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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Namen der Falken, Habichte und Adler.
solcher, gefesselt auf einer verzierten Stange dargestellt, mit un-
gewöhnlich ausführlichem Text, die Reihe der Raubvögel; in Büchern
über Jagd und Fischfang erscheint er auf der Faust der ausziehenden
Jäger, so wie auf Fasanen stossend. Nach den Angaben der Japaner
wurde die Falkenjagd im Jahre 355 nach Christus aus Korea in Japan
eingeführt (Mittheilung von Prof. Hoffmann), wie sie auch erst im
Mittelalter nach Europa kam, als von Mittelasien aus ein mächtiger,
noch nicht hinreichend zu verfolgender Einfluss gleicher Staats-
formen und Lebensrichtungen nach Europa wie Ostasien ging (Lehen-
system, Ritterthum, Klöster und Bettelmönche). Die Arten der
Raubvögel sind bekanntlich schon nach vollständigen Beschreibungen,
um so mehr noch nach stark verkleinerten, im Detail ungenaueren
Bildern, schwer oder gar nicht zu unterscheiden. Der erste taka
der Encyclopädie scheint nach dem allgemeinen Habitus und der
feinen Queerzeichnung des Unterleibes unseren Hühnerhabicht, Astur
palumbarius L., vorzustellen, welcher bekanntlich auch im Orient
und im nordwestlichen Indien als Jagdgehülfe geschätzt wird, der
folgende, hashi-taka oder hai-taka (Aschen-Habicht?), könnte unser
Wanderfalke, Falco peregrinus Gmel., sein; in einem anderen Bilder-
buch erscheint er eine wilde Ente verfolgend. Sutsume-daka,
Sperlings-Habicht, ist der Sperber, welcher ja auch in den germani-
schen Sprachen den Namen von seiner gewöhnlichen Beute, den
Sperlingen, führt (englisch sparrow-hawk, spar-hawk, dänisch
spurg-hög, auch das deutsche Sperber dürfte mit Sperling zusam-
menhängen). Haja-busa-taka (haja rasch, schnell) nannte man mir
in Yokohama den japanischen Thurmfalken; in der Encyclopädie
figurirt unter diesem Namen aber ein grösserer, stärkerer Falke,
auf den Kranich stossend. -- Der kuma-taka, Bärenhabicht, lässt
sich leicht an seinem Federbusch als der gehaubte Spizaetos orien-
talis T. Schl. erkennen. Dieser Bärenhabicht scheint, wie sein süd-
amerikanischer Verwandter, die Harpyie, ein gewaltiger Jäger zu
sein, denn in einem der besseren japanischen Bilderbücher ist er
mit einem Affen in den Krallen dargestellt.

Adler, washi (wasi). Der Name erinnert an das vorderindische
basha, bashin oder baz (Habicht). Einige Abbildungen
zeigen die einfach weisse Färbung der Schwanzfedern der
erwachsenen Aquila pelagica Pall., andere, so die der
Encyclopädie, eine fleckige Zeichnung; eine andere Abbil-
dung stellt recht deutlich den Steinadler, Aq. fulva, dar;

Namen der Falken, Habichte und Adler.
solcher, gefesselt auf einer verzierten Stange dargestellt, mit un-
gewöhnlich ausführlichem Text, die Reihe der Raubvögel; in Büchern
über Jagd und Fischfang erscheint er auf der Faust der ausziehenden
Jäger, so wie auf Fasanen stossend. Nach den Angaben der Japaner
wurde die Falkenjagd im Jahre 355 nach Christus aus Korea in Japan
eingeführt (Mittheilung von Prof. Hoffmann), wie sie auch erst im
Mittelalter nach Europa kam, als von Mittelasien aus ein mächtiger,
noch nicht hinreichend zu verfolgender Einfluss gleicher Staats-
formen und Lebensrichtungen nach Europa wie Ostasien ging (Lehen-
system, Ritterthum, Klöster und Bettelmönche). Die Arten der
Raubvögel sind bekanntlich schon nach vollständigen Beschreibungen,
um so mehr noch nach stark verkleinerten, im Detail ungenaueren
Bildern, schwer oder gar nicht zu unterscheiden. Der erste taka
der Encyclopädie scheint nach dem allgemeinen Habitus und der
feinen Queerzeichnung des Unterleibes unseren Hühnerhabicht, Astur
palumbarius L., vorzustellen, welcher bekanntlich auch im Orient
und im nordwestlichen Indien als Jagdgehülfe geschätzt wird, der
folgende, hashi-taka oder hai-taka (Aschen-Habicht?), könnte unser
Wanderfalke, Falco peregrinus Gmel., sein; in einem anderen Bilder-
buch erscheint er eine wilde Ente verfolgend. Sutsume-daka,
Sperlings-Habicht, ist der Sperber, welcher ja auch in den germani-
schen Sprachen den Namen von seiner gewöhnlichen Beute, den
Sperlingen, führt (englisch sparrow-hawk, spar-hawk, dänisch
spurg-hög, auch das deutsche Sperber dürfte mit Sperling zusam-
menhängen). Haja-busa-taka (haja rasch, schnell) nannte man mir
in Yokohama den japanischen Thurmfalken; in der Encyclopädie
figurirt unter diesem Namen aber ein grösserer, stärkerer Falke,
auf den Kranich stossend. — Der kuma-taka, Bärenhabicht, lässt
sich leicht an seinem Federbusch als der gehaubte Spizaëtos orien-
talis T. Schl. erkennen. Dieser Bärenhabicht scheint, wie sein süd-
amerikanischer Verwandter, die Harpyie, ein gewaltiger Jäger zu
sein, denn in einem der besseren japanischen Bilderbücher ist er
mit einem Affen in den Krallen dargestellt.

