Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Delphine, Duyong; Seevögel.
Grad ungleich sind, halb roth, halb weiss; man findet sie zahlreich
auf Schlammboden, in den sie sich tiefe Löcher graben, Sesarma
dagegen ist im Brackwasser sowohl als im süssen Wasser des Bin-
nenlandes vertreten, doch wohl zahlreicher in ersterem.69)

Ueber Brackwasserfische wurde schon oben S. 310 gesprochen;
ich hebe nur noch einmal die Springfische, Periophthalmus, als
solche hervor.

8. Höhere Meerthiere.

Die Meersäugethiere spielen in der Tropenzone absolut und
relativ eine weit geringere Rolle als in den Polargegenden; Seehunde
fehlen dem indischen Archipel vollständig und auch unter den Ce-
taceen erscheinen die Bartenwale nur sehr selten70), dagegen sind
hier einheimisch der ihnen an Grösse nicht nachstehende Kaschelot,
Physeter L., pawus der Malaien, und verschiedene Arten von Delphinen,
lumba-lumba derselben. Leider werden sie in der Regel von den
Seefahrern und so auch von uns nur auf Distanz gesehen, wie sie
reihenweise, öfters dem bestsegelnden Schiff vorauseilend, den
Rücken über die Wasserfläche erheben und wieder untertauchen,
so dass man mit Mühe die allgemeine Gestalt und Farbenvertheilung
erschliessen kann. Im südchinesischen Meer, namentlich im Golf
von Siam, sollen nach älteren Angaben (Osbeck und Finlayson) ganz
weisse Delphine vorkommen und auch auf unserer Expedition wurden
solche gesehen; sie haben sich aber bis jetzt der näheren Untersu-
chung der Zoologen von Fach entzogen. Eigenthümlich dem indi-
schen Ocean ist endlich eine Seekuh, deren malaiischer Name
duyong auch in die wissenschaftliche Nomenclatur übergegangen ist,
Halicore dugong, peje-muger, Weibfisch der Spanier auf den Phi-
lippinen, weit verbreitet, aber gegenwärtig überall eine Seltenheit;
von Singapore bis zu den Molukken hörte ich gelegentlich davon
erzählen, auf Amboina war in demselben Jahr, 1862, als ich dort
war, eine gefangen worden, nirgends aber bekam ich eine zu sehen.

Auch in den Seevögeln steht die heisse Zone der kalten
nach; der häufigste und verbreitetste ist nicht einmal ein Schwimm-
vogel, sondern ein Raubvogel, der Seehabicht, Haliastur Indus
Bodd. = Pondicerianus Gmel. sp., alang oder ulung, beinahe jeder-
zeit auf jeder Rhede zu sehen; seltener dagegen findet sich, haupt-
sächlich an weniger besuchten Stellen, um ungestört selbst fischen
zu können, der grössere See-Adler, malaiisch lang-laut, Haliaetos

Delphine, Duyong; Seevögel.
Grad ungleich sind, halb roth, halb weiss; man findet sie zahlreich
auf Schlammboden, in den sie sich tiefe Löcher graben, Sesarma
dagegen ist im Brackwasser sowohl als im süssen Wasser des Bin-
nenlandes vertreten, doch wohl zahlreicher in ersterem.69)

Ueber Brackwasserfische wurde schon oben S. 310 gesprochen;
ich hebe nur noch einmal die Springfische, Periophthalmus, als
solche hervor.

