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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Namen der Schlangen und Frösche.
Schleg. erklärt; sato-menguri, auf einem Strohdache einem Sperling
nachstellend dargestellt, soll nach derselben wieder Elaphis virgata
sein, wofür wenigstens die Abbildung gar keinen Anhaltspunkt gibt;
khibakari (so sprach es mein japanischer Diener aus) ist nach
Kämpffer eine gefürchtete Giftschlange, und der Name soll bedeuten,
dass der von ihr Gebissene nur noch Eine Sonne sieht, d. h. einen
Tag lebt; die Abbildung in der Encyclopädie bei diesem Namen
reicht nicht zur Erkennung der Art hin, und in der Fauna Japonica
wird dieser Name nicht dem japanischen Trigonocephalus, wie man
erwarten sollte, sondern dem kleinen unschuldigen Tropidonotus
vibakari Boie zugewiesen. 6) Als senzai-hebi, Tausendsündenschlange,
erscheint in der Encyclopädie endlich eine Schlange mit vier kurzen
Füssen, wahrscheinlich auf einer schlangenähnlichen, sei es uns noch
unbekannten, sei es nicht japanischen Eidechse beruhend; der Name
deutet an, dass ihr eben so sehr von den Japanern die Sünden der
Giftschlangen aufgebürdet werden, wie dem Seps von den Italienern
oder der Blindschleiche von den Deutschen. Auch eine zweiköpfige
Schlange figurirt eben so in der japanischen Wissenschaft, als in
der europäischen vor einigen Jahrhunderten. Dagegen findet sich
auch in der Encyclopädie ganz kenntlich die wahre Seeschlange,
Hydrophis, unter dem Namen to-tscha, geschrieben to-zi-ja, wäh-
rend die Fauna Japonica für sie nur die zusammengesetzte Bezeich-
nung umi-hebi, Meerschlange, nennt.

Frösche.

Allgemeiner Name kairu, zunächst für Rana esculenta L.
Besondere Namen in der Encyclopädie ama-ngairu, Regen-frosch,
nach der Fauna Japonica ein Laubfrosch, wozu aber die Abbildung
der Encyclopädie nicht passt; khiki-gairu, die Kröte. Auch ein
schlangenfressender hebi-kui-gairu erscheint wieder unter den
Fröschen. Kaulquappen sind in der Encyclopädie abgebildet unter
dem richtigen Namen kairo-ko, Froschkind.

Molche.

Der Riesenmolch heisst sansiuwo, geschrieben sansiyau-uwo,
er steht in der Encyclopädie neben den Welsen, und in einem an-
deren Bilderbuch finde ich ihn mit ein paar Jungen abgebildet,
welche Kiemenbüschel an den Seiten des Halses tragen; es war
das zwar an sich vorauszusetzen, aber doch nicht positiv bekannt.

8*

Namen der Schlangen und Frösche.
Schleg. erklärt; sato-menguri, auf einem Strohdache einem Sperling
nachstellend dargestellt, soll nach derselben wieder Elaphis virgata
sein, wofür wenigstens die Abbildung gar keinen Anhaltspunkt gibt;
χibakari (so sprach es mein japanischer Diener aus) ist nach
Kämpffer eine gefürchtete Giftschlange, und der Name soll bedeuten,
dass der von ihr Gebissene nur noch Eine Sonne sieht, d. h. einen
Tag lebt; die Abbildung in der Encyclopädie bei diesem Namen
reicht nicht zur Erkennung der Art hin, und in der Fauna Japonica
wird dieser Name nicht dem japanischen Trigonocephalus, wie man
erwarten sollte, sondern dem kleinen unschuldigen Tropidonotus
vibakari Boie zugewiesen. 6) Als senzai-hebi, Tausendsündenschlange,
erscheint in der Encyclopädie endlich eine Schlange mit vier kurzen
Füssen, wahrscheinlich auf einer schlangenähnlichen, sei es uns noch
unbekannten, sei es nicht japanischen Eidechse beruhend; der Name
deutet an, dass ihr eben so sehr von den Japanern die Sünden der
Giftschlangen aufgebürdet werden, wie dem Seps von den Italienern
oder der Blindschleiche von den Deutschen. Auch eine zweiköpfige
Schlange figurirt eben so in der japanischen Wissenschaft, als in
der europäischen vor einigen Jahrhunderten. Dagegen findet sich
auch in der Encyclopädie ganz kenntlich die wahre Seeschlange,
Hydrophis, unter dem Namen to-tscha, geschrieben to-zi-ja, wäh-
rend die Fauna Japonica für sie nur die zusammengesetzte Bezeich-
nung umi-hebi, Meerschlange, nennt.

