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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

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Die zur Aufnahm und Besörderung der Wissenschaften von dem Kö-
nig bestellte Herren Academici, da sie in der Ausmessung der Erde beschästi-
get gewesen, haben befunden, daß ein Grad von der Circumferenz eines Erd-
Mittagkreises 57060. Toisen in sich begreife, wann man nun 25. Meilen nuf
einen Grad rechnet, wird eine Meile 2282. Toisen in sich halten.

Eine Meile zur See ist ein wenig grösser, weil man nur 20. derglel-
chen Meilen aufeinen Grad rechnet, derowegen hält solche fast 3000. Toisen
in sich.

Die Italiäner rechnen nach denen Meilen, davon eine jede 1000. Geo-
metrische Schritt in sich begreift.

Ein Geometrischer Schritt macht 5. Schuh, wie sie vor alten Zeiten
gewesen, davon ein Palmus oder eine Handbreite . von einem alten Rö-
mischen Schuh ist, den man ungefehr auf 11. von unsern (Pariser) Zollen
in der Grösse schätzet. Derowegen hält eine Italiänische Meil zu Rom bey
nahe 769. nach unsern Toisen in sich.

Die Deutschen rechnen auch nach Meilen, aber sie sind viel grösser, als
die Italtänischen, sie geben 3626 Toisen.

Man rechnet auch in Spanien nach Meilen, welche 2853. Toisen in
sich begreifen, von diesen gehen gerad 20. Meilen auf einen Grad der Erden.

Gleiche Beschaffenheit hat es auch damit in Engelland und Holland.

Erster Nutz.
Eine gerade Linie auf dem Felde durch zwey gegebene Pun-
cte zu zieben, und solche, so weit als es vonnöthen ist,
zu verlängern.

Man stecke einen Stab bey jedem gegebenen Puncte ein, und lasse,
nachdeme eine Schnur von einem Stab biß zum andern ausgespannet wor-
den, nach der Länge der besagten Schnur einen Strich ziehen, wann aber die
zween Stäbe gar zu weit voneinander stehen, so stecke man noch andere in
eben derselben Absehungslinie darzwischen, und mache, wann man accurat
operiren will, daß sie bleyrecht über der Erden stehen, also daß in dem Abzie-
len oder Absehen der erste die andern alle dem Auge decke.

Es mag auch auf eben diese Weise eine gerade Linie auf dem Felde ver-
längert werden, dann man kan, nachdeme zween Stäbe eingestecket worden,
so viel als man will, andere in eben derselben Absehungslinie im Abzielen
hinaus einstecken, wie wir schon gesagt haben, es wird aber dabey erfordert,
daß die zween Stäbe allzeit recht eingestecket werden, damit man den dritten
in eine gerade Linie bringen möge.

Die zur Aufnahm und Beſörderung der Wiſſenſchaften von dem Kö-
nig beſtellte Herren Academici, da ſie in der Ausmeſſung der Erde beſchäſti-
get geweſen, haben befunden, daß ein Grad von der Circumferenz eines Erd-
Mittagkreiſes 57060. Toiſen in ſich begreife, wann man nun 25. Meilen nuf
einen Grad rechnet, wird eine Meile 2282. Toiſen in ſich halten.

Eine Meile zur See iſt ein wenig gröſſer, weil man nur 20. derglel-
chen Meilen aufeinen Grad rechnet, derowegen hält ſolche faſt 3000. Toiſen
in ſich.

Die Italiäner rechnen nach denen Meilen, davon eine jede 1000. Geo-
metriſche Schritt in ſich begreift.

Ein Geometriſcher Schritt macht 5. Schuh, wie ſie vor alten Zeiten
geweſen, davon ein Palmus oder eine Handbreite . von einem alten Rö-
miſchen Schuh iſt, den man ungefehr auf 11. von unſern (Pariſer) Zollen
in der Gröſſe ſchätzet. Derowegen hält eine Italiäniſche Meil zu Rom bey
nahe 769. nach unſern Toiſen in ſich.

Die Deutſchen rechnen auch nach Meilen, aber ſie ſind viel gröſſer, als
die Italtäniſchen, ſie geben 3626 Toiſen.

Man rechnet auch in Spanien nach Meilen, welche 2853. Toiſen in
ſich begreifen, von dieſen gehen gerad 20. Meilen auf einen Grad der Erden.

