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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Betonung. -- Gelegenheit Wild zu erlangen.

Als allgemeine Regel verdient noch bemerkt zu werden, dass
in der grossen Mehrzahl der japanischen Wörter, welche mehr als
zwei Silben haben, nicht die vorletzte, wie z. B. im Italienischen
Regel ist, sondern die drittletzte (antepenultima) oder auch die
letzte betont wird, selbst bei zusammengesetzten Wörtern, z. B.
okame, karasu, gangiro, yama-dori; so hörte ich, wenn Japaner
unter einander sprachen, mehrmals bestimmt die Ortsnamen Kana-
gawa, Kawasaki, während die Europäer sich schon angewöhnt
haben, Kanagawa und Kawasaki zu sagen. Yokohama selbst scheint
auch hier eine Ausnahme zu bilden; eine zweite ist, dass die Silben, auf
welche das oben erwähnte mb und ng folgt, betont sind, so siro-
sangi, tenanga, momonga, aber monguro, yama-ngara. Zweisilbige
Wörter haben in der Regel den Ton auf der vorletzten, welche oft
zugleich lang gesprochen wird, so aumi, kauma, ushi, adsi; nur
manche halb oder ganz stumme u und i machen eine Ausnahme.
Dagegen fällt der Ton auf die letzte Silbe, wenn diese aus zwei
(ursprünglich getrennten und noch) besonders geschriebenen Lauten
besteht, z. B. akai, roth, geschrieben a-ka-ki und ataksi, geschrie-
ben watakusi.

2. Japanische Säugthiere.

Ueber die Säugthiere Japan's besitzen wir bereits eine be-
friedigende Zusammenstellung in Siebold's Fauna Japonica, der
ich daher hier nur einzelne Bemerkungen beifüge über diejeni-
gen, welche ich während des Aufenthaltes in und bei Yeddo
lebend oder todt zu beobachten Gelegenheit hatte. Die Umgrän-
zung unserer Excursionen und das im Verlauf unseres Aufenthaltes
zu strengerer Geltung kommende Verbot der Jagd beschränkten
selbstverständlich das Feld meiner Arbeiten in dieser Classe be-
deutend und verwiesen die Kenntnissnahme grossentheils auf
das, was mir von den Einwohnern selbst, denen ich bestimmte
Preise für jedes ihnen dem Namen nach bekannte wilde Thier ver-
sprochen hatte, todt oder lebend gebracht wurde. Für die Raub-
thiere bot hierzu allerdings der in Japan verlebte Winter mehr
Chance, da diese durch den Schnee in den Bergen herabgetrieben
wurden und schon ihres besseren Pelzes wegen in dieser Jahreszeit
mehr als sonst ein Gegenstand der Verfolgung sind. Berge und
Wildniss ist aber für den Japaner, dem der Reisbau die wichtigste
Bodenkultur ist, so sehr gleichbedeutend, dass er den Begriff "wild"

Betonung. — Gelegenheit Wild zu erlangen.

Als allgemeine Regel verdient noch bemerkt zu werden, dass
in der grossen Mehrzahl der japanischen Wörter, welche mehr als
zwei Silben haben, nicht die vorletzte, wie z. B. im Italienischen
Regel ist, sondern die drittletzte (antepenultima) oder auch die
letzte betont wird, selbst bei zusammengesetzten Wörtern, z. B.
ókame, kárasu, gángiro, yamá-dori; so hörte ich, wenn Japaner
unter einander sprachen, mehrmals bestimmt die Ortsnamen Kaná-
gawa, Kawásaki, während die Europäer sich schon angewöhnt
haben, Kanagāwa und Kawasāki zu sagen. Yokohāma selbst scheint
auch hier eine Ausnahme zu bilden; eine zweite ist, dass die Silben, auf
welche das oben erwähnte mb und ng folgt, betont sind, so siro-
sángi, tenánga, momónga, aber mónguro, yamá-ngara. Zweisilbige
Wörter haben in der Regel den Ton auf der vorletzten, welche oft
zugleich lang gesprochen wird, so ûmi, kûma, úshi, ádsi; nur
manche halb oder ganz stumme u und i machen eine Ausnahme.
Dagegen fällt der Ton auf die letzte Silbe, wenn diese aus zwei
(ursprünglich getrennten und noch) besonders geschriebenen Lauten
besteht, z. B. akaì, roth, geschrieben a-ka-kì und ataksì, geschrie-
ben watakusì.

