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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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ANMERKUNGEN.

1) Die Artunterscheidung der südlichen Sturmvögel liegt bekanntlich noch ziem-
lich im Argen und so machte mir auch die Bestimmung dieses einen mehr zu
schaffen, als die aller nur von ferne gesehenen zusammen. Das erhaltene Exemplar
stimmt recht gut zu einem schon früher im Berliner Museum vorhandenen, das als
haesitata Forster und Gould, non Tem., aber mit einigen Zweifeln bestimmt war,
und ist sehr ähnlich der Procellaria major derselben Sammlung, nur dass der
Schnabel der letztern weit kräftiger ist; der Schnabel des fraglichen Exemplars ist
dagegen eben so schwach wie der von Pr. glacialoides Smith. Bonaparte conspect.
avium II., pag. 187, vereinigt nun major und haesitata in Eine Art, seinen Ada-
mastor typicus, und stellt glacialoides in eine andere Gattung, Thalassoica, und selbst
Unterfamilie. Forster's Beschreibung, descriptiones animal ed. Lichtenstein, 1844,
pag. 208, passt recht gut, nur nennt derselbe die Farbe der Oberseite einfach asch-
grau, cinerea, während sie bei den beiden Exemplaren des Berliner Museums aus
Aschgrau und Braun gemischt ist, stellenweise die eine oder die andere vorherrschend,
vielleicht sind es jüngere Thiere. Procellaria cinerea Gmelin (Linne syst. nat. ed. 13,
pag. 563) scheint derselbe Vogel zu sein, nach von Cook's Reise mitgebrachten Exem-
plaren von Latham als cinereous fulmar beschrieben; nur hat Gmelin die Beschrei-
bung irgend einer andern Art hineingemischt, da er zwar in der Diagnose subtus
alba, aber in der Beschreibung pectus et abdomen interdum nigra sagt, ferner vertex
et frons reliquo capite pallidior, was weder in Forster's Beschreibung zu finden,
noch bei dem meinigen zu sehen ist, bei welchem die Stirne sogar etwas dunkler
ist; doch hat Lichtenstein wohl unrecht, diese cinerea für Forster's Pr. tristis zu
nehmen, bei der der Körper dunkelbraun ist (l. c. pag. 205). Ich mag daher den
Namen cinerea nicht, wie Coues (Proceed. acad. Philadelphia, 1864) vorgeschlagen
hat, vorziehen. Die Iris hatte ich bei dem meinigen als schwarzgrün notirt, Läufe
und Zehen blassgrünblau, die Schwimmhaut weisslich, was alles zu Forster's Be-
schreibung passt. Ich nehme demnach keinen Anstand, in unserem Vogel die "bean-
standete" Art Forster's zu sehen; seine Ortsangabe ist etwas südlicher, 48° Breite.
Schon Forster hebt seine Aehnlichkeit mit Puffinus hervor und Coues stellt ihn
als Adamastor sogar in die Unterfamilie Puffineae; auch ich hatte ihn erst für
einen "Sturmtaucher" gehalten, da ich ihn öfters tauchen sah. Faber (über das
Leben der hochnordischen Vögel, S. 258) spricht der Gattung Puffinus nur das
Tauchen vom Schwimmen aus, den Procellarien -- er beobachtete nur die nordische
Art, P. glacialis L. -- nur das Tauchen vom Flug aus, Stosstauchen, zu, und be-
merkt überhaupt, dass kein Schwimmtaucher zugleich Stosstaucher sei oder umge-
kehrt. Mir schien das eine und das andere mehrmals von diesen Vögeln ausgeführt
zu werden, aber eine Täuschung ist leicht möglich, da, wenn eine Woge sich in
Ost-Asien. Zoologisch. I. 4
ANMERKUNGEN.

