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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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darauf sein Amt antrat,
heran, da der völlige Gottesdienst, und das pre-
digen in der Peters-Kirche angehen solte. Es
hieß, in Pfingsten solte ich den Anfang dazu ma-
chen; es wurde aber aufgeschoben. Dar-
nach muste ich mich auf das Trinitatis-Fest prae-
pari
ren, und bereit halten, und das war auch
vergebens, bis endlich der Erste Sonntag nach
Trinitatis derjenige Tag war, da ich die erste
Predigt halten kunte. Zwey Predigten habe
ich, ehe ich Prediger wurde, umsonst gemacht,
und die zwey letzten habe ich auch Anno 1728.
vergebens concipiret, da ich wegen meines ge-
schriebenen Buches in die bekannten Verdrüß-
lichkeiten verfiel, welche mich zuletzt zur Resigna-
tion
meines Amtes bewegten, nachdem ich in
16. Jahren, wie ich es rechne, 1000. Predigten
gehalten hatte.

Anno 1712.
§. 117.

Da ich nun ietzt beschreiben soll, wie es mir
im Predigt-Amte ergangen, und was ich in dem-
selben vor Fata gehabt, so kommt mir der Pre-
diger-Stand vor beynahe wie der Ehestand, von
welchem einer ausgeruffen: Ach wie wohl, und
wehe wird manchem in der Ehe! Mir ist es auch
wohl, und übel im Predigt-Amte ergangen; ich
habe viel angenehmes, und auch viel unangenehmes

erfah-
K k 2

darauf ſein Amt antrat,
heran, da der voͤllige Gottesdienſt, und das pre-
digen in der Peters-Kirche angehen ſolte. Es
hieß, in Pfingſten ſolte ich den Anfang dazu ma-
chen; es wurde aber aufgeſchoben. Dar-
nach muſte ich mich auf das Trinitatis-Feſt præ-
pari
ren, und bereit halten, und das war auch
vergebens, bis endlich der Erſte Sonntag nach
Trinitatis derjenige Tag war, da ich die erſte
Predigt halten kunte. Zwey Predigten habe
ich, ehe ich Prediger wurde, umſonſt gemacht,
und die zwey letzten habe ich auch Anno 1728.
vergebens concipiret, da ich wegen meines ge-
ſchriebenen Buches in die bekannten Verdruͤß-
lichkeiten verfiel, welche mich zuletzt zur Reſigna-
tion
meines Amtes bewegten, nachdem ich in
16. Jahren, wie ich es rechne, 1000. Predigten
gehalten hatte.

Anno 1712.
§. 117.

Da ich nun ietzt beſchreiben ſoll, wie es mir
im Predigt-Amte ergangen, und was ich in dem-
ſelben vor Fata gehabt, ſo kommt mir der Pre-
diger-Stand vor beynahe wie der Eheſtand, von
welchem einer ausgeruffen: Ach wie wohl, und
wehe wird manchem in der Ehe! Mir iſt es auch
wohl, und uͤbel im Predigt-Amte ergangen; ich
habe viel angenehmes, und auch viel unangenehmes

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K k 2
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[515/0561] darauf ſein Amt antrat, heran, da der voͤllige Gottesdienſt, und das pre- digen in der Peters-Kirche angehen ſolte. Es hieß, in Pfingſten ſolte ich den Anfang dazu ma- chen; es wurde aber aufgeſchoben. Dar- nach muſte ich mich auf das Trinitatis-Feſt præ- pariren, und bereit halten, und das war auch vergebens, bis endlich der Erſte Sonntag nach Trinitatis derjenige Tag war, da ich die erſte Predigt halten kunte. Zwey Predigten habe ich, ehe ich Prediger wurde, umſonſt gemacht, und die zwey letzten habe ich auch Anno 1728. vergebens concipiret, da ich wegen meines ge- ſchriebenen Buches in die bekannten Verdruͤß- lichkeiten verfiel, welche mich zuletzt zur Reſigna- tion meines Amtes bewegten, nachdem ich in 16. Jahren, wie ich es rechne, 1000. Predigten gehalten hatte. Anno 1712. §. 117. Da ich nun ietzt beſchreiben ſoll, wie es mir im Predigt-Amte ergangen, und was ich in dem- ſelben vor Fata gehabt, ſo kommt mir der Pre- diger-Stand vor beynahe wie der Eheſtand, von welchem einer ausgeruffen: Ach wie wohl, und wehe wird manchem in der Ehe! Mir iſt es auch wohl, und uͤbel im Predigt-Amte ergangen; ich habe viel angenehmes, und auch viel unangenehmes erfah- K k 2

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/561>, abgerufen am 19.04.2024.