Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite


§. 1.

UM dir Anfangs, geliebter Leser, einen
generalen Begriff, und summari-
schen Abriß von meinem miserablen
und Jammer-vollen Leben zu ma-
chen, so findest du hier ein Exempel
eines Menschen, bey dem GOttes gewöhnliches
und großes Haupt-Werck vom zwölfften Jahre
an bis ins Alter, und schier bis diese Stunde ge-
wesen, ihn zu tödten, und wieder lebendig zu ma-
chen: ihn in die Hölle, und wieder heraus zu
führen. Oder die Sache noch mit mehrern Wor-
ten auszudrücken, so liesest du das Leben eines
Mannes, der wegen der schrecklichen Verderb-
nisse, so in seiner Seelen zu finden gewesen, und
gegen welche er sich nicht eifrig genung gesetzet,
noch Männlich genug wider solche gestritten, sich
durch eigene Schuld und Saumseligkeit, und
Mangel der geistlichen Wachsamkeit bald sich
selbst, so zu reden, getödtet, bald aber durch GOt-
tes große und unaussprechliche Gnade wieder le-

bendig
A


§. 1.

UM dir Anfangs, geliebter Leſer, einen
generalen Begriff, und ſummari-
ſchen Abriß von meinem miſerablen
und Jammer-vollen Leben zu ma-
chen, ſo findeſt du hier ein Exempel
eines Menſchen, bey dem GOttes gewoͤhnliches
und großes Haupt-Werck vom zwoͤlfften Jahre
an bis ins Alter, und ſchier bis dieſe Stunde ge-
weſen, ihn zu toͤdten, und wieder lebendig zu ma-
chen: ihn in die Hoͤlle, und wieder heraus zu
fuͤhren. Oder die Sache noch mit mehrern Wor-
ten auszudruͤcken, ſo lieſeſt du das Leben eines
Mannes, der wegen der ſchrecklichen Verderb-
niſſe, ſo in ſeiner Seelen zu finden geweſen, und
gegen welche er ſich nicht eifrig genung geſetzet,
noch Maͤnnlich genug wider ſolche geſtritten, ſich
durch eigene Schuld und Saumſeligkeit, und
Mangel der geiſtlichen Wachſamkeit bald ſich
ſelbſt, ſo zu reden, getoͤdtet, bald aber durch GOt-
tes große und unausſprechliche Gnade wieder le-

bendig
A
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0047" n="[1]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 1.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">U</hi>M dir Anfangs, <hi rendition="#fr">geliebter Le&#x017F;er,</hi> einen<lb/><hi rendition="#aq">general</hi>en Begriff, und <hi rendition="#aq">&#x017F;ummari-</hi><lb/>
&#x017F;chen Abriß von meinem <hi rendition="#aq">mi&#x017F;erabl</hi>en<lb/>
und Jammer-vollen Leben zu ma-<lb/>
chen, &#x017F;o finde&#x017F;t du hier ein Exempel<lb/>
eines Men&#x017F;chen, bey dem GOttes gewo&#x0364;hnliches<lb/>
und großes Haupt-Werck vom zwo&#x0364;lfften Jahre<lb/>
an bis ins Alter, und &#x017F;chier bis die&#x017F;e Stunde ge-<lb/>
we&#x017F;en, ihn zu to&#x0364;dten, und wieder lebendig zu ma-<lb/>
chen: ihn in die Ho&#x0364;lle, und wieder heraus zu<lb/>
fu&#x0364;hren. Oder die Sache noch mit mehrern Wor-<lb/>
ten auszudru&#x0364;cken, &#x017F;o lie&#x017F;e&#x017F;t du das Leben eines<lb/>
Mannes, der wegen der &#x017F;chrecklichen Verderb-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o in &#x017F;einer Seelen zu finden gewe&#x017F;en, und<lb/>
gegen welche er &#x017F;ich nicht eifrig genung ge&#x017F;etzet,<lb/>
noch Ma&#x0364;nnlich genug wider &#x017F;olche ge&#x017F;tritten, &#x017F;ich<lb/>
durch eigene Schuld und Saum&#x017F;eligkeit, und<lb/>
Mangel der gei&#x017F;tlichen Wach&#x017F;amkeit bald &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;o zu reden, geto&#x0364;dtet, bald aber durch GOt-<lb/>
tes große und unaus&#x017F;prechliche Gnade wieder le-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A</fw><fw place="bottom" type="catch">bendig</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0047] §. 1. UM dir Anfangs, geliebter Leſer, einen generalen Begriff, und ſummari- ſchen Abriß von meinem miſerablen und Jammer-vollen Leben zu ma- chen, ſo findeſt du hier ein Exempel eines Menſchen, bey dem GOttes gewoͤhnliches und großes Haupt-Werck vom zwoͤlfften Jahre an bis ins Alter, und ſchier bis dieſe Stunde ge- weſen, ihn zu toͤdten, und wieder lebendig zu ma- chen: ihn in die Hoͤlle, und wieder heraus zu fuͤhren. Oder die Sache noch mit mehrern Wor- ten auszudruͤcken, ſo lieſeſt du das Leben eines Mannes, der wegen der ſchrecklichen Verderb- niſſe, ſo in ſeiner Seelen zu finden geweſen, und gegen welche er ſich nicht eifrig genung geſetzet, noch Maͤnnlich genug wider ſolche geſtritten, ſich durch eigene Schuld und Saumſeligkeit, und Mangel der geiſtlichen Wachſamkeit bald ſich ſelbſt, ſo zu reden, getoͤdtet, bald aber durch GOt- tes große und unausſprechliche Gnade wieder le- bendig A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/47
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/47>, abgerufen am 28.03.2024.