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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Mangel an Süsswasserfischen im Osten.
dass sie noch in Sumatra zu finden seien, wo die grösseren Seen
und mehrere Stromgebiete ichthyologisch noch unbekannt sind.
Vermuthlich ist auch eine nicht unbedeutende Anzahl der Süss-
wasserfische Borneos auf der malaiischen Halbinsel vorhanden, so-
weit hier nicht die geringere Entwicklung der Flüsse und Seen be-
schränkend wirkt. Im wasserreichen Küstenlande Siams finden wir
eine ganze Anzahl derselben Süsswasserfische wieder, namentlich
Cyprinoiden (beinahe ein Drittel).

Andererseits fehlt dagegen schon auf Java mehr als die
Hälfte der zwischen Borneo und Sumatra gemeinsamen Arten,
namentlich die eben als charakteristisch genannten Formen, und unter
den 66 Arten Borneo's weiss ich nur von vier, dass sie auch in
Java, aber bis jetzt nicht in Sumatra gefunden worden sind. Da
Java unverhältnissmässig besser durchforscht ist als Sumatra, dürfen
wir wohl vermuthen, dass auch diese noch in Sumatra zu finden
sind und dass überhaupt die Süsswasserfauna Javas sich nur negativ
durch den Mangel mancher Gattungen und zahlreicher Arten, nicht
aber positiv durch das Auftreten eigener Gattungen von derjenigen
seiner beiden grösseren Nachbarinseln unterscheidet.

Mit Celebes beginnt nun aber eine weit grössere Armuth
an Süsswasserfischen, indem von hier an durch den ganzen
östlichen Theil des Archipels die eigentlichen Süss-
wasserfamilien unter den Fischen fehlen
: Die Cyprinoiden
mangeln völlig, ebenso die Süsswasser-Nandoiden, die Gattungen
Mastacemblus, Notopterus und Osteoglossum; die Siluroiden sind
auf den Molukken nur durch die marine Gattung Plotosus57) und
auf Celebes auch noch durch den ebenfalls im Meer lebenden Nasen-
wels, Arius thalassinus Rüpp. (Netuma nasuta Blkr.) und liocephalus
Blkr., die Labyrinthfische auf Celebes und den Molukken nur durch
eine wahrscheinlich eingeführte Art von Ophicephalus (striatus C. V.),
auf Celebes allein nach Bleeker auch noch durch zwei Arten der
Gattung Anabas vertreten. Es sind daher hauptsächlich die oben
als Zugfische und als Brackwasserfische betrachteten Gattungen, wie
die Aale, einige Percoiden und manche Gobioiden, welche in Celebes
und auf den Molukken die Süsswasserfauna bilden58) und von denen
mehrere Arten bis jetzt auch nur im süssen Wasser gefunden wor-
den zu sein scheinen, wie Dules marginatus und maculatus, Gobius
grammepomus und Eleotris Hoedti., während die Mehrzahl auch im
Meer oder doch im Brackwasser (in aquis fluviomarinis, wie Bleeker

Mangel an Süsswasserfischen im Osten.
dass sie noch in Sumatra zu finden seien, wo die grösseren Seen
und mehrere Stromgebiete ichthyologisch noch unbekannt sind.
Vermuthlich ist auch eine nicht unbedeutende Anzahl der Süss-
wasserfische Borneos auf der malaiischen Halbinsel vorhanden, so-
weit hier nicht die geringere Entwicklung der Flüsse und Seen be-
schränkend wirkt. Im wasserreichen Küstenlande Siams finden wir
eine ganze Anzahl derselben Süsswasserfische wieder, namentlich
Cyprinoiden (beinahe ein Drittel).

Andererseits fehlt dagegen schon auf Java mehr als die
Hälfte der zwischen Borneo und Sumatra gemeinsamen Arten,
namentlich die eben als charakteristisch genannten Formen, und unter
den 66 Arten Borneo’s weiss ich nur von vier, dass sie auch in
Java, aber bis jetzt nicht in Sumatra gefunden worden sind. Da
Java unverhältnissmässig besser durchforscht ist als Sumatra, dürfen
wir wohl vermuthen, dass auch diese noch in Sumatra zu finden
sind und dass überhaupt die Süsswasserfauna Javas sich nur negativ
durch den Mangel mancher Gattungen und zahlreicher Arten, nicht
aber positiv durch das Auftreten eigener Gattungen von derjenigen
seiner beiden grösseren Nachbarinseln unterscheidet.

