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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Gottes Erkentnis/
sonder Gott-Verehrung und ohn ihren
Nutzen. Man muß die Erkentnis Got-
tes/ zu dessen Ehre und in unsern Nutzen
kehren/ auch daraus die notwendige Selbst-
Erkentnis
schöpfen.

11 Ach Mensch wer bist du/ so groß
du auch seyn magst? Messe dich gegen
Gott/ der Alles ist: was wirst alsdann du
seyn? Ein Stäublein bist du dieses grö-
sten Bergs/ ein Tröpflein dieses Meers/
ein Fünklein gegen dieser Sonne. Und
was ist alles/ das du hast? Gottes ist es/
der hat es dir nur geliehen. Was bleibt
dir dann übrig/ du elende Asche/ dich groß
damit zu machen? Was prangest du mit
dem/ das eines andern ist? Du bist die
Materie/ daraus Gott Nichts machet:
weil du dich etwas zu seyn dünkest.

12 Wie kanst du Gott erkennen/ und
doch hohfärtig seyn? Fürchtest du nicht/
mit Lucifern und Eva zu fallen/ da du über
Gott steigen und neben ihn sitzen wilst?
Bist du Etwas/ in der Menschen Augen:
Gott hat dich dazu gemacht/ wie Lucifern
zum großen Engel: er kan dich auch/ wie
ihn/ zum Teufel machen/ und wird es thun/
wann du dich selbst groß achtest/ und ande-
re verachtest.

13 Christi Regel heist: Wer sich selbst

erhö-

Gottes Erkentnis/
ſonder Gott-Verehrung und ohn ihren
Nutzen. Man muß die Erkentnis Got-
tes/ zu deſſen Ehre und in unſern Nutzen
kehꝛen/ auch daraus die notwendige Selbſt-
Erkentnis
ſchoͤpfen.

11 Ach Menſch wer biſt du/ ſo groß
du auch ſeyn magſt? Meſſe dich gegen
Gott/ der Alles iſt: was wirſt alsdañ du
ſeyn? Ein Staͤublein biſt du dieſes groͤ-
ſten Bergs/ ein Troͤpflein dieſes Meers/
ein Fuͤnklein gegen dieſer Sonne. Und
was iſt alles/ das du haſt? Gottes iſt es/
der hat es dir nur geliehen. Was bleibt
dir dañ uͤbrig/ du elende Aſche/ dich groß
damit zu machen? Was prangeſt du mit
dem/ das eines andern iſt? Du biſt die
Materie/ daraus Gott Nichts machet:
weil du dich etwas zu ſeyn duͤnkeſt.

12 Wie kanſt du Gott erkennen/ und
doch hohfaͤrtig ſeyn? Fuͤrchteſt du nicht/
mit Lucifern und Eva zu fallen/ da du uͤber
Gott ſteigen und neben ihn ſitzen wilſt?
Biſt du Etwas/ in der Menſchen Augen:
Gott hat dich dazu gemacht/ wie Lucifern
zum großen Engel: er kan dich auch/ wie
ihn/ zum Teufel machen/ und wird es thun/
wañ du dich ſelbſt groß achteſt/ und ande-
re verachteſt.

13 Chriſti Regel heiſt: Wer ſich ſelbſt

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[132/0160] Gottes Erkentnis/ ſonder Gott-Verehrung und ohn ihren Nutzen. Man muß die Erkentnis Got- tes/ zu deſſen Ehre und in unſern Nutzen kehꝛen/ auch daraus die notwendige Selbſt- Erkentnis ſchoͤpfen. 11 Ach Menſch wer biſt du/ ſo groß du auch ſeyn magſt? Meſſe dich gegen Gott/ der Alles iſt: was wirſt alsdañ du ſeyn? Ein Staͤublein biſt du dieſes groͤ- ſten Bergs/ ein Troͤpflein dieſes Meers/ ein Fuͤnklein gegen dieſer Sonne. Und was iſt alles/ das du haſt? Gottes iſt es/ der hat es dir nur geliehen. Was bleibt dir dañ uͤbrig/ du elende Aſche/ dich groß damit zu machen? Was prangeſt du mit dem/ das eines andern iſt? Du biſt die Materie/ daraus Gott Nichts machet: weil du dich etwas zu ſeyn duͤnkeſt. 12 Wie kanſt du Gott erkennen/ und doch hohfaͤrtig ſeyn? Fuͤrchteſt du nicht/ mit Lucifern und Eva zu fallen/ da du uͤber Gott ſteigen und neben ihn ſitzen wilſt? Biſt du Etwas/ in der Menſchen Augen: Gott hat dich dazu gemacht/ wie Lucifern zum großen Engel: er kan dich auch/ wie ihn/ zum Teufel machen/ und wird es thun/ wañ du dich ſelbſt groß achteſt/ und ande- re verachteſt. 13 Chriſti Regel heiſt: Wer ſich ſelbſt erhoͤ-

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/160>, abgerufen am 20.04.2024.