Adler, washi (wasi). Der Name erinnert an das vorderindische
basha, bashin oder baz (Habicht). Einige Abbildungen
zeigen die einfach weisse Färbung der Schwanzfedern der
erwachsenen Aquila pelagica Pall., andere, so die der
Encyclopädie, eine fleckige Zeichnung; eine andere Abbil-
dung stellt recht deutlich den Steinadler, Aq. fulva, dar;
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[92/0110] Namen der Falken, Habichte und Adler. solcher, gefesselt auf einer verzierten Stange dargestellt, mit un- gewöhnlich ausführlichem Text, die Reihe der Raubvögel; in Büchern über Jagd und Fischfang erscheint er auf der Faust der ausziehenden Jäger, so wie auf Fasanen stossend. Nach den Angaben der Japaner wurde die Falkenjagd im Jahre 355 nach Christus aus Korea in Japan eingeführt (Mittheilung von Prof. Hoffmann), wie sie auch erst im Mittelalter nach Europa kam, als von Mittelasien aus ein mächtiger, noch nicht hinreichend zu verfolgender Einfluss gleicher Staats- formen und Lebensrichtungen nach Europa wie Ostasien ging (Lehen- system, Ritterthum, Klöster und Bettelmönche). Die Arten der Raubvögel sind bekanntlich schon nach vollständigen Beschreibungen, um so mehr noch nach stark verkleinerten, im Detail ungenaueren Bildern, schwer oder gar nicht zu unterscheiden. Der erste taka der Encyclopädie scheint nach dem allgemeinen Habitus und der feinen Queerzeichnung des Unterleibes unseren Hühnerhabicht, Astur palumbarius L., vorzustellen, welcher bekanntlich auch im Orient und im nordwestlichen Indien als Jagdgehülfe geschätzt wird, der folgende, hashi-taka oder hai-taka (Aschen-Habicht?), könnte unser Wanderfalke, Falco peregrinus Gmel., sein; in einem anderen Bilder- buch erscheint er eine wilde Ente verfolgend. Sutsume-daka, Sperlings-Habicht, ist der Sperber, welcher ja auch in den germani- schen Sprachen den Namen von seiner gewöhnlichen Beute, den Sperlingen, führt (englisch sparrow-hawk, spar-hawk, dänisch spurg-hög, auch das deutsche Sperber dürfte mit Sperling zusam- menhängen). Haja-busa-taka (haja rasch, schnell) nannte man mir in Yokohama den japanischen Thurmfalken; in der Encyclopädie figurirt unter diesem Namen aber ein grösserer, stärkerer Falke, auf den Kranich stossend. — Der kuma-taka, Bärenhabicht, lässt sich leicht an seinem Federbusch als der gehaubte Spizaëtos orien- talis T. Schl. erkennen. Dieser Bärenhabicht scheint, wie sein süd- amerikanischer Verwandter, die Harpyie, ein gewaltiger Jäger zu sein, denn in einem der besseren japanischen Bilderbücher ist er mit einem Affen in den Krallen dargestellt. Adler, washi (wasi). Der Name erinnert an das vorderindische basha, bashin oder baz (Habicht). Einige Abbildungen zeigen die einfach weisse Färbung der Schwanzfedern der erwachsenen Aquila pelagica Pall., andere, so die der Encyclopädie, eine fleckige Zeichnung; eine andere Abbil- dung stellt recht deutlich den Steinadler, Aq. fulva, dar;

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/110>, abgerufen am 19.04.2024.