Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der eigentlichen Vorstellung des Horizonts, der
Almucantharat oder Höhenzirkel und des Zirkels der Crepnscu-
lorum auf der unbeweglichen Scheibe diejes particularen
Astrolabii.

Man beschreibet erstlich auf dieser unbeweglichen Fläche, so wohl den Ae-
quinoctialzirkel als beyde Tropicos nach der Methode und in eben der
Grösse, wie man selbige auf dem Netze gezogen, so daß auch hier wie dorten,
der aus dem Mittelpuncte A determinirte grosse Zirkel den Tropicum , der
mittelmäßige den Aequator, der kleineste den Tropicum , die gerade Linie
K A D die Mittagslinie, oder auch hier die Intersection des Mittagszirkels
mit dem Tropico , die Linie C A B diejenige Linie, die aus dem Puncte des
wahren Aufgangs in denjenigen des wahren Untergangs, als aus B in C ge-
langet, vorstellig machet.

Tab. VI.
Fig. 1.

Alle Horizonte, die sich in der Sphära obliqua ergeben, werden auf
diesem Astrolabio in lauter Zirkeln, hingegen der Horizont in der Sphära re-
cta in einer geraden Linie, der mit dem Zirkel der sechsten Stunde eines ist,
dargestellet. Bey jenen Horizonten hat man, indeme solche jederzeit durch
die 2. Intersectionen des Aequators mit der Ekliptik, als durch die 2. Puncte
B und C gehen, dayin zu trachten, wie man auch den dritten Punct dazu finde,
dieser ergiebet sich auf folgende Art: Man nimmt den Bogen B F so groß,
wie es die Erhöhung des Pols, auf welche gegenwärtiges Astrolabium ge-
richtet ist, erfordert, als z. E. vor die Nürnbergische Elevation den Bogen
von 49. Graden 28. Minuten, und ziehet aus C in F eine Linie, so wird selbi-
ge bey ihrem Durchschnitt auf der Mittagslinie in I den dritten Punct dar-
geben, der der mitternächtige Terminus ist, durch welchen dieser Horizont
auch laufet, da man dann gar leicht nach der in der Geometrie bekannten
Aufgabe durch die drey Puncten CIB den Zirkel vor den verlangten Hori-
zont wird ziehen können. Was hier von diesem Zirkel, auch von den Höhen-
zirkeln oder Almucantharat, die am nächsten bey dem Horizont stehen, sich
über die Fläche des Tropici erstrecket, wird, weil es zu nichts dienet, gar
ausgelassen.

Man kann auch noch zu eben diesem Horizont jenseits des Tropici
einen vierten Punct auf der verlängerten Mittagslinie, wie folget, fin-
den: Man ziehet den Durchmesser F A E, und durch die Intersection die-
ser Linie mit dem Aequator, als durch den Punct E aus C, die Linie CE K,
so wird solche in K die verlängerte Mittagslinie durchschneiden, allwo der
mittägige Terminus des verlangten Horizontes anzutreffen ist, alsdann thei-
let man die Linie K I in zween gleiche Theile, so wird man in M den Mit-

Von der eigentlichen Vorſtellung des Horizonts, der
Almucantharat oder Höhenzirkel und des Zirkels der Crepnſcu-
lorum auf der unbeweglichen Scheibe diejes particularen
Aſtrolabii.

Man beſchreibet erſtlich auf dieſer unbeweglichen Fläche, ſo wohl den Ae-
quinoctialzirkel als beyde Tropicos nach der Methode und in eben der
Gröſſe, wie man ſelbige auf dem Netze gezogen, ſo daß auch hier wie dorten,
der aus dem Mittelpuncte A determinirte groſſe Zirkel den Tropicum ♑, der
mittelmäßige den Aequator, der kleineſte den Tropicum ♋, die gerade Linie
K A D die Mittagslinie, oder auch hier die Interſection des Mittagszirkels
mit dem Tropico ♑, die Linie C A B diejenige Linie, die aus dem Puncte des
wahren Aufgangs in denjenigen des wahren Untergangs, als aus B in C ge-
langet, vorſtellig machet.

Tab. VI.
Fig. 1.

