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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Leuchtkäfer und Muskito's in Siam.
Käfer, so dass anzunehmen ist, dass nicht alle gleichzeitig beginnen
und gleichzeitig enden. Es kann die Frage entstehen, ob das Phä-
nomen nicht einfach dadurch entsteht, dass eben jeder einzelne
Käfer in gleichmässig vertheilten Intervallen leuchtet und nicht
leuchtet, und diese Intervalle für alle gleich lang sind, ohne gleich-
zeitig zu sein; es müssen sich dann auch bei der unregelmässigsten
Vertheilung von Anfang und Ende jedes Einzelnen doch im Ganzen
die Perioden, in denen gleichzeitig die Mehrzahl leuchtet und in denen
gleichzeitig die Mehrzahl nicht leuchtet, regelmässig wiederholen. Ge-
rade ein Gleichbleiben des Lichtes, während jeder einzelne periodisch
leuchtet, würde eine bestimmt regelmässige Vertheilung voraussetzen.

Eben so viel genannt, aber wegen ihrer Lästigkeit, nicht
ihrer Schönheit, sind die Muskitos des unteren Menamgebiets,
(siamesisch yung), wie in einem solchen Sumpfland nicht anders zu
erwarten. Jedes europäische Bett hat seinen dichten Muskitovorhang,
der es nach Art eines hohen Betthimmels von der Aussenwelt ab-
schliesst, doch hörten wir meist vor dem Einschlafen noch die
fatale Musik der Muskitos um unsern Kopf und sahen Morgens beim
Erwachen dieselben, vollgesogen mit unserm Blute, an der innern
Seite des schützen sollenden Vorhanges sitzen.

Selbstverständlich fehlt es in den Häusern auch nicht an
Ameisen, mot, Spinnen, meng mum, Skorpionen, meng-pong, und
Tausendfüssen, takab (Scolopendra und ein leuchtender Geophilus);
von den verderblicheren Termiten oder sogenannten weissen Ameisen,
pluek, habe ich in Bangkok nur gehört, nichts gesehen. Erwähnung
verdient noch die Sing-Cicade, C. imperatoria Westw.

4. Land-Reptilien.

Sehr bemerklich macht sich in den Häusern der grosse
Haus-gecko (Platydactylus guttatus Daudin s. Gecko verus
Merrem), eine Eidechse, die fusslang wird, aschgrau mit orange-
rothen Flecken; schon von den älteren Berichterstattern über Siam,
Tachard, Tavernier u. s. w. wiederholt erwähnt, und von Perrault
in den Abhandlungen der Pariser Akademie 1699 ausführlich be-
schrieben nach von Missionären erhaltenen Exemplaren, in Folge
des regen Verkehrs zwischen Siam und Frankreich, der durch den
unternehmenden Constantin Falcon aufgeflammt war, um ebenso
plötzlich wieder nach dessen gewaltsamem Tode zu erlöschen.
Ihren Ruhm verdankt diese Eidechse hauptsächlich ihrer lauten

Leuchtkäfer und Muskito’s in Siam.
Käfer, so dass anzunehmen ist, dass nicht alle gleichzeitig beginnen
und gleichzeitig enden. Es kann die Frage entstehen, ob das Phä-
nomen nicht einfach dadurch entsteht, dass eben jeder einzelne
Käfer in gleichmässig vertheilten Intervallen leuchtet und nicht
leuchtet, und diese Intervalle für alle gleich lang sind, ohne gleich-
zeitig zu sein; es müssen sich dann auch bei der unregelmässigsten
Vertheilung von Anfang und Ende jedes Einzelnen doch im Ganzen
die Perioden, in denen gleichzeitig die Mehrzahl leuchtet und in denen
gleichzeitig die Mehrzahl nicht leuchtet, regelmässig wiederholen. Ge-
rade ein Gleichbleiben des Lichtes, während jeder einzelne periodisch
leuchtet, würde eine bestimmt regelmässige Vertheilung voraussetzen.

Eben so viel genannt, aber wegen ihrer Lästigkeit, nicht
ihrer Schönheit, sind die Muskitos des unteren Menamgebiets,
(siamesisch yung), wie in einem solchen Sumpfland nicht anders zu
erwarten. Jedes europäische Bett hat seinen dichten Muskitovorhang,
der es nach Art eines hohen Betthimmels von der Aussenwelt ab-
schliesst, doch hörten wir meist vor dem Einschlafen noch die
fatale Musik der Muskitos um unsern Kopf und sahen Morgens beim
Erwachen dieselben, vollgesogen mit unserm Blute, an der innern
Seite des schützen sollenden Vorhanges sitzen.