Frösche.

Allgemeiner Name kairu, zunächst für Rana esculenta L.
Besondere Namen in der Encyclopädie ama-ngairu, Regen-frosch,
nach der Fauna Japonica ein Laubfrosch, wozu aber die Abbildung
der Encyclopädie nicht passt; χiki-gairu, die Kröte. Auch ein
schlangenfressender hebi-kui-gairu erscheint wieder unter den
Fröschen. Kaulquappen sind in der Encyclopädie abgebildet unter
dem richtigen Namen kairo-ko, Froschkind.

Molche.

Der Riesenmolch heisst sansiuwo, geschrieben sansiyau-uwo,
er steht in der Encyclopädie neben den Welsen, und in einem an-
deren Bilderbuch finde ich ihn mit ein paar Jungen abgebildet,
welche Kiemenbüschel an den Seiten des Halses tragen; es war
das zwar an sich vorauszusetzen, aber doch nicht positiv bekannt.

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[115/0133] Namen der Schlangen und Frösche. Schleg. erklärt; sato-menguri, auf einem Strohdache einem Sperling nachstellend dargestellt, soll nach derselben wieder Elaphis virgata sein, wofür wenigstens die Abbildung gar keinen Anhaltspunkt gibt; χibakari (so sprach es mein japanischer Diener aus) ist nach Kämpffer eine gefürchtete Giftschlange, und der Name soll bedeuten, dass der von ihr Gebissene nur noch Eine Sonne sieht, d. h. einen Tag lebt; die Abbildung in der Encyclopädie bei diesem Namen reicht nicht zur Erkennung der Art hin, und in der Fauna Japonica wird dieser Name nicht dem japanischen Trigonocephalus, wie man erwarten sollte, sondern dem kleinen unschuldigen Tropidonotus vibakari Boie zugewiesen. 6) Als senzai-hebi, Tausendsündenschlange, erscheint in der Encyclopädie endlich eine Schlange mit vier kurzen Füssen, wahrscheinlich auf einer schlangenähnlichen, sei es uns noch unbekannten, sei es nicht japanischen Eidechse beruhend; der Name deutet an, dass ihr eben so sehr von den Japanern die Sünden der Giftschlangen aufgebürdet werden, wie dem Seps von den Italienern oder der Blindschleiche von den Deutschen. Auch eine zweiköpfige Schlange figurirt eben so in der japanischen Wissenschaft, als in der europäischen vor einigen Jahrhunderten. Dagegen findet sich auch in der Encyclopädie ganz kenntlich die wahre Seeschlange, Hydrophis, unter dem Namen to-tscha, geschrieben to-zi-ja, wäh- rend die Fauna Japonica für sie nur die zusammengesetzte Bezeich- nung umi-hebi, Meerschlange, nennt. Frösche. Allgemeiner Name kairu, zunächst für Rana esculenta L. Besondere Namen in der Encyclopädie ama-ngairu, Regen-frosch, nach der Fauna Japonica ein Laubfrosch, wozu aber die Abbildung der Encyclopädie nicht passt; χiki-gairu, die Kröte. Auch ein schlangenfressender hebi-kui-gairu erscheint wieder unter den Fröschen. Kaulquappen sind in der Encyclopädie abgebildet unter dem richtigen Namen kairo-ko, Froschkind. Molche. Der Riesenmolch heisst sansiuwo, geschrieben sansiyau-uwo, er steht in der Encyclopädie neben den Welsen, und in einem an- deren Bilderbuch finde ich ihn mit ein paar Jungen abgebildet, welche Kiemenbüschel an den Seiten des Halses tragen; es war das zwar an sich vorauszusetzen, aber doch nicht positiv bekannt. 8*

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/133>, abgerufen am 24.04.2024.