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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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verwunderlich machen können. Wiewol er in diesem sei-
nem Alter allbereit solche Proben erwiesen/ daß man
daraus/ als aus den Klauen/ von diesem Löwen genugsam
urtheilen/ und wol erachten konde/ der Ruhm seiner Thaten
würde mit der zeit das Geruchte der allerberühmtesten Hel-
den stumm gemacht haben/ wann sein Geschicke jhn nicht
mehr zum Frieden als zum Kriege verordnet hätte. Massen
auch der theure Friedensheld kaum den Fuß auf des Reichs
Boden gesetzt/ da hat auch alsobald sich alles zum Frieden
angelassen: gleich als wann er allein darüm Waffen ange-
zogen/ damit er andre solche ausziehen machete.

43.

Diese zween Helden waren gar neulich fast zu einer
Zeit von jhren Vollmächtern dero Kriegsstat zu Oberhäub-
tern vorgestellet/ und nun auch zu Vollziehern des Friedens
abgeordnet worden. Diese Gleichheit jhrer Verhängnisse/
benebenst jhrer dapfren Gemüter/ machete in kurtzem zwischen
jhnen beyden eine verträuliche Freundschaft. Der junge Kö-
nig aus Firanca/ als der dritte Haubtsächer/ schickte zu den
Handlungen drey seiner vornehmsten Räthe. Die Reichs-m. H. Henr.
Groulart de
la
Court. h.
H. Francisc.
Caset de
Vautorte

und H Ca-
volus d' A-
vangour.

Fürsten und Stände erschienen theils selber/ theils ordneten
jhre Gesandten ab. Die vornehmsten nun wurden auch von
der Stadt mit Lösung der Stücke/ und von der Prinzessin/
nebenst den andern/ auf das allerfreundlichste empfangen
und gewillkommet: da sie hinwider von jhnen/ zeitwärender
Handlungen/ zum öftern besuchet und bedienet wurde.

44.

Die allgemeine Glückseligkeit schiene nun die
öberste Staffel zu betretten/ und den Gemütern eine volkom-
ment Zufriedenheit zu versprechen; als die Veränderlich-
keit Menschlicher Dinge der allwaltenden Freude ein neues
Leid einschaltete/ in dem der nie ersättliche Menschenwürger
die Blum aller Blumen/ eine prächtige Keisers Krone/ aus
dem Garten dieses Lebens mit geschwinder Hand abpflükkete.

Dieses
F

verwunderlich machen koͤnnen. Wiewol er in dieſem ſei-
nem Alter allbereit ſolche Proben erwieſen/ daß man
daraus/ als aus den Klauen/ von dieſem Loͤwen genugſam
urtheilen/ und wol erachten konde/ der Ruhm ſeiner Thaten
würde mit der zeit das Gerůchte der allerberuͤhmteſten Hel-
den ſtumm gemacht haben/ wann ſein Geſchicke jhn nicht
mehr zum Friedẽ als zum Kriege verordnet haͤtte. Maſſen
auch der theure Friedensheld kaum den Fuß auf des Reichs
Boden geſetzt/ da hat auch alſobald ſich alles zum Frieden
angelaſſen: gleich als wann er allein daruͤm Waffen ange-
zogen/ damit er andre ſolche ausziehen machete.

43.

Dieſe zween Helden waren gar neulich faſt zu einer
Zeit von jhren Vollmaͤchtern dero Kriegsſtat zu Oberhaͤub-
tern vorgeſtellet/ und nun auch zu Vollziehern des Friedens
abgeordnet worden. Dieſe Gleichheit jhrer Verhaͤngniſſe/
benebenſt jhꝛer dapfren Gemuͤter/ machete in kurtzem zwiſchen
jhnen beyden eine vertraͤuliche Freundſchaft. Der junge Koͤ-
nig aus Firanca/ als der dritte Haubtſaͤcher/ ſchickte zu den
Handlungen drey ſeiner vornehmſten Raͤthe. Die Reichs-m. H. Henr.
Groulart de
la
Court. h.
H. Franciſc.
Caſet de
Vautorte

und H Ca-
volus d’ A-
vangour.