8. Höhere Meerthiere.

Die Meersäugethiere spielen in der Tropenzone absolut und
relativ eine weit geringere Rolle als in den Polargegenden; Seehunde
fehlen dem indischen Archipel vollständig und auch unter den Ce-
taceen erscheinen die Bartenwale nur sehr selten70), dagegen sind
hier einheimisch der ihnen an Grösse nicht nachstehende Kaschelot,
Physeter L., pawus der Malaien, und verschiedene Arten von Delphinen,
lumba-lumba derselben. Leider werden sie in der Regel von den
Seefahrern und so auch von uns nur auf Distanz gesehen, wie sie
reihenweise, öfters dem bestsegelnden Schiff vorauseilend, den
Rücken über die Wasserfläche erheben und wieder untertauchen,
so dass man mit Mühe die allgemeine Gestalt und Farbenvertheilung
erschliessen kann. Im südchinesischen Meer, namentlich im Golf
von Siam, sollen nach älteren Angaben (Osbeck und Finlayson) ganz
weisse Delphine vorkommen und auch auf unserer Expedition wurden
solche gesehen; sie haben sich aber bis jetzt der näheren Untersu-
chung der Zoologen von Fach entzogen. Eigenthümlich dem indi-
schen Ocean ist endlich eine Seekuh, deren malaiischer Name
duyong auch in die wissenschaftliche Nomenclatur übergegangen ist,
Halicore dugong, peje-muger, Weibfisch der Spanier auf den Phi-
lippinen, weit verbreitet, aber gegenwärtig überall eine Seltenheit;
von Singapore bis zu den Molukken hörte ich gelegentlich davon
erzählen, auf Amboina war in demselben Jahr, 1862, als ich dort
war, eine gefangen worden, nirgends aber bekam ich eine zu sehen.

Auch in den Seevögeln steht die heisse Zone der kalten
nach; der häufigste und verbreitetste ist nicht einmal ein Schwimm-
vogel, sondern ein Raubvogel, der Seehabicht, Haliastur Indus
Bodd. = Pondicerianus Gmel. sp., alang oder ulung, beinahe jeder-
zeit auf jeder Rhede zu sehen; seltener dagegen findet sich, haupt-
sächlich an weniger besuchten Stellen, um ungestört selbst fischen
zu können, der grössere See-Adler, malaiisch lang-laut, Haliaetos

