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Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

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Wie die Zirkel der 12. himmlischen Häuser, auch auf
der vorigen Fläche zu beschreiben.

Wir können auf eben diesem Plano, auf welchem man die Zirkel der un-
gleichen Stunden gezogen, auch nach unsers Autors, des Nic. Bions
Anweisung, gar bequem eine Vorstellung und Beschreibung von gegen-
wärtigen Zirkeln machen, damit denen Liebhabern der Astrologie euch eini-
ge Satisfaction geschehe. Hiebey ist vor allen zu merken, daß die Astrolo-
gen, wie sie in vielen Stucken unter einander nicht richtig sind, alss auch
bey der Eintheilung dieser Zirkel von verschiedenen Meynungen seyen, da
nemlich einige die Ekliptik, einige den Verticalem primarium, einige aber
den Aequator von gegenwärtigen Zirkeln in 12. gleiche Theile getheilet wis-
sen wollen. Unter solchen ist bißhero noch die gebräuchlichste die letzte, nach
welcher, die den Regiomontanum zum Urheber hat, diese unsere Zirkel den
Aequator aus den zwoen Intersectionen des Meridians mit dem Horizont
in 12. gleiche, hingegen die Ekliptik in 12. ungleiche Theile, wo der Ort
sich nicht unter dem Aequator befindet, theilen müssen, dabey ergiebet es
sich, daß davon 6. Himmelshäuser, und zwar die ersten unter dem Horizont,
die übrige 6. aber, als die letzten, über dem Horizont ihre Stellung haben,
die man durch sechs grosse Zirkel, welche sonst die Circuli positionum ge-
nennet werden, voneinander distinguiret: von solchen sind schon zween, als
der Meridian und der Horizont, auf jedem Globo anzutreffen, da dieser an
der Morgenseite den Anfang des ersten Hauses, gegen Abend den Anfang
des siebenden, jener an dem untern Theil den Anfang des 4ten, und an dem
obern den Anfang des 10ten Hauses zu erkennen giebet, indeme aber auch
auf obbesagter Fläche so wol der Meridian als Horizont schon beschrieben
zu finden, so hat man nur die übrige vier noch vorzustellen, welches auf fol-
gende Art geschiehet: Man ziehet durch M. als den Mittelpunct des Hori-
zonts eine gerade Linie P M, welche die Mittagslinie winkelrecht durch-
schneidet, und dabey mit der Linie BC, die vom Aufgang gegen Abend gehet,
parallel laufet, theilet den Aequinoctialzirkel in 12. gleiche Theile, und leget
ein Lineal bey den entgegen gesetzten Puncten, auch bey dem Mittelpunctdes
Aequators an, so wird man auf obbemeldete Linie P M bey denen Interse-
ctionen zu denen verlangten vier Circulis positionum die Mittelpuncte
gefunden haben. Endlich stellet man den einen Fuß des Zirkels in solche
Puncte, den andern aber jederzeit in I, wo nemlich der Horizont den Me-
ridian durchschneidet, und ziehet durch I so weit die Bögen, als die Fläche
des Tropici zulässet, so werden solche zugleich durch die gehörige Einthei-
lungen aufdem Aequator laufen, und die verlangte Zirkel geben. Diesen fü-
get man noch die Zahlen, weil die Zirkel der ungleichen Stunden in der

Wie die Zirkel der 12. himmliſchen Häuſer, auch auf
der vorigen Fläche zu beſchreiben.

Wir können auf eben dieſem Plano, auf welchem man die Zirkel der un-
gleichen Stunden gezogen, auch nach unſers Autors, des Nic. Bions
Anweiſung, gar bequem eine Vorſtellung und Beſchreibung von gegen-
wärtigen Zirkeln machen, damit denen Liebhabern der Aſtrologie euch eini-
ge Satisfaction geſchehe. Hiebey iſt vor allen zu merken, daß die Aſtrolo-
gen, wie ſie in vielen Stucken unter einander nicht richtig ſind, alſs auch
bey der Eintheilung dieſer Zirkel von verſchiedenen Meynungen ſeyen, da
nemlich einige die Ekliptik, einige den Verticalem primarium, einige aber
den Aequator von gegenwärtigen Zirkeln in 12. gleiche Theile getheilet wiſ-
ſen wollen. Unter ſolchen iſt bißhero noch die gebräuchlichſte die letzte, nach
welcher, die den Regiomontanum zum Urheber hat, dieſe unſere Zirkel den
Aequator aus den zwoen Interſectionen des Meridians mit dem Horizont
in 12. gleiche, hingegen die Ekliptik in 12. ungleiche Theile, wo der Ort
ſich nicht unter dem Aequator befindet, theilen müſſen, dabey ergiebet es
ſich, daß davon 6. Himmelshäuſer, und zwar die erſten unter dem Horizont,
die übrige 6. aber, als die letzten, über dem Horizont ihre Stellung haben,
die man durch ſechs groſſe Zirkel, welche ſonſt die Circuli poſitionum ge-
nennet werden, voneinander diſtinguiret: von ſolchen ſind ſchon zween, als
der Meridian und der Horizont, auf jedem Globo anzutreffen, da dieſer an
der Morgenſeite den Anfang des erſten Hauſes, gegen Abend den Anfang
des ſiebenden, jener an dem untern Theil den Anfang des 4ten, und an dem
obern den Anfang des 10ten Hauſes zu erkennen giebet, indeme aber auch
auf obbeſagter Fläche ſo wol der Meridian als Horizont ſchon beſchrieben
zu finden, ſo hat man nur die übrige vier noch vorzuſtellen, welches auf fol-
gende Art geſchiehet: Man ziehet durch M. als den Mittelpunct des Hori-
zonts eine gerade Linie P M, welche die Mittagslinie winkelrecht durch-
ſchneidet, und dabey mit der Linie BC, die vom Aufgang gegen Abend gehet,
parallel laufet, theilet den Aequinoctialzirkel in 12. gleiche Theile, und leget
ein Lineal bey den entgegen geſetzten Puncten, auch bey dem Mittelpunctdes
Aequators an, ſo wird man auf obbemeldete Linie P M bey denen Interſe-
ctionen zu denen verlangten vier Circulis poſitionum die Mittelpuncte
gefunden haben. Endlich ſtellet man den einen Fuß des Zirkels in ſolche
Puncte, den andern aber jederzeit in I, wo nemlich der Horizont den Me-
ridian durchſchneidet, und ziehet durch I ſo weit die Bögen, als die Fläche
des Tropici ♑ zuläſſet, ſo werden ſolche zugleich durch die gehörige Einthei-
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get man noch die Zahlen, weil die Zirkel der ungleichen Stunden in der

