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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Fische der Tiefe. Geographische Verbreitung.
(Rhombus) und Zungen (Solea, Synaptura); erstere nennt der Malaie
sehr bezeichnend mata-sablah, Augen einerseits, letztere überein-
stimmend mit uns lidah, Zunge. Beide Familien, Rochen und Pleu-
ronectiden, erscheinen auf den Fischmärkten, doch nicht in so
überwiegendem Verhältniss wie im nördlichen Europa. Eine be-
deutende Rolle auf den Märkten des Archipels spielt aber noch
eine Gattung, die ihrer Gestalt und Färbung nach ebenfalls zu diesen
Fischen des weichen Grundes gehört, aber Europa ganz fremd ist,
nämlich die Plattköpfe, Platycephalus, malaiisch bobossok, auch
badji-badji, Keil, genannt, auf den Molukken auch ikan buaja,
Krokodilfisch.

Endlich möge noch mit Einem Wort der Fische grösserer
Meerestiefen gedacht werden; es stehen mir leider darüber keine
direkten Erfahrungen zu Gebot, aber nachdem was wir aus andern
Meeren, namentlich dem Mittelmeer 81) wissen, dürfen wir vielleicht
solche in einigen auffällig grossaugigen, vorherrschend hellroth ge-
färbten Stachelflossern vermuthen, wie dem grossschuppigen Myri-
pristis, ikan gora auf Amboina, und dem rosenfarbigen Priacanthus,
ikan swangi, Gespenstfisch, der Malaien.

10. Wirbellose Meerthiere.

Indem ich eine speziellere Behandlung der gesammelten Mol-
lusken, Crustaceen und Strahlthiere für die folgenden Bände auf-
spare, soll hier nur in Kürze die allgemeine physiographische und
geographische Vertheilung derselben und gelegentlich ihre Verwen-
dung von Seite des Menschen angedeutet werden.

Wie bei den Fischen, so tritt auch bei den wirbellosen Thie-
ren die Gleichheit der Meeresfauna von den ostafrikanischen Küsten
an durch den ganzen indischen Ocean hindurch bis tief in das tro-
pische Polynesien, aber nicht bis zur Westküste Amerikas als all-
gemeine Regel auf; die meisten Gattungen und sehr viele Arten
bleiben in dieser weiten Ausdehnung sich gleich, so namentlich
viele der bekannteren, in den europäischen Sammlungen so häufigen
Conchylien. 82)

Was den näheren Aufenthalt der Meerthiere betrifft, so ist
für alle, welche nicht zeitlebens frei schwimmen, sondern eines
Bodens bedürfen, die physikalische Beschaffenheit desselben von
entscheidendem Einfluss: Schlamm-, Sand- und Stein- oder Felsen-
grund zeigen eine ganz verschiedene Thierbevölkerung. Andererseits

Fische der Tiefe. Geographische Verbreitung.
(Rhombus) und Zungen (Solea, Synaptura); erstere nennt der Malaie
sehr bezeichnend mata-sablah, Augen einerseits, letztere überein-
stimmend mit uns lidah, Zunge. Beide Familien, Rochen und Pleu-
ronectiden, erscheinen auf den Fischmärkten, doch nicht in so
überwiegendem Verhältniss wie im nördlichen Europa. Eine be-
deutende Rolle auf den Märkten des Archipels spielt aber noch
eine Gattung, die ihrer Gestalt und Färbung nach ebenfalls zu diesen
Fischen des weichen Grundes gehört, aber Europa ganz fremd ist,
nämlich die Plattköpfe, Platycephalus, malaiisch bobossok, auch
badji-badji, Keil, genannt, auf den Molukken auch ikan buaja,
Krokodilfisch.

Endlich möge noch mit Einem Wort der Fische grösserer
Meerestiefen gedacht werden; es stehen mir leider darüber keine
direkten Erfahrungen zu Gebot, aber nachdem was wir aus andern
Meeren, namentlich dem Mittelmeer 81) wissen, dürfen wir vielleicht
solche in einigen auffällig grossaugigen, vorherrschend hellroth ge-
färbten Stachelflossern vermuthen, wie dem grossschuppigen Myri-
pristis, ikan gora auf Amboina, und dem rosenfarbigen Priacanthus,
ikan swangi, Gespenstfisch, der Malaien.

