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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Erstes Buch, drittes Kapitel.
und dann dürfen wir drei Stunden spielen. Räuber
und Dragoner ist das Schönste. Ich hab einen
Versteck, den keiner rauskrigt. Da können sie
lange suchen, wenn ich durchs Fenster in den Bade¬
bassin krauche. Pritschball ist auch sehr schön, aber
die Pritschen sind so lang, daß man oft vorbeihaut,
und dann brillen die andern. Die Seite, wo
Miokovitsch ist, gewinnt immer. Er hat die
schwerste Pritsche, aber er macht selten mit. Über¬
haupt ist er oft nicht da, wenn gespielt wird.
Ich hab ihn mal gefragt, warum er immer nicht
da ist. Da hat er gesagt: Du bist neugierig,
Schund, aber wenn du's niemand sagst, will ich
Dir's verraten. Aber er hat mich blos verulken
wollen, denn es ist doch Unsinn, daß er auf dem
Mond spazieren geht. Solche Witze macht er
immer.

Liebe Mama, warum schickst Du die Pfann¬
kuchen nicht.

Es grüßt Dich Dein
teurer Sohn
Williwitsch.
[Abbildung]

Erſtes Buch, drittes Kapitel.
und dann dürfen wir drei Stunden ſpielen. Räuber
und Dragoner iſt das Schönſte. Ich hab einen
Verſteck, den keiner rauskrigt. Da können ſie
lange ſuchen, wenn ich durchs Fenſter in den Bade¬
baſſin krauche. Pritſchball iſt auch ſehr ſchön, aber
die Pritſchen ſind ſo lang, daß man oft vorbeihaut,
und dann brillen die andern. Die Seite, wo
Miokovitſch iſt, gewinnt immer. Er hat die
ſchwerſte Pritſche, aber er macht ſelten mit. Über¬
haupt iſt er oft nicht da, wenn geſpielt wird.
Ich hab ihn mal gefragt, warum er immer nicht
da iſt. Da hat er geſagt: Du biſt neugierig,
Schund, aber wenn du's niemand ſagſt, will ich
Dir's verraten. Aber er hat mich blos verulken
wollen, denn es iſt doch Unſinn, daß er auf dem
Mond ſpazieren geht. Solche Witze macht er
immer.

Liebe Mama, warum ſchickſt Du die Pfann¬
kuchen nicht.

Es grüßt Dich Dein
teurer Sohn
Williwitſch.
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[27/0041] Erſtes Buch, drittes Kapitel. und dann dürfen wir drei Stunden ſpielen. Räuber und Dragoner iſt das Schönſte. Ich hab einen Verſteck, den keiner rauskrigt. Da können ſie lange ſuchen, wenn ich durchs Fenſter in den Bade¬ baſſin krauche. Pritſchball iſt auch ſehr ſchön, aber die Pritſchen ſind ſo lang, daß man oft vorbeihaut, und dann brillen die andern. Die Seite, wo Miokovitſch iſt, gewinnt immer. Er hat die ſchwerſte Pritſche, aber er macht ſelten mit. Über¬ haupt iſt er oft nicht da, wenn geſpielt wird. Ich hab ihn mal gefragt, warum er immer nicht da iſt. Da hat er geſagt: Du biſt neugierig, Schund, aber wenn du's niemand ſagſt, will ich Dir's verraten. Aber er hat mich blos verulken wollen, denn es iſt doch Unſinn, daß er auf dem Mond ſpazieren geht. Solche Witze macht er immer. Liebe Mama, warum ſchickſt Du die Pfann¬ kuchen nicht. Es grüßt Dich Dein teurer Sohn Williwitſch. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/41>, abgerufen am 25.04.2024.