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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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Diese Friedensübung nun/ weil zumal die Stücke/ Rohre
und Püchsen/ als leidige Kriegsspiele/ nunmehr verhasst wa-
den/ wolte die Noris wider erneuren: liesse derhalben eine
Stäte/ viel Zelte und anders hierzunohtwendiges/ für die
Schützen und Zuseher/ aufschlagen und dahin bringen.
Nach dem der Hertzog von Filama dieser Lust/ nebenst dem
Fürsten von Buschaltza/ beygewohnet/ kame es auch mit
jhm zur Abreise. Die Nymfe Noris liesse jhn/ wie zuvor
auch den Prinzen Vagusto/ durch jhre Söhne hinaus be-
gleiten; und die Prinzessin Teutonie thäte jhnen bey dem
Abschied tausenderley Versicherungen jhrer Huld und
Freundschaft/ name auch diesen zu jhrem Reichssohn auf/
und empfahle jhn deßwegen im Schreiben dem Adler-
prinzen.

154.

Zu letzt machte sie sich auch selber auf/ vorha-
bens/ das Reich zu durchreisen/ jhre Gebietschaften zu be-
schauen/ und darinnen Friedensanordnung zuthun. Mit
Threnen ware sie gewillkommet worden; mit Threnen ward
sie auch gesegnet/ weil die Norisbürger/ wie alle andre jhre
Unterthanen/ sie hertzlich liebten/ und daher ungerne vermis-
seten. Sie hinderliesse aber etliche jhrer Reichssöhne Abge-
sandten/ die den übrigen noch einfallenden Strittigkeiten
vollends abhelffen solten. Sie reisete frölicher ab/ als sie an-
kommen/ von der Noris und dem Eubulus begleitet. Weil der
Weg vor der Stadt sie denen Trifften der Tesping Schä-
fer vorbey truge/ stiegen sie daselbst ab/ höreten und sahen un-
ter den külen Lindenschatten zu/ wie die Hirten miteinander
sungen/ klungen und sprungen. Den Floridan fanden sie
nit bey den andern/ sondern unter einem Baum sitzend und
schreibend. Gefragt von jhnen/ was er schriebe/ stund erauf/Sihe das
Titelbild:

neigete sich/ und zeigete jhnen in den Rinden deß Baums

den
V 2

Dieſe Friedensübung nun/ weil zumal die Stuͤcke/ Rohre
und Puͤchſen/ als leidige Kriegsſpiele/ nunmehr verhaſſt wa-
den/ wolte die Noris wider erneuren: lieſſe derhalben eine
Staͤte/ viel Zelte und anders hierzunohtwendiges/ fuͤr die
Schuͤtzen und Zuſeher/ aufſchlagen und dahin bringen.
Nach dem der Hertzog von Filama dieſer Luſt/ nebenſt dem
Fürſten von Buſchaltza/ beygewohnet/ kame es auch mit
jhm zur Abreiſe. Die Nymfe Noris lieſſe jhn/ wie zuvor
auch den Prinzen Vaguſto/ durch jhre Soͤhne hinaus be-
gleiten; und die Prinzeſſin Teutonie thaͤte jhnen bey dem
Abſchied tauſenderley Verſicherungen jhrer Huld und
Freundſchaft/ name auch dieſen zu jhrem Reichsſohn auf/
und empfahle jhn deßwegen im Schreiben dem Adler-
prinzen.

154.

Zu letzt machte ſie ſich auch ſelber auf/ vorha-
bens/ das Reich zu durchreiſen/ jhre Gebietſchaften zu be-
ſchauen/ und darinnen Friedensanordnung zuthun. Mit
Threnen ware ſie gewillkom̃et worden; mit Threnen ward
ſie auch geſegnet/ weil die Norisbuͤrger/ wie alle andre jhre
Unterthanen/ ſie hertzlich liebten/ und daher ungerne vermiſ-
ſeten. Sie hinderlieſſe aber etliche jhrer Reichsſoͤhne Abge-
ſandten/ die den uͤbrigen noch einfallenden Strittigkeiten
vollends abhelffen ſolten. Sie reiſete froͤlicher ab/ als ſie an-
kom̃en/ von der Noris und dem Eubulus begleitet. Weil der
Weg vor der Stadt ſie denen Trifften der Teſping Schaͤ-
fer voꝛbey truge/ ſtiegen ſie daſelbſt ab/ hoͤreten und ſahen un-
ter den kuͤlen Lindenſchatten zu/ wie die Hirten miteinander
ſungen/ klungen und ſprungen. Den Floridan fanden ſie
nit bey den andern/ ſondern unter einem Baum ſitzend und
ſchreibend. Gefragt von jhnen/ was er ſchriebe/ ſtund erauf/Sihe das
Titelbild:

neigete ſich/ und zeigete jhnen in den Rinden deß Baums

den
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[147/0204] Dieſe Friedensübung nun/ weil zumal die Stuͤcke/ Rohre und Puͤchſen/ als leidige Kriegsſpiele/ nunmehr verhaſſt wa- den/ wolte die Noris wider erneuren: lieſſe derhalben eine Staͤte/ viel Zelte und anders hierzunohtwendiges/ fuͤr die Schuͤtzen und Zuſeher/ aufſchlagen und dahin bringen. Nach dem der Hertzog von Filama dieſer Luſt/ nebenſt dem Fürſten von Buſchaltza/ beygewohnet/ kame es auch mit jhm zur Abreiſe. Die Nymfe Noris lieſſe jhn/ wie zuvor auch den Prinzen Vaguſto/ durch jhre Soͤhne hinaus be- gleiten; und die Prinzeſſin Teutonie thaͤte jhnen bey dem Abſchied tauſenderley Verſicherungen jhrer Huld und Freundſchaft/ name auch dieſen zu jhrem Reichsſohn auf/ und empfahle jhn deßwegen im Schreiben dem Adler- prinzen. 154. Zu letzt machte ſie ſich auch ſelber auf/ vorha- bens/ das Reich zu durchreiſen/ jhre Gebietſchaften zu be- ſchauen/ und darinnen Friedensanordnung zuthun. Mit Threnen ware ſie gewillkom̃et worden; mit Threnen ward ſie auch geſegnet/ weil die Norisbuͤrger/ wie alle andre jhre Unterthanen/ ſie hertzlich liebten/ und daher ungerne vermiſ- ſeten. Sie hinderlieſſe aber etliche jhrer Reichsſoͤhne Abge- ſandten/ die den uͤbrigen noch einfallenden Strittigkeiten vollends abhelffen ſolten. Sie reiſete froͤlicher ab/ als ſie an- kom̃en/ von der Noris und dem Eubulus begleitet. Weil der Weg vor der Stadt ſie denen Trifften der Teſping Schaͤ- fer voꝛbey truge/ ſtiegen ſie daſelbſt ab/ hoͤreten und ſahen un- ter den kuͤlen Lindenſchatten zu/ wie die Hirten miteinander ſungen/ klungen und ſprungen. Den Floridan fanden ſie nit bey den andern/ ſondern unter einem Baum ſitzend und ſchreibend. Gefragt von jhnen/ was er ſchriebe/ ſtund erauf/ neigete ſich/ und zeigete jhnen in den Rinden deß Baums den Sihe das Titelbild: V 2

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/204>, abgerufen am 16.04.2024.