2. Japanische Säugthiere.

Ueber die Säugthiere Japan’s besitzen wir bereits eine be-
friedigende Zusammenstellung in Siebold’s Fauna Japonica, der
ich daher hier nur einzelne Bemerkungen beifüge über diejeni-
gen, welche ich während des Aufenthaltes in und bei Yeddo
lebend oder todt zu beobachten Gelegenheit hatte. Die Umgrän-
zung unserer Excursionen und das im Verlauf unseres Aufenthaltes
zu strengerer Geltung kommende Verbot der Jagd beschränkten
selbstverständlich das Feld meiner Arbeiten in dieser Classe be-
deutend und verwiesen die Kenntnissnahme grossentheils auf
das, was mir von den Einwohnern selbst, denen ich bestimmte
Preise für jedes ihnen dem Namen nach bekannte wilde Thier ver-
sprochen hatte, todt oder lebend gebracht wurde. Für die Raub-
thiere bot hierzu allerdings der in Japan verlebte Winter mehr
Chance, da diese durch den Schnee in den Bergen herabgetrieben
wurden und schon ihres besseren Pelzes wegen in dieser Jahreszeit
mehr als sonst ein Gegenstand der Verfolgung sind. Berge und
Wildniss ist aber für den Japaner, dem der Reisbau die wichtigste
Bodenkultur ist, so sehr gleichbedeutend, dass er den Begriff »wild«

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[75/0093] Betonung. — Gelegenheit Wild zu erlangen. Als allgemeine Regel verdient noch bemerkt zu werden, dass in der grossen Mehrzahl der japanischen Wörter, welche mehr als zwei Silben haben, nicht die vorletzte, wie z. B. im Italienischen Regel ist, sondern die drittletzte (antepenultima) oder auch die letzte betont wird, selbst bei zusammengesetzten Wörtern, z. B. ókame, kárasu, gángiro, yamá-dori; so hörte ich, wenn Japaner unter einander sprachen, mehrmals bestimmt die Ortsnamen Kaná- gawa, Kawásaki, während die Europäer sich schon angewöhnt haben, Kanagāwa und Kawasāki zu sagen. Yokohāma selbst scheint auch hier eine Ausnahme zu bilden; eine zweite ist, dass die Silben, auf welche das oben erwähnte mb und ng folgt, betont sind, so siro- sángi, tenánga, momónga, aber mónguro, yamá-ngara. Zweisilbige Wörter haben in der Regel den Ton auf der vorletzten, welche oft zugleich lang gesprochen wird, so ûmi, kûma, úshi, ádsi; nur manche halb oder ganz stumme u und i machen eine Ausnahme. Dagegen fällt der Ton auf die letzte Silbe, wenn diese aus zwei (ursprünglich getrennten und noch) besonders geschriebenen Lauten besteht, z. B. akaì, roth, geschrieben a-ka-kì und ataksì, geschrie- ben watakusì. 2. Japanische Säugthiere. Ueber die Säugthiere Japan’s besitzen wir bereits eine be- friedigende Zusammenstellung in Siebold’s Fauna Japonica, der ich daher hier nur einzelne Bemerkungen beifüge über diejeni- gen, welche ich während des Aufenthaltes in und bei Yeddo lebend oder todt zu beobachten Gelegenheit hatte. Die Umgrän- zung unserer Excursionen und das im Verlauf unseres Aufenthaltes zu strengerer Geltung kommende Verbot der Jagd beschränkten selbstverständlich das Feld meiner Arbeiten in dieser Classe be- deutend und verwiesen die Kenntnissnahme grossentheils auf das, was mir von den Einwohnern selbst, denen ich bestimmte Preise für jedes ihnen dem Namen nach bekannte wilde Thier ver- sprochen hatte, todt oder lebend gebracht wurde. Für die Raub- thiere bot hierzu allerdings der in Japan verlebte Winter mehr Chance, da diese durch den Schnee in den Bergen herabgetrieben wurden und schon ihres besseren Pelzes wegen in dieser Jahreszeit mehr als sonst ein Gegenstand der Verfolgung sind. Berge und Wildniss ist aber für den Japaner, dem der Reisbau die wichtigste Bodenkultur ist, so sehr gleichbedeutend, dass er den Begriff »wild«

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/93>, abgerufen am 19.04.2024.