10. Wirbellose Meerthiere.

Indem ich eine speziellere Behandlung der gesammelten Mol-
lusken, Crustaceen und Strahlthiere für die folgenden Bände auf-
spare, soll hier nur in Kürze die allgemeine physiographische und
geographische Vertheilung derselben und gelegentlich ihre Verwen-
dung von Seite des Menschen angedeutet werden.

Wie bei den Fischen, so tritt auch bei den wirbellosen Thie-
ren die Gleichheit der Meeresfauna von den ostafrikanischen Küsten
an durch den ganzen indischen Ocean hindurch bis tief in das tro-
pische Polynesien, aber nicht bis zur Westküste Amerikas als all-
gemeine Regel auf; die meisten Gattungen und sehr viele Arten
bleiben in dieser weiten Ausdehnung sich gleich, so namentlich
viele der bekannteren, in den europäischen Sammlungen so häufigen
Conchylien. 82)

Was den näheren Aufenthalt der Meerthiere betrifft, so ist
für alle, welche nicht zeitlebens frei schwimmen, sondern eines
Bodens bedürfen, die physikalische Beschaffenheit desselben von
entscheidendem Einfluss: Schlamm-, Sand- und Stein- oder Felsen-
grund zeigen eine ganz verschiedene Thierbevölkerung. Andererseits

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[327/0345] Fische der Tiefe. Geographische Verbreitung. (Rhombus) und Zungen (Solea, Synaptura); erstere nennt der Malaie sehr bezeichnend mata-sablah, Augen einerseits, letztere überein- stimmend mit uns lidah, Zunge. Beide Familien, Rochen und Pleu- ronectiden, erscheinen auf den Fischmärkten, doch nicht in so überwiegendem Verhältniss wie im nördlichen Europa. Eine be- deutende Rolle auf den Märkten des Archipels spielt aber noch eine Gattung, die ihrer Gestalt und Färbung nach ebenfalls zu diesen Fischen des weichen Grundes gehört, aber Europa ganz fremd ist, nämlich die Plattköpfe, Platycephalus, malaiisch bobossok, auch badji-badji, Keil, genannt, auf den Molukken auch ikan buaja, Krokodilfisch. Endlich möge noch mit Einem Wort der Fische grösserer Meerestiefen gedacht werden; es stehen mir leider darüber keine direkten Erfahrungen zu Gebot, aber nachdem was wir aus andern Meeren, namentlich dem Mittelmeer 81) wissen, dürfen wir vielleicht solche in einigen auffällig grossaugigen, vorherrschend hellroth ge- färbten Stachelflossern vermuthen, wie dem grossschuppigen Myri- pristis, ikan gora auf Amboina, und dem rosenfarbigen Priacanthus, ikan swangi, Gespenstfisch, der Malaien. 10. Wirbellose Meerthiere. Indem ich eine speziellere Behandlung der gesammelten Mol- lusken, Crustaceen und Strahlthiere für die folgenden Bände auf- spare, soll hier nur in Kürze die allgemeine physiographische und geographische Vertheilung derselben und gelegentlich ihre Verwen- dung von Seite des Menschen angedeutet werden. Wie bei den Fischen, so tritt auch bei den wirbellosen Thie- ren die Gleichheit der Meeresfauna von den ostafrikanischen Küsten an durch den ganzen indischen Ocean hindurch bis tief in das tro- pische Polynesien, aber nicht bis zur Westküste Amerikas als all- gemeine Regel auf; die meisten Gattungen und sehr viele Arten bleiben in dieser weiten Ausdehnung sich gleich, so namentlich viele der bekannteren, in den europäischen Sammlungen so häufigen Conchylien. 82) Was den näheren Aufenthalt der Meerthiere betrifft, so ist für alle, welche nicht zeitlebens frei schwimmen, sondern eines Bodens bedürfen, die physikalische Beschaffenheit desselben von entscheidendem Einfluss: Schlamm-, Sand- und Stein- oder Felsen- grund zeigen eine ganz verschiedene Thierbevölkerung. Andererseits

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/345>, abgerufen am 19.04.2024.