen
des Abgrundes benutze, ist längst als Mährchen erkannt, und Couch's
Vermuthung, dass eine Heringsart, Clupea Pilchardus, sich von dem
Samen der Tange nähre, ist eben so grundlos.

Harvey erzählt, dass an der Südküste von Florida die
Meerschildkröten auf den Caulerpa-Wiesen weiden, und nach
Carmichael sollen der bis 25 Fuss lange Seelöwe und ein andert-
halb Fuss langer Fisch, Chaetodon monodactylus Carmichael,
im äussersten Süden Amerika's von Macrocystis pyrifera leben;
nach Steller nährte sich am äussersten Norden des gleichen

Nutzen der Tange für die Thiere.
Starrheit und reiche Verzweigungen an den mittelländischen
Sphaerococcus armatus, während es sich durch seine Frucht an
eine Gattung kälterer Meere anschliesst. Hypneen, Gelidien, Poly-
siphonien und Laurencien bleiben noch häufig, aber der Sphaerococcus
confervoides gemässigter Zonen tritt ganz an die Stelle des die
Wendekreise nicht überschreitenden tropischen Sphaerococcus liche-
noides, und in Tschifu trifft eine neue Art der tropischen Gattung
Leveillea mit der hochnordischen Lophura floccosa zusammen.

Nutzen der Tange.

Jedes Einzelwesen ist zunächst für sich da, dann für seine
Kinder; dieses hindert jedoch nicht, dass es in vielfachen Beziehungen
zu anderen Einzelwesen stehe, welche letzteren schädlich oder nützlich
sein können.

Was nun die Algen betrifft, so sind diese so harm- und
wehrlos, selbst ihre Stacheln stechen nicht, dass bei ihnen von
einem Schaden gar nicht die Rede sein kann.

Ihr grösster Nutzen besteht in dem Schutze, welchen sie
Millionen von Zoophyten, Crustaceen, Mollusken, vielen Fischen
und dem Laich all dieser Thiere gewähren, ein Schutz, von welchem
der oben erwähnte schwimmende Traubentang ein auffallendes Bei-
spiel liefert. In Tropenmeeren jedoch ist derselbe wegen ihrer
geringeren Grösse und Häufigkeit nicht so bedeutend, wie in höheren
Breiten, und wird den gleichen oder ähnlichen Thieren hier auch
von den Korallen gewährt.

Weit geringer ist der Nutzen der Algen als Nahrung für
Seethiere, welche in der Regel nur von thierischer Kost leben,
so dass man weitaus die meisten Algen nie angenagt oder zer-
fressen findet.

Dass der Schwertfisch sein Schwert zum Mähen der Wiesen
des Abgrundes benutze, ist längst als Mährchen erkannt, und Couch’s
Vermuthung, dass eine Heringsart, Clupea Pilchardus, sich von dem
Samen der Tange nähre, ist eben so grundlos.

Harvey erzählt, dass an der Südküste von Florida die
Meerschildkröten auf den Caulerpa-Wiesen weiden, und nach
Carmichael sollen der bis 25 Fuss lange Seelöwe und ein andert-
halb Fuss langer Fisch, Chaetodon monodactylus Carmichael,
im äussersten Süden Amerika’s von Macrocystis pyrifera leben;
nach Steller nährte sich am äussersten Norden des gleichen

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[137/0147] Nutzen der Tange für die Thiere. Starrheit und reiche Verzweigungen an den mittelländischen Sphaerococcus armatus, während es sich durch seine Frucht an eine Gattung kälterer Meere anschliesst. Hypneen, Gelidien, Poly- siphonien und Laurencien bleiben noch häufig, aber der Sphaerococcus confervoides gemässigter Zonen tritt ganz an die Stelle des die Wendekreise nicht überschreitenden tropischen Sphaerococcus liche- noides, und in Tschifu trifft eine neue Art der tropischen Gattung Leveillea mit der hochnordischen Lophura floccosa zusammen. Nutzen der Tange. Jedes Einzelwesen ist zunächst für sich da, dann für seine Kinder; dieses hindert jedoch nicht, dass es in vielfachen Beziehungen zu anderen Einzelwesen stehe, welche letzteren schädlich oder nützlich sein können. Was nun die Algen betrifft, so sind diese so harm- und wehrlos, selbst ihre Stacheln stechen nicht, dass bei ihnen von einem Schaden gar nicht die Rede sein kann. Ihr grösster Nutzen besteht in dem Schutze, welchen sie Millionen von Zoophyten, Crustaceen, Mollusken, vielen Fischen und dem Laich all dieser Thiere gewähren, ein Schutz, von welchem der oben erwähnte schwimmende Traubentang ein auffallendes Bei- spiel liefert. In Tropenmeeren jedoch ist derselbe wegen ihrer geringeren Grösse und Häufigkeit nicht so bedeutend, wie in höheren Breiten, und wird den gleichen oder ähnlichen Thieren hier auch von den Korallen gewährt. Weit geringer ist der Nutzen der Algen als Nahrung für Seethiere, welche in der Regel nur von thierischer Kost leben, so dass man weitaus die meisten Algen nie angenagt oder zer- fressen findet. Dass der Schwertfisch sein Schwert zum Mähen der Wiesen des Abgrundes benutze, ist längst als Mährchen erkannt, und Couch’s Vermuthung, dass eine Heringsart, Clupea Pilchardus, sich von dem Samen der Tange nähre, ist eben so grundlos. Harvey erzählt, dass an der Südküste von Florida die Meerschildkröten auf den Caulerpa-Wiesen weiden, und nach Carmichael sollen der bis 25 Fuss lange Seelöwe und ein andert- halb Fuss langer Fisch, Chaetodon monodactylus Carmichael, im äussersten Süden Amerika’s von Macrocystis pyrifera leben; nach Steller nährte sich am äussersten Norden des gleichen

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Zitationshilfe: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866/147>, abgerufen am 28.03.2024.