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0338" n="320"/><fw place="top" type="header">Delphine, Duyong; Seevögel.</fw><lb/>
Grad ungleich sind, halb roth, halb weiss; man findet sie zahlreich<lb/>
auf Schlammboden, in den sie sich tiefe Löcher graben, Sesarma<lb/>
dagegen ist im Brackwasser sowohl als im süssen Wasser des Bin-<lb/>
nenlandes vertreten, doch wohl zahlreicher in ersterem.<hi rendition="#sup">69</hi>)</p><lb/>
            <p>Ueber Brackwasserfische wurde schon oben S. 310 gesprochen;<lb/>
ich hebe nur noch einmal die Springfische, Periophthalmus, als<lb/>
solche hervor.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>8. Höhere Meerthiere.</head><lb/>
            <p>Die Meersäugethiere spielen in der Tropenzone absolut und<lb/>
relativ eine weit geringere Rolle als in den Polargegenden; Seehunde<lb/>
fehlen dem indischen Archipel vollständig und auch unter den Ce-<lb/>
taceen erscheinen die Bartenwale nur sehr selten<hi rendition="#sup">70</hi>), dagegen sind<lb/>
hier einheimisch der ihnen an Grösse nicht nachstehende Kaschelot,<lb/>
Physeter L., pawus der Malaien, und verschiedene Arten von Delphinen,<lb/>
lumba-lumba derselben. Leider werden sie in der Regel von den<lb/>
Seefahrern und so auch von uns nur auf Distanz gesehen, wie sie<lb/>
reihenweise, öfters dem bestsegelnden Schiff vorauseilend, den<lb/>
Rücken über die Wasserfläche erheben und wieder untertauchen,<lb/>
so dass man mit Mühe die allgemeine Gestalt und Farbenvertheilung<lb/>
erschliessen kann. Im südchinesischen Meer, namentlich im Golf<lb/>
von Siam, sollen nach älteren Angaben (Osbeck und Finlayson) ganz<lb/>
weisse Delphine vorkommen und auch auf unserer Expedition wurden<lb/>
solche gesehen; sie haben sich aber bis jetzt der näheren Untersu-<lb/>
chung der Zoologen von Fach entzogen. Eigenthümlich dem indi-<lb/>
schen Ocean ist endlich eine <hi rendition="#g">Seekuh</hi>, deren malaiischer Name<lb/>
duyong auch in die wissenschaftliche Nomenclatur übergegangen ist,<lb/>
Halicore dugong, peje-muger, Weibfisch der Spanier auf den Phi-<lb/>
lippinen, weit verbreitet, aber gegenwärtig überall eine Seltenheit;<lb/>
von Singapore bis zu den Molukken hörte ich gelegentlich davon<lb/>
erzählen, auf Amboina war in demselben Jahr, 1862, als ich dort<lb/>
war, eine gefangen worden, nirgends aber bekam ich eine zu sehen.</p><lb/>
            <p>Auch in den <hi rendition="#g">Seevögeln</hi> steht die heisse Zone der kalten<lb/>
nach; der häufigste und verbreitetste ist nicht einmal ein Schwimm-<lb/>
vogel, sondern ein Raubvogel, der Seehabicht, Haliastur Indus<lb/>
Bodd. = Pondicerianus Gmel. sp., alang oder ulung, beinahe jeder-<lb/>
zeit auf jeder Rhede zu sehen; seltener dagegen findet sich, haupt-<lb/>
sächlich an weniger besuchten Stellen, um ungestört selbst fischen<lb/>
zu können, der grössere See-Adler, malaiisch lang-laut, Haliaetos<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0338] Delphine, Duyong; Seevögel. Grad ungleich sind, halb roth, halb weiss; man findet sie zahlreich auf Schlammboden, in den sie sich tiefe Löcher graben, Sesarma dagegen ist im Brackwasser sowohl als im süssen Wasser des Bin- nenlandes vertreten, doch wohl zahlreicher in ersterem.69) Ueber Brackwasserfische wurde schon oben S. 310 gesprochen; ich hebe nur noch einmal die Springfische, Periophthalmus, als solche hervor. 8. Höhere Meerthiere. Die Meersäugethiere spielen in der Tropenzone absolut und relativ eine weit geringere Rolle als in den Polargegenden; Seehunde fehlen dem indischen Archipel vollständig und auch unter den Ce- taceen erscheinen die Bartenwale nur sehr selten70), dagegen sind hier einheimisch der ihnen an Grösse nicht nachstehende Kaschelot, Physeter L., pawus der Malaien, und verschiedene Arten von Delphinen, lumba-lumba derselben. Leider werden sie in der Regel von den Seefahrern und so auch von uns nur auf Distanz gesehen, wie sie reihenweise, öfters dem bestsegelnden Schiff vorauseilend, den Rücken über die Wasserfläche erheben und wieder untertauchen, so dass man mit Mühe die allgemeine Gestalt und Farbenvertheilung erschliessen kann. Im südchinesischen Meer, namentlich im Golf von Siam, sollen nach älteren Angaben (Osbeck und Finlayson) ganz weisse Delphine vorkommen und auch auf unserer Expedition wurden solche gesehen; sie haben sich aber bis jetzt der näheren Untersu- chung der Zoologen von Fach entzogen. Eigenthümlich dem indi- schen Ocean ist endlich eine Seekuh, deren malaiischer Name duyong auch in die wissenschaftliche Nomenclatur übergegangen ist, Halicore dugong, peje-muger, Weibfisch der Spanier auf den Phi- lippinen, weit verbreitet, aber gegenwärtig überall eine Seltenheit; von Singapore bis zu den Molukken hörte ich gelegentlich davon erzählen, auf Amboina war in demselben Jahr, 1862, als ich dort war, eine gefangen worden, nirgends aber bekam ich eine zu sehen. Auch in den Seevögeln steht die heisse Zone der kalten nach; der häufigste und verbreitetste ist nicht einmal ein Schwimm- vogel, sondern ein Raubvogel, der Seehabicht, Haliastur Indus Bodd. = Pondicerianus Gmel. sp., alang oder ulung, beinahe jeder- zeit auf jeder Rhede zu sehen; seltener dagegen findet sich, haupt- sächlich an weniger besuchten Stellen, um ungestört selbst fischen zu können, der grössere See-Adler, malaiisch lang-laut, Haliaetos

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/338
Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/338>, abgerufen am 28.03.2024.