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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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127.

Die Prinzessin Teutonie hörte dieser Rede mit
hertzlichen Vergnügen zu/ wünschend/ daß selbige bey den
Gemütern etwas möchte gefruchtet haben. In dem fienge
* Joh. Hie-
ron. Löffel-
holtz von
Colberg.
P. N.
auch der Friede* an/ redend zu werden/ grüssete und küssete
die Prinzessin mit vielen freundlichen Worten/ und sagete
wie er die dreyssig Jahr her/ seither diese verfluchte Zwey-
tracht (welcher er zugleich einen Stoß mit dem Fuß gabe)
jhn aus jhren Landen verjaget/ mit schmertzlichem Verlan-
gen sich nach dieser Widerkunfft gesehnet. Beschriebe dem-
nach mit einer schönen Rede die verneuerte Ruhe der Zeiten/
dankete dem Himmel mit aufgehabenen Augen und Hän-
den/ und erinnerte die Teutonier/ sie solten auch also thun/
und zu vorderst dem Himmel/ hernach dem grossen Adler-
prinzen/ als jhrem Haubte/ denen nunmehr Freundgesinnten
ausländischen Cronen/ denen Fridbemüheten Abgesandten/
und letzlichen auch der Göttichen Eintracht/ danken: zu de-
ren er sich mit einem schönen Lobspruch wendete/ und fol-
gends sich mit der Gerechtigkeit ümfienge und küssete/ wel-
ches geschahe mit anmutigen Geberden und hertzlicher Freu-
de der Anschauenden.

128.
* Georg
Tob. Oelha
fen von
Schöllen-
bach/ P. N.

Die Gerechtigkeit *nach widerholtem solchen Kuß/
ehrete den Frieden mit vilen Liebesworten/ als von welchem sie
wider in das Teutonische Reich eingefuhrt würde. Befahle
hierauf dem Kriegesschwerd/ in die Scheide zu fahren/ weil
forthin nur jhr Gerichtschwerd schneiden solte; und ruffete
" nach gehends jbre drey Haubtgesetze/ daß man nemlich
" forthin ehrlich leben/ niemand verletzen oder verkürtzen/
" und Strafe und Belohnung mit gerechter Waage aus-
wägen solte/ öffentlich aus. Und damit alle jhre Befehlsha-
haber und Schutzfreunde dessen ein Vorspiel sehen möch-
ten/ fienge sie erstlich an/ denen lebenden und verstorbenen/
an- und abwesenden Helden/ die sich in diesem Kriege/ dapfer
und Tugendlich verhalten/ insonderheit aber dem Prinzen

Vagusto
127.

Die Prinzeſſin Teutonie hoͤrte dieſer Rede mit
hertzlichen Vergnügen zu/ wuͤnſchend/ daß ſelbige bey den
Gemuͤtern etwas moͤchte gefruchtet haben. In dem fienge
* Joh. Hie-
ron. Loͤffel-
holtz von
Colberg.
P. N.
auch der Friede* an/ redend zu werden/ gruͤſſete und kuͤſſete
die Prinzeſſin mit vielen freundlichen Worten/ und ſagete
wie er die dreyſſig Jahr her/ ſeither dieſe verfluchte Zwey-
tracht (welcher er zugleich einen Stoß mit dem Fuß gabe)
jhn aus jhren Landen verjaget/ mit ſchmertzlichem Verlan-
gen ſich nach dieſer Widerkunfft geſehnet. Beſchriebe dem-
nach mit einer ſchoͤnen Rede die verneuerte Ruhe der Zeiten/
dankete dem Himmel mit aufgehabenen Augen und Haͤn-
den/ und erinnerte die Teutonier/ ſie ſolten auch alſo thun/
und zu vorderſt dem Himmel/ hernach dem groſſen Adler-
prinzen/ als jhrem Haubte/ denen nunmehr Freundgeſiñten
auslaͤndiſchen Cronen/ denen Fridbemuͤheten Abgeſandten/
und letzlichen auch der Goͤttichen Eintracht/ danken: zu de-
ren er ſich mit einem ſchoͤnen Lobſpruch wendete/ und fol-
gends ſich mit der Gerechtigkeit uͤmfienge und kuͤſſete/ wel-
ches geſchahe mit anmutigen Geberden und hertzlicher Freu-
de der Anſchauenden.