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[66/0078] Wie die Zirkel der 12. himmliſchen Häuſer, auch auf der vorigen Fläche zu beſchreiben. Wir können auf eben dieſem Plano, auf welchem man die Zirkel der un- gleichen Stunden gezogen, auch nach unſers Autors, des Nic. Bions Anweiſung, gar bequem eine Vorſtellung und Beſchreibung von gegen- wärtigen Zirkeln machen, damit denen Liebhabern der Aſtrologie euch eini- ge Satisfaction geſchehe. Hiebey iſt vor allen zu merken, daß die Aſtrolo- gen, wie ſie in vielen Stucken unter einander nicht richtig ſind, alſs auch bey der Eintheilung dieſer Zirkel von verſchiedenen Meynungen ſeyen, da nemlich einige die Ekliptik, einige den Verticalem primarium, einige aber den Aequator von gegenwärtigen Zirkeln in 12. gleiche Theile getheilet wiſ- ſen wollen. Unter ſolchen iſt bißhero noch die gebräuchlichſte die letzte, nach welcher, die den Regiomontanum zum Urheber hat, dieſe unſere Zirkel den Aequator aus den zwoen Interſectionen des Meridians mit dem Horizont in 12. gleiche, hingegen die Ekliptik in 12. ungleiche Theile, wo der Ort ſich nicht unter dem Aequator befindet, theilen müſſen, dabey ergiebet es ſich, daß davon 6. Himmelshäuſer, und zwar die erſten unter dem Horizont, die übrige 6. aber, als die letzten, über dem Horizont ihre Stellung haben, die man durch ſechs groſſe Zirkel, welche ſonſt die Circuli poſitionum ge- nennet werden, voneinander diſtinguiret: von ſolchen ſind ſchon zween, als der Meridian und der Horizont, auf jedem Globo anzutreffen, da dieſer an der Morgenſeite den Anfang des erſten Hauſes, gegen Abend den Anfang des ſiebenden, jener an dem untern Theil den Anfang des 4ten, und an dem obern den Anfang des 10ten Hauſes zu erkennen giebet, indeme aber auch auf obbeſagter Fläche ſo wol der Meridian als Horizont ſchon beſchrieben zu finden, ſo hat man nur die übrige vier noch vorzuſtellen, welches auf fol- gende Art geſchiehet: Man ziehet durch M. als den Mittelpunct des Hori- zonts eine gerade Linie P M, welche die Mittagslinie winkelrecht durch- ſchneidet, und dabey mit der Linie BC, die vom Aufgang gegen Abend gehet, parallel laufet, theilet den Aequinoctialzirkel in 12. gleiche Theile, und leget ein Lineal bey den entgegen geſetzten Puncten, auch bey dem Mittelpunctdes Aequators an, ſo wird man auf obbemeldete Linie P M bey denen Interſe- ctionen zu denen verlangten vier Circulis poſitionum die Mittelpuncte gefunden haben. Endlich ſtellet man den einen Fuß des Zirkels in ſolche Puncte, den andern aber jederzeit in I, wo nemlich der Horizont den Me- ridian durchſchneidet, und ziehet durch I ſo weit die Bögen, als die Fläche des Tropici ♑ zuläſſet, ſo werden ſolche zugleich durch die gehörige Einthei- lungen aufdem Aequator laufen, und die verlangte Zirkel geben. Dieſen fü- get man noch die Zahlen, weil die Zirkel der ungleichen Stunden in der

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/78>, abgerufen am 25.04.2024.