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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Reichtum

33 Es möchte etwan nicht so ganz un-
glaubbar seyn/ daß diese Gabe in d'Natur
se[i]. Weil aber Gott/ so einen gesezten Sinn/ bei
keinem Menschen findet/ und wir alle zum
Bösen geneigt sind: also versagt GOtt
diese Gabe/ die nur ein Werckzeug der Boß-
heit seyn würde/ und ein Strick/ der die
Menschen zur Hölle zerre. Jch habe gese-
hen/ die bei ihrer Armut reich an GOtt ge-
wesen/ von ihren wenigen gerne mitgethei-
let/ und ihnen genügen lassen. Aber/ da
ihnen Gott Reichtum zugeworffen/ sind sie/
entweder übermütig und gottlos worden/
oder haben sich auf Uppigkeit verlegt/ oder
haben sich in das Geld verliebt/ daß sie des-
sen nicht satt werden können.

7
Reichtum ohne GOtt.

VJele lassen ihnen ein langes Leben
traumen/ sorgen demnach/ wie sie
viel eintragen mögen/ daß sie auf
hundert Jahr zu leben und der Wollust zu
pflegen haben: uneingedenk/ wie es ihrem
Vorgänger/ dem reichen Korn-Juden im
Evangelio (i) ergangen. Andere trachten
ihren Kindern so viel zu hinterlassen/ daß

sie
(i) Luc. 12. v. 20.
Reichtum

33 Es moͤchte etwan nicht ſo ganz un-
glaubbar ſeyn/ daß dieſe Gabe in d’Natur
ſe[i]. Weil aber Gott/ ſo einẽ geſezten Siñ/ bei
keinem Menſchen findet/ und wir alle zum
Boͤſen geneigt ſind: alſo verſagt GOtt
dieſe Gabe/ die nur ein Werckzeug der Boß-
heit ſeyn wuͤrde/ und ein Strick/ der die
Menſchen zur Hoͤlle zerre. Jch habe geſe-
hen/ die bei ihrer Armut reich an GOtt ge-
weſen/ von ihren wenigen gerne mitgethei-
let/ und ihnen genuͤgen laſſen. Aber/ da
ihnen Gott Reichtum zugeworffen/ ſind ſie/
entweder uͤbermuͤtig und gottlos worden/
oder haben ſich auf Uppigkeit verlegt/ oder
haben ſich in das Geld verliebt/ daß ſie deſ-
ſen nicht ſatt werden koͤnnen.

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Reichtum ohne GOtt.

VJele laſſen ihnen ein langes Leben
traumen/ ſorgen demnach/ wie ſie
viel eintragen moͤgen/ daß ſie auf
hundert Jahr zu leben und der Wolluſt zu
pflegen haben: uneingedenk/ wie es ihrem
Vorgaͤnger/ dem reichen Korn-Juden im
Evangelio (i) ergangen. Andere trachten
ihren Kindern ſo viel zu hinterlaſſen/ daß

ſie
(i) Luc. 12. v. 20.
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[262/0290] Reichtum 33 Es moͤchte etwan nicht ſo ganz un- glaubbar ſeyn/ daß dieſe Gabe in d’Natur ſei. Weil aber Gott/ ſo einẽ geſezten Siñ/ bei keinem Menſchen findet/ und wir alle zum Boͤſen geneigt ſind: alſo verſagt GOtt dieſe Gabe/ die nur ein Werckzeug der Boß- heit ſeyn wuͤrde/ und ein Strick/ der die Menſchen zur Hoͤlle zerre. Jch habe geſe- hen/ die bei ihrer Armut reich an GOtt ge- weſen/ von ihren wenigen gerne mitgethei- let/ und ihnen genuͤgen laſſen. Aber/ da ihnen Gott Reichtum zugeworffen/ ſind ſie/ entweder uͤbermuͤtig und gottlos worden/ oder haben ſich auf Uppigkeit verlegt/ oder haben ſich in das Geld verliebt/ daß ſie deſ- ſen nicht ſatt werden koͤnnen. 7 Reichtum ohne GOtt. VJele laſſen ihnen ein langes Leben traumen/ ſorgen demnach/ wie ſie viel eintragen moͤgen/ daß ſie auf hundert Jahr zu leben und der Wolluſt zu pflegen haben: uneingedenk/ wie es ihrem Vorgaͤnger/ dem reichen Korn-Juden im Evangelio (i) ergangen. Andere trachten ihren Kindern ſo viel zu hinterlaſſen/ daß ſie (i) Luc. 12. v. 20.

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/290>, abgerufen am 29.03.2024.