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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

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dienen, damit man darinnen die Breiten, Höhen und Tiefen, wie in der an-
dern Figur zu ersehen, desto deutlicher vorstellig machen möge.

Fig. 2.
Nahmen der vornehmsten Linien und Winkel, welche den
Grundriß ausmachen.

Die Linie A B wird die äussere Seite des Vielecks genennet.

LL. die innere Seite des Vielecks.

L G, die Kehllinie des Bollwerks, E G die Flanc oder die Schulter, A E
die Face oder die Gesichtslinie und A L die Capital-oder Hauptlinie.

Fig. 1.

GH ist die Mittelwallslinie, (Courtine) und AH die berührende Defenslinie.

Die Figur A L G E stellet ein halbes Bollwerk vor.

Der Winkel A N B ist der Centerwinkel.

Der Winkel K A B der Winkel des Vielecks.

Der Winkel IAE, so aus zwoen Gesichtslinien (Facen) bestehet, wird der
flanquirte Winkel, oder der Bollwerkswinkel genennet.

Der Winkel AEG, so aus der Face und Flanc bestehet, wird der Schul-
terwinkel genennet. (Angle de la Courtine & du Flanc.)

Der Winkel E G H, welchen die Flanc und Courtine formiret, wird
der Flancwinkel genennet.

Der Winkel E G B, den die Flanc und die berührende Defenslinie aus-
machet, wird der innere flanquirte Winkel betitelt. (Angle de Flanquant.)

Der Winkel E D F, welcher aus zwoen berührenden Defenslinien,
die einander gegen die Mute der Courtine durch schneiden, entstehet, hat den
Namen des äussern flan[qu]irenden Winkels, oder des Winkels der Te-
naille.

Den Winkel E H G, der von der Courtine und der berührenden De-
fenslinie formiret wird, nennet man den Angulum diminutum. Dieser
Winkel ist allezeit demjenigen, den die Face eines Bollwerks und der Basis
oder der äussern Seite dargiebet, gleich.

Maximen oder Hauptregeln, die zum Fundament in der
Fortification zu wissen nöthig sind.
Von dergleichen Regeln mag man hauptsächlich 6. angeben.

Die erste ist, daß keine Gegend an dem ganzen Umfang eines Ortes seyn
solle, die man aus der Vestung nicht bestreichen, oder von den Flanquen aus
defendiren könne, weilen sonst die Feinde, so ein Spatium an dem Ort aussen
herum anzutreffen wäre, welches von den Belagerten weder gesehen noch de-
fendiret werden könnte, allda bedeckt und sicher stehen, sich dahero in kurzer
Zeit des Orts bemächtigenkönnten.

dienen, damit man darinnen die Breiten, Höhen und Tiefen, wie in der an-
dern Figur zu erſehen, deſto deutlicher vorſtellig machen möge.

Fig. 2.
Nahmen der vornehmſten Linien und Winkel, welche den
Grundriß ausmachen.

Die Linie A B wird die äuſſere Seite des Vielecks genennet.

LL. die innere Seite des Vielecks.

L G, die Kehllinie des Bollwerks, E G die Flanc oder die Schulter, A E
die Face oder die Geſichtslinie und A L die Capital-oder Hauptlinie.

Fig. 1.

GH iſt die Mittelwallslinie, (Courtine) und AH die berührende Defenslinie.

Die Figur A L G E ſtellet ein halbes Bollwerk vor.

Der Winkel A N B iſt der Centerwinkel.

Der Winkel K A B der Winkel des Vielecks.

Der Winkel IAE, ſo aus zwoen Geſichtslinien (Facen) beſtehet, wird der
flanquirte Winkel, oder der Bollwerkswinkel genennet.

Der Winkel AEG, ſo aus der Face und Flanc beſtehet, wird der Schul-
terwinkel genennet. (Angle de la Courtine & du Flanc.)

Der Winkel E G H, welchen die Flanc und Courtine formiret, wird
der Flancwinkel genennet.

