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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Sünde auch da finden will,
zuvor in einer Compagnie verlauten laßen:
wo sie M. Bernden vollends das Haus verbö-
ten, so käme sie hernach nicht mehr zu ihm in
seine Kirche.

§. 122.

Am wenigsten haben meinen Applausum
und Erbauung die, so meines gleichen, gehin-
dert, ja ihnen mehr, als mir selbst durch ihr
predigen wider mich geschadet. Jch will es
gern als eine überbliebene Schwachheit bey ei-
nigen Lehrern ansehen, wenn es ihnen so schwer
wird, des andern seinen Applausum zu vertra-
gen; so daß sie auch ihren Unwillen deßhalben
in öffentlichen Predigten nicht bergen können,
sondern des andern seine Liebe und Hochachtung
auf allerhand Art und Weise zu schwächen su-
chen. Jch vor mich habe zwar niemahls die-
ses begreiffen können, indem ichs wenig geach-
tet, insonderheit nach der Zeit, wenn andere
mehrern Zulauff des Volcks, als ich, hatten;
ja ich bin vielmahls froh gewesen, wenn dieje-
nigen in geringer Anzahl zu mir in die Kirche
kamen, vor denen ich mich gar sonderlich in al-
len Worten in acht nehmen muste. Solte
man denn den armen Leuten nicht die Freyheit
zu urtheilen laßen, welcher Prediger vor andern
von ihnen gehöret zu werden meritire, und wel-

cher

Suͤnde auch da finden will,
zuvor in einer Compagnie verlauten laßen:
wo ſie M. Bernden vollends das Haus verboͤ-
ten, ſo kaͤme ſie hernach nicht mehr zu ihm in
ſeine Kirche.

§. 122.

Am wenigſten haben meinen Applauſum
und Erbauung die, ſo meines gleichen, gehin-
dert, ja ihnen mehr, als mir ſelbſt durch ihr
predigen wider mich geſchadet. Jch will es
gern als eine uͤberbliebene Schwachheit bey ei-
nigen Lehrern anſehen, wenn es ihnen ſo ſchwer
wird, des andern ſeinen Applauſum zu vertra-
gen; ſo daß ſie auch ihren Unwillen deßhalben
in oͤffentlichen Predigten nicht bergen koͤnnen,
ſondern des andern ſeine Liebe und Hochachtung
auf allerhand Art und Weiſe zu ſchwaͤchen ſu-
chen. Jch vor mich habe zwar niemahls die-
ſes begreiffen koͤnnen, indem ichs wenig geach-
tet, inſonderheit nach der Zeit, wenn andere
mehrern Zulauff des Volcks, als ich, hatten;
ja ich bin vielmahls froh geweſen, wenn dieje-
nigen in geringer Anzahl zu mir in die Kirche
kamen, vor denen ich mich gar ſonderlich in al-
len Worten in acht nehmen muſte. Solte
man denn den armen Leuten nicht die Freyheit
zu urtheilen laßen, welcher Prediger vor andern
von ihnen gehoͤret zu werden meritire, und wel-

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[559/0605] Suͤnde auch da finden will, zuvor in einer Compagnie verlauten laßen: wo ſie M. Bernden vollends das Haus verboͤ- ten, ſo kaͤme ſie hernach nicht mehr zu ihm in ſeine Kirche. §. 122. Am wenigſten haben meinen Applauſum und Erbauung die, ſo meines gleichen, gehin- dert, ja ihnen mehr, als mir ſelbſt durch ihr predigen wider mich geſchadet. Jch will es gern als eine uͤberbliebene Schwachheit bey ei- nigen Lehrern anſehen, wenn es ihnen ſo ſchwer wird, des andern ſeinen Applauſum zu vertra- gen; ſo daß ſie auch ihren Unwillen deßhalben in oͤffentlichen Predigten nicht bergen koͤnnen, ſondern des andern ſeine Liebe und Hochachtung auf allerhand Art und Weiſe zu ſchwaͤchen ſu- chen. Jch vor mich habe zwar niemahls die- ſes begreiffen koͤnnen, indem ichs wenig geach- tet, inſonderheit nach der Zeit, wenn andere mehrern Zulauff des Volcks, als ich, hatten; ja ich bin vielmahls froh geweſen, wenn dieje- nigen in geringer Anzahl zu mir in die Kirche kamen, vor denen ich mich gar ſonderlich in al- len Worten in acht nehmen muſte. Solte man denn den armen Leuten nicht die Freyheit zu urtheilen laßen, welcher Prediger vor andern von ihnen gehoͤret zu werden meritire, und wel- cher

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/605>, abgerufen am 29.03.2024.