Alle Horizonte, die ſich in der Sphära obliqua ergeben, werden auf
dieſem Aſtrolabio in lauter Zirkeln, hingegen der Horizont in der Sphära re-
cta in einer geraden Linie, der mit dem Zirkel der ſechſten Stunde eines iſt,
dargeſtellet. Bey jenen Horizonten hat man, indeme ſolche jederzeit durch
die 2. Interſectionen des Aequators mit der Ekliptik, als durch die 2. Puncte
B und C gehen, dayin zu trachten, wie man auch den dritten Punct dazu finde,
dieſer ergiebet ſich auf folgende Art: Man nimmt den Bogen B F ſo groß,
wie es die Erhöhung des Pols, auf welche gegenwärtiges Aſtrolabium ge-
richtet iſt, erfordert, als z. E. vor die Nürnbergiſche Elevation den Bogen
von 49. Graden 28. Minuten, und ziehet aus C in F eine Linie, ſo wird ſelbi-
ge bey ihrem Durchſchnitt auf der Mittagslinie in I den dritten Punct dar-
geben, der der mitternächtige Terminus iſt, durch welchen dieſer Horizont
auch laufet, da man dann gar leicht nach der in der Geometrie bekannten
Aufgabe durch die drey Puncten CIB den Zirkel vor den verlangten Hori-
zont wird ziehen können. Was hier von dieſem Zirkel, auch von den Höhen-
zirkeln oder Almucantharat, die am nächſten bey dem Horizont ſtehen, ſich
über die Fläche des Tropici ♑ erſtrecket, wird, weil es zu nichts dienet, gar
ausgelaſſen.