Mit Celebes beginnt nun aber eine weit grössere Armuth
an Süsswasserfischen, indem von hier an durch den ganzen
östlichen Theil des Archipels die eigentlichen Süss-
wasserfamilien unter den Fischen fehlen
: Die Cyprinoiden
mangeln völlig, ebenso die Süsswasser-Nandoiden, die Gattungen
Mastacemblus, Notopterus und Osteoglossum; die Siluroiden sind
auf den Molukken nur durch die marine Gattung Plotosus57) und
auf Celebes auch noch durch den ebenfalls im Meer lebenden Nasen-
wels, Arius thalassinus Rüpp. (Netuma nasuta Blkr.) und liocephalus
Blkr., die Labyrinthfische auf Celebes und den Molukken nur durch
eine wahrscheinlich eingeführte Art von Ophicephalus (striatus C. V.),
auf Celebes allein nach Bleeker auch noch durch zwei Arten der
Gattung Anabas vertreten. Es sind daher hauptsächlich die oben
als Zugfische und als Brackwasserfische betrachteten Gattungen, wie
die Aale, einige Percoiden und manche Gobioiden, welche in Celebes
und auf den Molukken die Süsswasserfauna bilden58) und von denen
mehrere Arten bis jetzt auch nur im süssen Wasser gefunden wor-
den zu sein scheinen, wie Dules marginatus und maculatus, Gobius
grammepomus und Eleotris Hoedti., während die Mehrzahl auch im
Meer oder doch im Brackwasser (in aquis fluviomarinis, wie Bleeker

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[313/0331] Mangel an Süsswasserfischen im Osten. dass sie noch in Sumatra zu finden seien, wo die grösseren Seen und mehrere Stromgebiete ichthyologisch noch unbekannt sind. Vermuthlich ist auch eine nicht unbedeutende Anzahl der Süss- wasserfische Borneos auf der malaiischen Halbinsel vorhanden, so- weit hier nicht die geringere Entwicklung der Flüsse und Seen be- schränkend wirkt. Im wasserreichen Küstenlande Siams finden wir eine ganze Anzahl derselben Süsswasserfische wieder, namentlich Cyprinoiden (beinahe ein Drittel). Andererseits fehlt dagegen schon auf Java mehr als die Hälfte der zwischen Borneo und Sumatra gemeinsamen Arten, namentlich die eben als charakteristisch genannten Formen, und unter den 66 Arten Borneo’s weiss ich nur von vier, dass sie auch in Java, aber bis jetzt nicht in Sumatra gefunden worden sind. Da Java unverhältnissmässig besser durchforscht ist als Sumatra, dürfen wir wohl vermuthen, dass auch diese noch in Sumatra zu finden sind und dass überhaupt die Süsswasserfauna Javas sich nur negativ durch den Mangel mancher Gattungen und zahlreicher Arten, nicht aber positiv durch das Auftreten eigener Gattungen von derjenigen seiner beiden grösseren Nachbarinseln unterscheidet. Mit Celebes beginnt nun aber eine weit grössere Armuth an Süsswasserfischen, indem von hier an durch den ganzen östlichen Theil des Archipels die eigentlichen Süss- wasserfamilien unter den Fischen fehlen: Die Cyprinoiden mangeln völlig, ebenso die Süsswasser-Nandoiden, die Gattungen Mastacemblus, Notopterus und Osteoglossum; die Siluroiden sind auf den Molukken nur durch die marine Gattung Plotosus57) und auf Celebes auch noch durch den ebenfalls im Meer lebenden Nasen- wels, Arius thalassinus Rüpp. (Netuma nasuta Blkr.) und liocephalus Blkr., die Labyrinthfische auf Celebes und den Molukken nur durch eine wahrscheinlich eingeführte Art von Ophicephalus (striatus C. V.), auf Celebes allein nach Bleeker auch noch durch zwei Arten der Gattung Anabas vertreten. Es sind daher hauptsächlich die oben als Zugfische und als Brackwasserfische betrachteten Gattungen, wie die Aale, einige Percoiden und manche Gobioiden, welche in Celebes und auf den Molukken die Süsswasserfauna bilden58) und von denen mehrere Arten bis jetzt auch nur im süssen Wasser gefunden wor- den zu sein scheinen, wie Dules marginatus und maculatus, Gobius grammepomus und Eleotris Hoedti., während die Mehrzahl auch im Meer oder doch im Brackwasser (in aquis fluviomarinis, wie Bleeker

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/331>, abgerufen am 19.04.2024.