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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Gottes Warheit/ erfordert
Gott saget? GOtt kan nicht lügen: so
muß dann/ der Gott und seinem Wort
nicht glaubet/ und ihn also zum Lügner
machet/ folgbar Gott verleugnen. Was
der Feind Gottes und Geist der Lügen von
Anfang gethan/ das thut er noch immer:
er machet die Kinder Eva/ wie ihre Mut-
ter/ an der Warheit Göttliches Worts
zweiflen/ und folgbar von Gott abfallen.

18 Die Vernunft/ ist der verbotne
Baum:
da der Satan verborgen liget/
uns zu verführen und in den Tod/ wie die
Eva/ zu stürzen. Da wird Gott und sein
Wort examinirt/ ob er es auch sei/ der dieses
gesagt? Ob es also zu verstehen? Und ob
es auch seyn könne? Darauf folget endlich
die Widerede: es ist nicht wahr/ ihr wer-
det nicht sterben/ sondern klüger und halb-
Götter werden/ wann ihr Gott widerspre-
chet und vom Baum der Vernunft na-
schen werdet.

19 Ach! ist es dan nicht tausendmal
bäßer/ Gott und seinem Wort glauben/
als den Menschen/ die da lügen können?
als dem Satan/ dem Vatter der Lügen?
Und da man je für Betrug sich fürchtet:
wäre es nicht bäßer/ von Gott/ (wo es
möglich) als vom Teufel/ als von Men-

schen/

Gottes Warheit/ erfordert
Gott ſaget? GOtt kan nicht luͤgen: ſo
muß dann/ der Gott und ſeinem Wort
nicht glaubet/ und ihn alſo zum Luͤgner
machet/ folgbar Gott verleugnen. Was
der Feind Gottes und Geiſt der Luͤgen von
Anfang gethan/ das thut er noch immer:
er machet die Kinder Eva/ wie ihre Mut-
ter/ an der Warheit Goͤttliches Worts
zweiflen/ und folgbar von Gott abfallen.

18 Die Vernunft/ iſt der verbotne
Baum:
da der Satan verborgen liget/
uns zu verfuͤhren und in den Tod/ wie die
Eva/ zu ſtuͤrzen. Da wird Gott und ſein
Wort examiniꝛt/ ob eꝛ es auch ſei/ der dieſes
geſagt? Ob es alſo zu verſtehen? Und ob
es auch ſeyn koͤnne? Darauf folget endlich
die Widerede: es iſt nicht wahr/ ihr wer-
det nicht ſterben/ ſondern kluͤger und halb-
Goͤtter werden/ wann ihr Gott widerſpre-
chet und vom Baum der Vernunft na-
ſchen werdet.

19 Ach! iſt es dan nicht tauſendmal
baͤßer/ Gott und ſeinem Wort glauben/
als den Menſchen/ die da luͤgen koͤnnen?
als dem Satan/ dem Vatter der Luͤgen?
Und da man je fuͤr Betrug ſich fuͤrchtet:
waͤre es nicht baͤßer/ von Gott/ (wo es
moͤglich) als vom Teufel/ als von Men-

ſchen/
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[136/0164] Gottes Warheit/ erfordert Gott ſaget? GOtt kan nicht luͤgen: ſo muß dann/ der Gott und ſeinem Wort nicht glaubet/ und ihn alſo zum Luͤgner machet/ folgbar Gott verleugnen. Was der Feind Gottes und Geiſt der Luͤgen von Anfang gethan/ das thut er noch immer: er machet die Kinder Eva/ wie ihre Mut- ter/ an der Warheit Goͤttliches Worts zweiflen/ und folgbar von Gott abfallen. 18 Die Vernunft/ iſt der verbotne Baum: da der Satan verborgen liget/ uns zu verfuͤhren und in den Tod/ wie die Eva/ zu ſtuͤrzen. Da wird Gott und ſein Wort examiniꝛt/ ob eꝛ es auch ſei/ der dieſes geſagt? Ob es alſo zu verſtehen? Und ob es auch ſeyn koͤnne? Darauf folget endlich die Widerede: es iſt nicht wahr/ ihr wer- det nicht ſterben/ ſondern kluͤger und halb- Goͤtter werden/ wann ihr Gott widerſpre- chet und vom Baum der Vernunft na- ſchen werdet. 19 Ach! iſt es dan nicht tauſendmal baͤßer/ Gott und ſeinem Wort glauben/ als den Menſchen/ die da luͤgen koͤnnen? als dem Satan/ dem Vatter der Luͤgen? Und da man je fuͤr Betrug ſich fuͤrchtet: waͤre es nicht baͤßer/ von Gott/ (wo es moͤglich) als vom Teufel/ als von Men- ſchen/

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/164>, abgerufen am 25.04.2024.