Gleiche Beſchaffenheit hat es auch damit in Engelland und Holland.

Erſter Nutz.
Eine gerade Linie auf dem Felde durch zwey gegebene Pun-
cte zu zieben, und ſolche, ſo weit als es vonnöthen iſt,
zu verlängern.

Man ſtecke einen Stab bey jedem gegebenen Puncte ein, und laſſe,
nachdeme eine Schnur von einem Stab biß zum andern ausgeſpannet wor-
den, nach der Länge der beſagten Schnur einen Strich ziehen, wann aber die
zween Stäbe gar zu weit voneinander ſtehen, ſo ſtecke man noch andere in
eben derſelben Abſehungslinie darzwiſchen, und mache, wann man accurat
operiren will, daß ſie bleyrecht über der Erden ſtehen, alſo daß in dem Abzie-
len oder Abſehen der erſte die andern alle dem Auge decke.

Es mag auch auf eben dieſe Weiſe eine gerade Linie auf dem Felde ver-
längert werden, dann man kan, nachdeme zween Stäbe eingeſtecket worden,
ſo viel als man will, andere in eben derſelben Abſehungslinie im Abzielen
hinaus einſtecken, wie wir ſchon geſagt haben, es wird aber dabey erfordert,
daß die zween Stäbe allzeit recht eingeſtecket werden, damit man den dritten
in eine gerade Linie bringen möge.

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[128/0150] Die zur Aufnahm und Beſörderung der Wiſſenſchaften von dem Kö- nig beſtellte Herren Academici, da ſie in der Ausmeſſung der Erde beſchäſti- get geweſen, haben befunden, daß ein Grad von der Circumferenz eines Erd- Mittagkreiſes 57060. Toiſen in ſich begreife, wann man nun 25. Meilen nuf einen Grad rechnet, wird eine Meile 2282. Toiſen in ſich halten. Eine Meile zur See iſt ein wenig gröſſer, weil man nur 20. derglel- chen Meilen aufeinen Grad rechnet, derowegen hält ſolche faſt 3000. Toiſen in ſich. Die Italiäner rechnen nach denen Meilen, davon eine jede 1000. Geo- metriſche Schritt in ſich begreift. Ein Geometriſcher Schritt macht 5. Schuh, wie ſie vor alten Zeiten geweſen, davon ein Palmus oder eine Handbreite [FORMEL]. von einem alten Rö- miſchen Schuh iſt, den man ungefehr auf 11. von unſern (Pariſer) Zollen in der Gröſſe ſchätzet. Derowegen hält eine Italiäniſche Meil zu Rom bey nahe 769. nach unſern Toiſen in ſich. Die Deutſchen rechnen auch nach Meilen, aber ſie ſind viel gröſſer, als die Italtäniſchen, ſie geben 3626 Toiſen. Man rechnet auch in Spanien nach Meilen, welche 2853. Toiſen in ſich begreifen, von dieſen gehen gerad 20. Meilen auf einen Grad der Erden. Gleiche Beſchaffenheit hat es auch damit in Engelland und Holland. Erſter Nutz. Eine gerade Linie auf dem Felde durch zwey gegebene Pun- cte zu zieben, und ſolche, ſo weit als es vonnöthen iſt, zu verlängern. Man ſtecke einen Stab bey jedem gegebenen Puncte ein, und laſſe, nachdeme eine Schnur von einem Stab biß zum andern ausgeſpannet wor- den, nach der Länge der beſagten Schnur einen Strich ziehen, wann aber die zween Stäbe gar zu weit voneinander ſtehen, ſo ſtecke man noch andere in eben derſelben Abſehungslinie darzwiſchen, und mache, wann man accurat operiren will, daß ſie bleyrecht über der Erden ſtehen, alſo daß in dem Abzie- len oder Abſehen der erſte die andern alle dem Auge decke. Es mag auch auf eben dieſe Weiſe eine gerade Linie auf dem Felde ver- längert werden, dann man kan, nachdeme zween Stäbe eingeſtecket worden, ſo viel als man will, andere in eben derſelben Abſehungslinie im Abzielen hinaus einſtecken, wie wir ſchon geſagt haben, es wird aber dabey erfordert, daß die zween Stäbe allzeit recht eingeſtecket werden, damit man den dritten in eine gerade Linie bringen möge.

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/150>, abgerufen am 28.03.2024.