Der Winkel E G B, den die Flanc und die berührende Defenslinie aus-
machet, wird der innere flanquirte Winkel betitelt. (Angle de Flanquant.)

Der Winkel E D F, welcher aus zwoen berührenden Defenslinien,
die einander gegen die Mute der Courtine durch ſchneiden, entſtehet, hat den
Namen des äuſſern flan[qu]irenden Winkels, oder des Winkels der Te-
naille.

Den Winkel E H G, der von der Courtine und der berührenden De-
fenslinie formiret wird, nennet man den Angulum diminutum. Dieſer
Winkel iſt allezeit demjenigen, den die Face eines Bollwerks und der Baſis
oder der äuſſern Seite dargiebet, gleich.

Maximen oder Hauptregeln, die zum Fundament in der
Fortification zu wiſſen nöthig ſind.
Von dergleichen Regeln mag man hauptſächlich 6. angeben.

Die erſte iſt, daß keine Gegend an dem ganzen Umfang eines Ortes ſeyn
ſolle, die man aus der Veſtung nicht beſtreichen, oder von den Flanquen aus
defendiren könne, weilen ſonſt die Feinde, ſo ein Spatium an dem Ort auſſen
herum anzutreffen wäre, welches von den Belagerten weder geſehen noch de-
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[186/0208] dienen, damit man darinnen die Breiten, Höhen und Tiefen, wie in der an- dern Figur zu erſehen, deſto deutlicher vorſtellig machen möge. Nahmen der vornehmſten Linien und Winkel, welche den Grundriß ausmachen. Die Linie A B wird die äuſſere Seite des Vielecks genennet. LL. die innere Seite des Vielecks. L G, die Kehllinie des Bollwerks, E G die Flanc oder die Schulter, A E die Face oder die Geſichtslinie und A L die Capital-oder Hauptlinie. GH iſt die Mittelwallslinie, (Courtine) und AH die berührende Defenslinie. Die Figur A L G E ſtellet ein halbes Bollwerk vor. Der Winkel A N B iſt der Centerwinkel. Der Winkel K A B der Winkel des Vielecks. Der Winkel IAE, ſo aus zwoen Geſichtslinien (Facen) beſtehet, wird der flanquirte Winkel, oder der Bollwerkswinkel genennet. Der Winkel AEG, ſo aus der Face und Flanc beſtehet, wird der Schul- terwinkel genennet. (Angle de la Courtine & du Flanc.) Der Winkel E G H, welchen die Flanc und Courtine formiret, wird der Flancwinkel genennet. Der Winkel E G B, den die Flanc und die berührende Defenslinie aus- machet, wird der innere flanquirte Winkel betitelt. (Angle de Flanquant.) Der Winkel E D F, welcher aus zwoen berührenden Defenslinien, die einander gegen die Mute der Courtine durch ſchneiden, entſtehet, hat den Namen des äuſſern flanquirenden Winkels, oder des Winkels der Te- naille. Den Winkel E H G, der von der Courtine und der berührenden De- fenslinie formiret wird, nennet man den Angulum diminutum. Dieſer Winkel iſt allezeit demjenigen, den die Face eines Bollwerks und der Baſis oder der äuſſern Seite dargiebet, gleich. Maximen oder Hauptregeln, die zum Fundament in der Fortification zu wiſſen nöthig ſind. Von dergleichen Regeln mag man hauptſächlich 6. angeben. Die erſte iſt, daß keine Gegend an dem ganzen Umfang eines Ortes ſeyn ſolle, die man aus der Veſtung nicht beſtreichen, oder von den Flanquen aus defendiren könne, weilen ſonſt die Feinde, ſo ein Spatium an dem Ort auſſen herum anzutreffen wäre, welches von den Belagerten weder geſehen noch de- fendiret werden könnte, allda bedeckt und ſicher ſtehen, ſich dahero in kurzer Zeit des Orts bemächtigenkönnten.

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/208>, abgerufen am 28.03.2024.