Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

jene winkelrecht durchschneidet, mit beykommet, alsdann in der Axe des
Sehrohrs eben diese Raume finden wird, an deme sehr viel gelegen, da
sonsten ausser dem Mittelpunct dergleichen Weiten nicht so genau bestim-
met werden können. Damit aber dieses Instrument nicht allein vollkom-
mener, sondern auch zum Gebrauche desto dienlicher seyn möge, hat obbe-
meldeter Herr Hecker noch an jede Seite zween andere Fäden, derer auch
noch mehr seyn ddrfen,) angeordnet, und zwa in der Absicht, daß man ver-
möge solcher, die bemeldete Raume, so man deren sehr viele in einer Nacht,
und zum öftern in einer gar kurzen Zeit, und dabey von gar differenten In-
terstitiis, da man das Mikrometer bald sehr weit öfncn, bald fast gar zumachen
müste, zu nehmen hätte, um desto bequemer und behender bestimmen könnte;
Sollte dem Beobachter gar keiner von allen Fäden anständig seyn, kann er
sich der beyden Nebenseiten bedienen, welcher ebenfalls, so sie zuvor aufein-
ander stossen, bey der Oefnung in gleicher Distanz, wie die Fäden von der
Mitte abgehen. Zu desto grösserer Richtigkeit dieses Instruments kommt
auch dieses hinzu, daß er die Lameeam l m bey den Zeichen *** auf
dem Rucken mit einem Schnitt versehen, damit man dabey die Ein-
theilungen, die sowol oben als unten allda vorgestellet, und mit Zahlen
ausgedrucket werden, desto genäuer anzeigen könne; jene Theilungen neh-
men ihren Anfang, wann die 2. vördersten Fäden einander berühren, und
denn ihre Bestimmung in den Zahlen, daß man lernen könne, um wie viel
Revolutionen des Zeigers die besagte Fäden voneinander abstehen,
da dann die Scheibe noch dabey die Theile, wo nicht die ganzen Re-
volutionen allein statt finden, wie viel dergleichen noch seyn mögen, an-
zeiget, welches alles zur richtigen Oefnung des Mikrometers dienet, als
nach welchen kleinen Theilen man hernach desto accuratere Tabellen con-
struiren kann. Ein mehrers, was bey dem Gebrauche dieses Instru-
ments etwann noch dienlich seyn mögte, findet man in besagten Actis p. 129.
allwo man noch weiter nachsehen kann.

Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Kir-
chischen Mikrometers.

Unter allen bishero vorgestellten Mikrometern hat billig sowol in Ansehung
der leichten Structur, als des bequemen Gebrauchs dasjenige den Vor-
zug, welches Herr Gottfried Kirch, ehemaliger Königl. Preußischer Astro-
nom, auch schon vor einer geraumen Zeit erfunden, es bestehet aber erst-
lich dessen Zusammensetzung in folgenden: Man lässet aus Messing einen
starken Ring, so groß als die Dicke des Seyrohrs erfordert, verfertigen,
an beyden Seiten zwo lange Schrauben von gleichen Gewinden in der

jene winkelrecht durchſchneidet, mit beykommet, alsdann in der Axe des
Sehrohrs eben dieſe Raume finden wird, an deme ſehr viel gelegen, da
ſonſten auſſer dem Mittelpunct dergleichen Weiten nicht ſo genau beſtim-
met werden können. Damit aber dieſes Inſtrument nicht allein vollkom-
mener, ſondern auch zum Gebrauche deſto dienlicher ſeyn möge, hat obbe-
meldeter Herr Hecker noch an jede Seite zween andere Fäden, derer auch
noch mehr ſeyn ddrfen,) angeordnet, und zwa in der Absicht, daß man ver-
möge ſolcher, die bemeldete Raume, ſo man deren ſehr viele in einer Nacht,
und zum öftern in einer gar kurzen Zeit, und dabey von gar differenten In-
terſtitiis, da man das Mikrometer bald ſehr weit öfncn, bald faſt gar zumachen
müſte, zu nehmen hätte, um deſto bequemer und behender beſtimmen könnte;
Sollte dem Beobachter gar keiner von allen Fäden anſtändig ſeyn, kann er
ſich der beyden Nebenſeiten bedienen, welcher ebenfalls, ſo ſie zuvor aufein-
ander ſtoſſen, bey der Oefnung in gleicher Diſtanz, wie die Fäden von der
Mitte abgehen. Zu deſto gröſſerer Richtigkeit dieſes Inſtruments kommt
auch dieſes hinzu, daß er die Lameeam l m bey den Zeichen *** ♋ auf
dem Rucken mit einem Schnitt verſehen, damit man dabey die Ein-
theilungen, die ſowol oben als unten allda vorgeſtellet, und mit Zahlen
ausgedrucket werden, deſto genäuer anzeigen könne; jene Theilungen neh-
men ihren Anfang, wann die 2. vörderſten Fäden einander berühren, und
denn ihre Beſtimmung in den Zahlen, daß man lernen könne, um wie viel
Revolutionen des Zeigers die beſagte Fäden voneinander abſtehen,
da dann die Scheibe noch dabey die Theile, wo nicht die ganzen Re-
volutionen allein ſtatt finden, wie viel dergleichen noch ſeyn mögen, an-
zeiget, welches alles zur richtigen Oefnung des Mikrometers dienet, als
nach welchen kleinen Theilen man hernach deſto accuratere Tabellen con-
ſtruiren kann. Ein mehrers, was bey dem Gebrauche dieſes Inſtru-
ments etwann noch dienlich ſeyn mögte, findet man in beſagten Actis p. 129.
allwo man noch weiter nachſehen kann.

Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Kir-
chiſchen Mikrometers.

Unter allen bishero vorgeſtellten Mikrometern hat billig ſowol in Anſehung
der leichten Structur, als des bequemen Gebrauchs dasjenige den Vor-
zug, welches Herr Gottfried Kirch, ehemaliger Königl. Preußiſcher Aſtro-
nom, auch ſchon vor einer geraumen Zeit erfunden, es beſtehet aber erſt-
lich deſſen Zuſammenſetzung in folgenden: Man läſſet aus Meſſing einen
ſtarken Ring, ſo groß als die Dicke des Seyrohrs erfordert, verfertigen,
an beyden Seiten zwo lange Schrauben von gleichen Gewinden in der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0156" n="144"/>
jene winkelrecht      durch&#x017F;chneidet, mit beykommet, alsdann in der Axe des<lb/>
Sehrohrs eben die&#x017F;e Raume finden      wird, an deme &#x017F;ehr viel gelegen, da<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten au&#x017F;&#x017F;er dem Mittelpunct dergleichen Weiten      nicht &#x017F;o genau be&#x017F;tim-<lb/>
met werden können. Damit aber die&#x017F;es In&#x017F;trument nicht allein      vollkom-<lb/>
mener, &#x017F;ondern auch zum Gebrauche de&#x017F;to dienlicher &#x017F;eyn möge, hat      obbe-<lb/>
meldeter Herr Hecker noch an jede Seite zween andere Fäden, derer auch<lb/>
noch mehr      &#x017F;eyn ddrfen,) angeordnet, und zwa in der Absicht, daß man ver-<lb/>
möge &#x017F;olcher, die bemeldete      Raume, &#x017F;o man deren &#x017F;ehr viele in einer Nacht,<lb/>
und zum öftern in einer gar kurzen Zeit,      und dabey von gar differenten In-<lb/>
ter&#x017F;titiis, da man das Mikrometer bald &#x017F;ehr weit öfncn,      bald fa&#x017F;t gar zumachen<lb/>&#x017F;te, zu nehmen hätte, um de&#x017F;to bequemer und behender be&#x017F;timmen      könnte;<lb/>
Sollte dem Beobachter gar keiner von allen Fäden an&#x017F;tändig &#x017F;eyn, kann er<lb/>
&#x017F;ich      der beyden Neben&#x017F;eiten bedienen, welcher ebenfalls, &#x017F;o &#x017F;ie zuvor aufein-<lb/>
ander &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, bey      der Oefnung in gleicher Di&#x017F;tanz, wie die Fäden von der<lb/>
Mitte abgehen. Zu de&#x017F;to grö&#x017F;&#x017F;erer      Richtigkeit die&#x017F;es In&#x017F;truments kommt<lb/>
auch die&#x017F;es hinzu, daß er die Lameeam l m bey den      Zeichen *** &#x264B; auf<lb/>
dem Rucken mit einem Schnitt ver&#x017F;ehen, damit man dabey die      Ein-<lb/>
theilungen, die &#x017F;owol oben als unten allda vorge&#x017F;tellet, und mit Zahlen<lb/>
ausgedrucket werden, de&#x017F;to genäuer anzeigen könne; jene Theilungen neh-<lb/>
men ihren      Anfang, wann die 2. vörder&#x017F;ten Fäden einander berühren, und<lb/>
denn ihre Be&#x017F;timmung in den      Zahlen, daß man lernen könne, um wie viel<lb/>
Revolutionen des Zeigers die be&#x017F;agte Fäden      voneinander ab&#x017F;tehen,<lb/>
da dann die Scheibe noch dabey die Theile, wo nicht die ganzen      Re-<lb/>
volutionen allein &#x017F;tatt finden, wie viel dergleichen noch &#x017F;eyn mögen, an-<lb/>
zeiget,      welches alles zur richtigen Oefnung des Mikrometers dienet, als<lb/>
nach welchen kleinen      Theilen man hernach de&#x017F;to accuratere Tabellen con-<lb/>
&#x017F;truiren kann. Ein mehrers, was bey dem      Gebrauche die&#x017F;es In&#x017F;tru-<lb/>
ments etwann noch dienlich &#x017F;eyn mögte, findet man in be&#x017F;agten      Actis p. 129.<lb/>
allwo man noch weiter nach&#x017F;ehen kann. </p>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Kir-<lb/>