128.
* Georg
Tob. Oelha
fen von
Schoͤllen-
bach/ P. N.

Die Gerechtigkeit *nach widerholtem ſolchẽ Kuß/
ehrete den Frieden mit vilen Liebeswoꝛten/ als võ welchem ſie
wider in das Teutoniſche Reich eingefůhrt wuͤrde. Befahle
hierauf dem Kriegesſchwerd/ in die Scheide zu fahren/ weil
forthin nur jhr Gerichtſchwerd ſchneiden ſolte; und ruffete
„ nach gehends jbre drey Haubtgeſetze/ daß man nemlich
„ forthin ehrlich leben/ niemand verletzen oder verkürtzen/
„ und Strafe und Belohnung mit gerechter Waage aus-
waͤgen ſolte/ oͤffentlich aus. Und damit alle jhre Befehlsha-
haber und Schutzfreunde deſſen ein Vorſpiel ſehen moͤch-
ten/ fienge ſie erſtlich an/ denen lebenden und verſtorbenen/
an- und abweſenden Helden/ die ſich in dieſem Kriege/ dapfer
und Tugendlich verhalten/ inſonderheit aber dem Prinzen

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[128/0184] 127. Die Prinzeſſin Teutonie hoͤrte dieſer Rede mit hertzlichen Vergnügen zu/ wuͤnſchend/ daß ſelbige bey den Gemuͤtern etwas moͤchte gefruchtet haben. In dem fienge auch der Friede* an/ redend zu werden/ gruͤſſete und kuͤſſete die Prinzeſſin mit vielen freundlichen Worten/ und ſagete wie er die dreyſſig Jahr her/ ſeither dieſe verfluchte Zwey- tracht (welcher er zugleich einen Stoß mit dem Fuß gabe) jhn aus jhren Landen verjaget/ mit ſchmertzlichem Verlan- gen ſich nach dieſer Widerkunfft geſehnet. Beſchriebe dem- nach mit einer ſchoͤnen Rede die verneuerte Ruhe der Zeiten/ dankete dem Himmel mit aufgehabenen Augen und Haͤn- den/ und erinnerte die Teutonier/ ſie ſolten auch alſo thun/ und zu vorderſt dem Himmel/ hernach dem groſſen Adler- prinzen/ als jhrem Haubte/ denen nunmehr Freundgeſiñten auslaͤndiſchen Cronen/ denen Fridbemuͤheten Abgeſandten/ und letzlichen auch der Goͤttichen Eintracht/ danken: zu de- ren er ſich mit einem ſchoͤnen Lobſpruch wendete/ und fol- gends ſich mit der Gerechtigkeit uͤmfienge und kuͤſſete/ wel- ches geſchahe mit anmutigen Geberden und hertzlicher Freu- de der Anſchauenden. * Joh. Hie- ron. Loͤffel- holtz von Colberg. P. N. 128. Die Gerechtigkeit *nach widerholtem ſolchẽ Kuß/ ehrete den Frieden mit vilen Liebeswoꝛten/ als võ welchem ſie wider in das Teutoniſche Reich eingefůhrt wuͤrde. Befahle hierauf dem Kriegesſchwerd/ in die Scheide zu fahren/ weil forthin nur jhr Gerichtſchwerd ſchneiden ſolte; und ruffete „ nach gehends jbre drey Haubtgeſetze/ daß man nemlich „ forthin ehrlich leben/ niemand verletzen oder verkürtzen/ „ und Strafe und Belohnung mit gerechter Waage aus- waͤgen ſolte/ oͤffentlich aus. Und damit alle jhre Befehlsha- haber und Schutzfreunde deſſen ein Vorſpiel ſehen moͤch- ten/ fienge ſie erſtlich an/ denen lebenden und verſtorbenen/ an- und abweſenden Helden/ die ſich in dieſem Kriege/ dapfer und Tugendlich verhalten/ inſonderheit aber dem Prinzen Vaguſto

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/184>, abgerufen am 28.03.2024.