1) Die Artunterscheidung der südlichen Sturmvögel liegt bekanntlich noch ziem-
lich im Argen und so machte mir auch die Bestimmung dieses einen mehr zu
schaffen, als die aller nur von ferne gesehenen zusammen. Das erhaltene Exemplar
stimmt recht gut zu einem schon früher im Berliner Museum vorhandenen, das als
haesitata Forster und Gould, non Tem., aber mit einigen Zweifeln bestimmt war,
und ist sehr ähnlich der Procellaria major derselben Sammlung, nur dass der
Schnabel der letztern weit kräftiger ist; der Schnabel des fraglichen Exemplars ist
dagegen eben so schwach wie der von Pr. glacialoides Smith. Bonaparte conspect.
avium II., pag. 187, vereinigt nun major und haesitata in Eine Art, seinen Ada-
mastor typicus, und stellt glacialoides in eine andere Gattung, Thalassoica, und selbst
Unterfamilie. Forster’s Beschreibung, descriptiones animal ed. Lichtenstein, 1844,
pag. 208, passt recht gut, nur nennt derselbe die Farbe der Oberseite einfach asch-
grau, cinerea, während sie bei den beiden Exemplaren des Berliner Museums aus
Aschgrau und Braun gemischt ist, stellenweise die eine oder die andere vorherrschend,
vielleicht sind es jüngere Thiere. Procellaria cinerea Gmelin (Linne syst. nat. ed. 13,
pag. 563) scheint derselbe Vogel zu sein, nach von Cook’s Reise mitgebrachten Exem-
plaren von Latham als cinereous fulmar beschrieben; nur hat Gmelin die Beschrei-
bung irgend einer andern Art hineingemischt, da er zwar in der Diagnose subtus
alba, aber in der Beschreibung pectus et abdomen interdum nigra sagt, ferner vertex
et frons reliquo capite pallidior, was weder in Forster’s Beschreibung zu finden,
noch bei dem meinigen zu sehen ist, bei welchem die Stirne sogar etwas dunkler
ist; doch hat Lichtenstein wohl unrecht, diese cinerea für Forster’s Pr. tristis zu
nehmen, bei der der Körper dunkelbraun ist (l. c. pag. 205). Ich mag daher den
Namen cinerea nicht, wie Coues (Proceed. acad. Philadelphia, 1864) vorgeschlagen
hat, vorziehen. Die Iris hatte ich bei dem meinigen als schwarzgrün notirt, Läufe
und Zehen blassgrünblau, die Schwimmhaut weisslich, was alles zu Forster’s Be-
schreibung passt. Ich nehme demnach keinen Anstand, in unserem Vogel die »bean-
standete« Art Forster’s zu sehen; seine Ortsangabe ist etwas südlicher, 48° Breite.
Schon Forster hebt seine Aehnlichkeit mit Puffinus hervor und Coues stellt ihn
als Adamastor sogar in die Unterfamilie Puffineae; auch ich hatte ihn erst für
einen »Sturmtaucher« gehalten, da ich ihn öfters tauchen sah. Faber (über das
Leben der hochnordischen Vögel, S. 258) spricht der Gattung Puffinus nur das
Tauchen vom Schwimmen aus, den Procellarien — er beobachtete nur die nordische
Art, P. glacialis L. — nur das Tauchen vom Flug aus, Stosstauchen, zu, und be-
merkt überhaupt, dass kein Schwimmtaucher zugleich Stosstaucher sei oder umge-
kehrt. Mir schien das eine und das andere mehrmals von diesen Vögeln ausgeführt
zu werden, aber eine Täuschung ist leicht möglich, da, wenn eine Woge sich in
Ost-Asien. Zoologisch. I. 4
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[[49]/0067] ANMERKUNGEN. ¹⁾ Die Artunterscheidung der südlichen Sturmvögel liegt bekanntlich noch ziem- lich im Argen und so machte mir auch die Bestimmung dieses einen mehr zu schaffen, als die aller nur von ferne gesehenen zusammen. Das erhaltene Exemplar stimmt recht gut zu einem schon früher im Berliner Museum vorhandenen, das als haesitata Forster und Gould, non Tem., aber mit einigen Zweifeln bestimmt war, und ist sehr ähnlich der Procellaria major derselben Sammlung, nur dass der Schnabel der letztern weit kräftiger ist; der Schnabel des fraglichen Exemplars ist dagegen eben so schwach wie der von Pr. glacialoides Smith. Bonaparte conspect. avium II., pag. 187, vereinigt nun major und haesitata in Eine Art, seinen Ada- mastor typicus, und stellt glacialoides in eine andere Gattung, Thalassoica, und selbst Unterfamilie. Forster’s Beschreibung, descriptiones animal ed. Lichtenstein, 1844, pag. 208, passt recht gut, nur nennt derselbe die Farbe der Oberseite einfach asch- grau, cinerea, während sie bei den beiden Exemplaren des Berliner Museums aus Aschgrau und Braun gemischt ist, stellenweise die eine oder die andere vorherrschend, vielleicht sind es jüngere Thiere. Procellaria cinerea Gmelin (Linne syst. nat. ed. 13, pag. 563) scheint derselbe Vogel zu sein, nach von Cook’s Reise mitgebrachten Exem- plaren von Latham als cinereous fulmar beschrieben; nur hat Gmelin die Beschrei- bung irgend einer andern Art hineingemischt, da er zwar in der Diagnose subtus alba, aber in der Beschreibung pectus et abdomen interdum nigra sagt, ferner vertex et frons reliquo capite pallidior, was weder in Forster’s Beschreibung zu finden, noch bei dem meinigen zu sehen ist, bei welchem die Stirne sogar etwas dunkler ist; doch hat Lichtenstein wohl unrecht, diese cinerea für Forster’s Pr. tristis zu nehmen, bei der der Körper dunkelbraun ist (l. c. pag. 205). Ich mag daher den Namen cinerea nicht, wie Coues (Proceed. acad. Philadelphia, 1864) vorgeschlagen hat, vorziehen. Die Iris hatte ich bei dem meinigen als schwarzgrün notirt, Läufe und Zehen blassgrünblau, die Schwimmhaut weisslich, was alles zu Forster’s Be- schreibung passt. Ich nehme demnach keinen Anstand, in unserem Vogel die »bean- standete« Art Forster’s zu sehen; seine Ortsangabe ist etwas südlicher, 48° Breite. Schon Forster hebt seine Aehnlichkeit mit Puffinus hervor und Coues stellt ihn als Adamastor sogar in die Unterfamilie Puffineae; auch ich hatte ihn erst für einen »Sturmtaucher« gehalten, da ich ihn öfters tauchen sah. Faber (über das Leben der hochnordischen Vögel, S. 258) spricht der Gattung Puffinus nur das Tauchen vom Schwimmen aus, den Procellarien — er beobachtete nur die nordische Art, P. glacialis L. — nur das Tauchen vom Flug aus, Stosstauchen, zu, und be- merkt überhaupt, dass kein Schwimmtaucher zugleich Stosstaucher sei oder umge- kehrt. Mir schien das eine und das andere mehrmals von diesen Vögeln ausgeführt zu werden, aber eine Täuschung ist leicht möglich, da, wenn eine Woge sich in Ost-Asien. Zoologisch. I. 4

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. [49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/67>, abgerufen am 29.03.2024.