Selbstverständlich fehlt es in den Häusern auch nicht an
Ameisen, mot, Spinnen, meng mum, Skorpionen, meng-pong, und
Tausendfüssen, takab (Scolopendra und ein leuchtender Geophilus);
von den verderblicheren Termiten oder sogenannten weissen Ameisen,
pluěk, habe ich in Bangkok nur gehört, nichts gesehen. Erwähnung
verdient noch die Sing-Cicade, C. imperatoria Westw.

4. Land-Reptilien.

Sehr bemerklich macht sich in den Häusern der grosse
Haus-gecko (Platydactylus guttatus Daudin s. Gecko verus
Merrem), eine Eidechse, die fusslang wird, aschgrau mit orange-
rothen Flecken; schon von den älteren Berichterstattern über Siam,
Tachard, Tavernier u. s. w. wiederholt erwähnt, und von Perrault
in den Abhandlungen der Pariser Akademie 1699 ausführlich be-
schrieben nach von Missionären erhaltenen Exemplaren, in Folge
des regen Verkehrs zwischen Siam und Frankreich, der durch den
unternehmenden Constantin Falcon aufgeflammt war, um ebenso
plötzlich wieder nach dessen gewaltsamem Tode zu erlöschen.
Ihren Ruhm verdankt diese Eidechse hauptsächlich ihrer lauten

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[212/0230] Leuchtkäfer und Muskito’s in Siam. Käfer, so dass anzunehmen ist, dass nicht alle gleichzeitig beginnen und gleichzeitig enden. Es kann die Frage entstehen, ob das Phä- nomen nicht einfach dadurch entsteht, dass eben jeder einzelne Käfer in gleichmässig vertheilten Intervallen leuchtet und nicht leuchtet, und diese Intervalle für alle gleich lang sind, ohne gleich- zeitig zu sein; es müssen sich dann auch bei der unregelmässigsten Vertheilung von Anfang und Ende jedes Einzelnen doch im Ganzen die Perioden, in denen gleichzeitig die Mehrzahl leuchtet und in denen gleichzeitig die Mehrzahl nicht leuchtet, regelmässig wiederholen. Ge- rade ein Gleichbleiben des Lichtes, während jeder einzelne periodisch leuchtet, würde eine bestimmt regelmässige Vertheilung voraussetzen. Eben so viel genannt, aber wegen ihrer Lästigkeit, nicht ihrer Schönheit, sind die Muskitos des unteren Menamgebiets, (siamesisch yung), wie in einem solchen Sumpfland nicht anders zu erwarten. Jedes europäische Bett hat seinen dichten Muskitovorhang, der es nach Art eines hohen Betthimmels von der Aussenwelt ab- schliesst, doch hörten wir meist vor dem Einschlafen noch die fatale Musik der Muskitos um unsern Kopf und sahen Morgens beim Erwachen dieselben, vollgesogen mit unserm Blute, an der innern Seite des schützen sollenden Vorhanges sitzen. Selbstverständlich fehlt es in den Häusern auch nicht an Ameisen, mot, Spinnen, meng mum, Skorpionen, meng-pong, und Tausendfüssen, takab (Scolopendra und ein leuchtender Geophilus); von den verderblicheren Termiten oder sogenannten weissen Ameisen, pluěk, habe ich in Bangkok nur gehört, nichts gesehen. Erwähnung verdient noch die Sing-Cicade, C. imperatoria Westw. 4. Land-Reptilien. Sehr bemerklich macht sich in den Häusern der grosse Haus-gecko (Platydactylus guttatus Daudin s. Gecko verus Merrem), eine Eidechse, die fusslang wird, aschgrau mit orange- rothen Flecken; schon von den älteren Berichterstattern über Siam, Tachard, Tavernier u. s. w. wiederholt erwähnt, und von Perrault in den Abhandlungen der Pariser Akademie 1699 ausführlich be- schrieben nach von Missionären erhaltenen Exemplaren, in Folge des regen Verkehrs zwischen Siam und Frankreich, der durch den unternehmenden Constantin Falcon aufgeflammt war, um ebenso plötzlich wieder nach dessen gewaltsamem Tode zu erlöschen. Ihren Ruhm verdankt diese Eidechse hauptsächlich ihrer lauten

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/230>, abgerufen am 29.03.2024.