Fuͤrſten und Staͤnde erſchienen theils ſelber/ theils ordneten
jhre Geſandten ab. Die vornehmſten nun wurden auch von
der Stadt mit Loͤſung der Stuͤcke/ und von der Prinzeſſin/
nebenſt den andern/ auf das allerfreundlichſte empfangen
und gewillkommet: da ſie hinwider von jhnen/ zeitwaͤrender
Handlungen/ zum oͤftern beſuchet und bedienet wurde.

44.

Die allgemeine Gluͤckſeligkeit ſchiene nun die
oͤberſte Staffel zu betretten/ und den Gemuͤtern eine volkom-
ment Zufriedenheit zu verſprechen; als die Veraͤnderlich-
keit Menſchlicher Dinge der allwaltenden Freude ein neues
Leid einſchaltete/ in dem der nie erſaͤttliche Menſchenwuͤrger
die Blum aller Blumen/ eine praͤchtige Keiſers Krone/ aus
dem Garten dieſes Lebens mit geſchwinder Hand abpfluͤkkete.

Dieſes
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[33/0083] verwunderlich machen koͤnnen. Wiewol er in dieſem ſei- nem Alter allbereit ſolche Proben erwieſen/ daß man daraus/ als aus den Klauen/ von dieſem Loͤwen genugſam urtheilen/ und wol erachten konde/ der Ruhm ſeiner Thaten würde mit der zeit das Gerůchte der allerberuͤhmteſten Hel- den ſtumm gemacht haben/ wann ſein Geſchicke jhn nicht mehr zum Friedẽ als zum Kriege verordnet haͤtte. Maſſen auch der theure Friedensheld kaum den Fuß auf des Reichs Boden geſetzt/ da hat auch alſobald ſich alles zum Frieden angelaſſen: gleich als wann er allein daruͤm Waffen ange- zogen/ damit er andre ſolche ausziehen machete. 43. Dieſe zween Helden waren gar neulich faſt zu einer Zeit von jhren Vollmaͤchtern dero Kriegsſtat zu Oberhaͤub- tern vorgeſtellet/ und nun auch zu Vollziehern des Friedens abgeordnet worden. Dieſe Gleichheit jhrer Verhaͤngniſſe/ benebenſt jhꝛer dapfren Gemuͤter/ machete in kurtzem zwiſchen jhnen beyden eine vertraͤuliche Freundſchaft. Der junge Koͤ- nig aus Firanca/ als der dritte Haubtſaͤcher/ ſchickte zu den Handlungen drey ſeiner vornehmſten Raͤthe. Die Reichs- Fuͤrſten und Staͤnde erſchienen theils ſelber/ theils ordneten jhre Geſandten ab. Die vornehmſten nun wurden auch von der Stadt mit Loͤſung der Stuͤcke/ und von der Prinzeſſin/ nebenſt den andern/ auf das allerfreundlichſte empfangen und gewillkommet: da ſie hinwider von jhnen/ zeitwaͤrender Handlungen/ zum oͤftern beſuchet und bedienet wurde. m. H. Henr. Groulart de la Court. h. H. Franciſc. Caſet de Vautorte und H Ca- volus d’ A- vangour. 44. Die allgemeine Gluͤckſeligkeit ſchiene nun die oͤberſte Staffel zu betretten/ und den Gemuͤtern eine volkom- ment Zufriedenheit zu verſprechen; als die Veraͤnderlich- keit Menſchlicher Dinge der allwaltenden Freude ein neues Leid einſchaltete/ in dem der nie erſaͤttliche Menſchenwuͤrger die Blum aller Blumen/ eine praͤchtige Keiſers Krone/ aus dem Garten dieſes Lebens mit geſchwinder Hand abpfluͤkkete. Dieſes F

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/83>, abgerufen am 19.04.2024.