chi&#x017F;chen Mikrometers.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">U</hi>nter allen bishero vorge&#x017F;tellten Mikrometern hat billig &#x017F;owol in An&#x017F;ehung<lb/>
der leichten      Structur, als des bequemen Gebrauchs dasjenige den Vor-<lb/>
zug, welches Herr Gottfried Kirch,      ehemaliger Königl. Preußi&#x017F;cher A&#x017F;tro-<lb/>
nom, auch &#x017F;chon vor einer geraumen Zeit erfunden, es      be&#x017F;tehet aber er&#x017F;t-<lb/>
lich de&#x017F;&#x017F;en Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung in folgenden: Man lä&#x017F;&#x017F;et aus Me&#x017F;&#x017F;ing einen<lb/>
&#x017F;tarken Ring, &#x017F;o groß als die Dicke des Seyrohrs erfordert, verfertigen,<lb/>
an beyden      Seiten zwo lange Schrauben von gleichen Gewinden in der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0156] jene winkelrecht durchſchneidet, mit beykommet, alsdann in der Axe des Sehrohrs eben dieſe Raume finden wird, an deme ſehr viel gelegen, da ſonſten auſſer dem Mittelpunct dergleichen Weiten nicht ſo genau beſtim- met werden können. Damit aber dieſes Inſtrument nicht allein vollkom- mener, ſondern auch zum Gebrauche deſto dienlicher ſeyn möge, hat obbe- meldeter Herr Hecker noch an jede Seite zween andere Fäden, derer auch noch mehr ſeyn ddrfen,) angeordnet, und zwa in der Absicht, daß man ver- möge ſolcher, die bemeldete Raume, ſo man deren ſehr viele in einer Nacht, und zum öftern in einer gar kurzen Zeit, und dabey von gar differenten In- terſtitiis, da man das Mikrometer bald ſehr weit öfncn, bald faſt gar zumachen müſte, zu nehmen hätte, um deſto bequemer und behender beſtimmen könnte; Sollte dem Beobachter gar keiner von allen Fäden anſtändig ſeyn, kann er ſich der beyden Nebenſeiten bedienen, welcher ebenfalls, ſo ſie zuvor aufein- ander ſtoſſen, bey der Oefnung in gleicher Diſtanz, wie die Fäden von der Mitte abgehen. Zu deſto gröſſerer Richtigkeit dieſes Inſtruments kommt auch dieſes hinzu, daß er die Lameeam l m bey den Zeichen *** ♋ auf dem Rucken mit einem Schnitt verſehen, damit man dabey die Ein- theilungen, die ſowol oben als unten allda vorgeſtellet, und mit Zahlen ausgedrucket werden, deſto genäuer anzeigen könne; jene Theilungen neh- men ihren Anfang, wann die 2. vörderſten Fäden einander berühren, und denn ihre Beſtimmung in den Zahlen, daß man lernen könne, um wie viel Revolutionen des Zeigers die beſagte Fäden voneinander abſtehen, da dann die Scheibe noch dabey die Theile, wo nicht die ganzen Re- volutionen allein ſtatt finden, wie viel dergleichen noch ſeyn mögen, an- zeiget, welches alles zur richtigen Oefnung des Mikrometers dienet, als nach welchen kleinen Theilen man hernach deſto accuratere Tabellen con- ſtruiren kann. Ein mehrers, was bey dem Gebrauche dieſes Inſtru- ments etwann noch dienlich ſeyn mögte, findet man in beſagten Actis p. 129. allwo man noch weiter nachſehen kann. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Kir- chiſchen Mikrometers. Unter allen bishero vorgeſtellten Mikrometern hat billig ſowol in Anſehung der leichten Structur, als des bequemen Gebrauchs dasjenige den Vor- zug, welches Herr Gottfried Kirch, ehemaliger Königl. Preußiſcher Aſtro- nom, auch ſchon vor einer geraumen Zeit erfunden, es beſtehet aber erſt- lich deſſen Zuſammenſetzung in folgenden: Man läſſet aus Meſſing einen ſtarken Ring, ſo groß als die Dicke des Seyrohrs erfordert, verfertigen, an beyden Seiten zwo lange Schrauben von gleichen Gewinden in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/156
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/156>, abgerufen am 18.04.2024.