Man kann auch noch zu eben dieſem Horizont jenſeits des Tropici ♑
einen vierten Punct auf der verlängerten Mittagslinie, wie folget, fin-
den: Man ziehet den Durchmeſſer F A E, und durch die Interſection die-
ſer Linie mit dem Aequator, als durch den Punct E aus C, die Linie CE K,
ſo wird ſolche in K die verlängerte Mittagslinie durchſchneiden, allwo der
mittägige Terminus des verlangten Horizontes anzutreffen iſt, alsdann thei-
let man die Linie K I in zween gleiche Theile, ſo wird man in M den Mit-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0070" n="58"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Von der eigentlichen Vor&#x017F;tellung des Horizonts, der<lb/>
Almucantharat oder Höhenzirkel und des Zirkels der Crepn&#x017F;cu-<lb/>
lorum auf der unbeweglichen Scheibe diejes particularen<lb/>
A&#x017F;trolabii.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>an be&#x017F;chreibet er&#x017F;tlich auf die&#x017F;er unbeweglichen Fläche, &#x017F;o wohl den Ae-<lb/>
quinoctialzirkel als beyde Tropicos nach der Methode und in eben der<lb/>
Grö&#x017F;&#x017F;e, wie man &#x017F;elbige auf dem Netze gezogen, &#x017F;o daß auch hier wie dorten,<lb/>
der aus dem Mittelpuncte A determinirte gro&#x017F;&#x017F;e Zirkel den Tropicum &#x2651;, der<lb/>
mittelmäßige den Aequator, der kleine&#x017F;te den Tropicum &#x264B;, die gerade Linie<lb/>
K A D die Mittagslinie, oder auch hier die Inter&#x017F;ection des Mittagszirkels<lb/>
mit dem Tropico &#x2651;, die Linie C A B diejenige Linie, die aus dem Puncte des<lb/>
wahren Aufgangs in denjenigen des wahren Untergangs, als aus B in C ge-<lb/>
langet, vor&#x017F;tellig machet. </p>
        <note place="left">Tab. VI.<lb/>
Fig. 1.</note>
        <p>Alle Horizonte, die &#x017F;ich in der Sphära obliqua ergeben, werden auf<lb/>
die&#x017F;em A&#x017F;trolabio in lauter Zirkeln, hingegen der Horizont in der Sphära re-<lb/>
cta in einer geraden Linie, der mit dem Zirkel der &#x017F;ech&#x017F;ten Stunde eines i&#x017F;t,<lb/>
darge&#x017F;tellet. Bey jenen Horizonten hat man, indeme &#x017F;olche jederzeit durch<lb/>
die 2. Inter&#x017F;ectionen des Aequators mit der Ekliptik, als durch die 2. Puncte<lb/>
B und C gehen, dayin zu trachten, wie man auch den dritten Punct dazu finde,<lb/>
die&#x017F;er ergiebet &#x017F;ich auf folgende Art: Man nimmt den Bogen B F &#x017F;o groß,<lb/>
wie es die Erhöhung des Pols, auf welche gegenwärtiges A&#x017F;trolabium ge-<lb/>
richtet i&#x017F;t, erfordert, als z. E. vor die Nürnbergi&#x017F;che Elevation den Bogen<lb/>
von 49. Graden 28. Minuten, und ziehet aus C in F eine Linie, &#x017F;o wird &#x017F;elbi-<lb/>
ge bey ihrem Durch&#x017F;chnitt auf der Mittagslinie in I den dritten Punct dar-<lb/>
geben, der der mitternächtige Terminus i&#x017F;t, durch welchen die&#x017F;er Horizont<lb/>
auch laufet, da man dann gar leicht nach der in der Geometrie bekannten<lb/>
Aufgabe durch die drey Puncten CIB den Zirkel vor den verlangten Hori-<lb/>
zont wird ziehen können. Was hier von die&#x017F;em Zirkel, auch von den Höhen-<lb/>
zirkeln oder Almucantharat, die am näch&#x017F;ten bey dem Horizont &#x017F;tehen, &#x017F;ich<lb/>
über die Fläche des Tropici &#x2651; er&#x017F;trecket, wird, weil es zu nichts dienet, gar<lb/>
ausgela&#x017F;&#x017F;en. </p>
        <p>Man kann auch noch zu eben die&#x017F;em Horizont jen&#x017F;eits des Tropici &#x2651;<lb/>
einen vierten Punct auf der verlängerten Mittagslinie, wie folget, fin-<lb/>
den: Man ziehet den Durchme&#x017F;&#x017F;er F A E, und durch die Inter&#x017F;ection die-<lb/>
&#x017F;er Linie mit dem Aequator, als durch den Punct E aus C, die Linie CE K,<lb/>
&#x017F;o wird &#x017F;olche in K die verlängerte Mittagslinie durch&#x017F;chneiden, allwo der<lb/>
mittägige Terminus des verlangten Horizontes anzutreffen i&#x017F;t, alsdann thei-<lb/>
let man die Linie K I in zween gleiche Theile, &#x017F;o wird man in M den Mit-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0070] Von der eigentlichen Vorſtellung des Horizonts, der Almucantharat oder Höhenzirkel und des Zirkels der Crepnſcu- lorum auf der unbeweglichen Scheibe diejes particularen Aſtrolabii. Man beſchreibet erſtlich auf dieſer unbeweglichen Fläche, ſo wohl den Ae- quinoctialzirkel als beyde Tropicos nach der Methode und in eben der Gröſſe, wie man ſelbige auf dem Netze gezogen, ſo daß auch hier wie dorten, der aus dem Mittelpuncte A determinirte groſſe Zirkel den Tropicum ♑, der mittelmäßige den Aequator, der kleineſte den Tropicum ♋, die gerade Linie K A D die Mittagslinie, oder auch hier die Interſection des Mittagszirkels mit dem Tropico ♑, die Linie C A B diejenige Linie, die aus dem Puncte des wahren Aufgangs in denjenigen des wahren Untergangs, als aus B in C ge- langet, vorſtellig machet. Alle Horizonte, die ſich in der Sphära obliqua ergeben, werden auf dieſem Aſtrolabio in lauter Zirkeln, hingegen der Horizont in der Sphära re- cta in einer geraden Linie, der mit dem Zirkel der ſechſten Stunde eines iſt, dargeſtellet. Bey jenen Horizonten hat man, indeme ſolche jederzeit durch die 2. Interſectionen des Aequators mit der Ekliptik, als durch die 2. Puncte B und C gehen, dayin zu trachten, wie man auch den dritten Punct dazu finde, dieſer ergiebet ſich auf folgende Art: Man nimmt den Bogen B F ſo groß, wie es die Erhöhung des Pols, auf welche gegenwärtiges Aſtrolabium ge- richtet iſt, erfordert, als z. E. vor die Nürnbergiſche Elevation den Bogen von 49. Graden 28. Minuten, und ziehet aus C in F eine Linie, ſo wird ſelbi- ge bey ihrem Durchſchnitt auf der Mittagslinie in I den dritten Punct dar- geben, der der mitternächtige Terminus iſt, durch welchen dieſer Horizont auch laufet, da man dann gar leicht nach der in der Geometrie bekannten Aufgabe durch die drey Puncten CIB den Zirkel vor den verlangten Hori- zont wird ziehen können. Was hier von dieſem Zirkel, auch von den Höhen- zirkeln oder Almucantharat, die am nächſten bey dem Horizont ſtehen, ſich über die Fläche des Tropici ♑ erſtrecket, wird, weil es zu nichts dienet, gar ausgelaſſen. Man kann auch noch zu eben dieſem Horizont jenſeits des Tropici ♑ einen vierten Punct auf der verlängerten Mittagslinie, wie folget, fin- den: Man ziehet den Durchmeſſer F A E, und durch die Interſection die- ſer Linie mit dem Aequator, als durch den Punct E aus C, die Linie CE K, ſo wird ſolche in K die verlängerte Mittagslinie durchſchneiden, allwo der mittägige Terminus des verlangten Horizontes anzutreffen iſt, alsdann thei- let man die Linie K I in zween gleiche Theile, ſo wird man in M den Mit-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/70
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/70>, abgerufen am 19.04.2024.