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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Gehorsam des Glaubens.
man nicht glauben: es ligt schon vor Au-
gen. Was man aber glaubet/ das muß
verborgen seyn/ und nicht gesehen oder ver-
standen werden. So machen dann/ Glau-
be und Vernunft/ keine gesellschaft: eines
hebt das andere auf. Das Weib/ die
Vernunft/ muß schweigen in der Kirche
und wo Gott redet.

25 Der Heiden Apostel befihlet uns/
wir sollen die Vernunft unter den Gehor-
sam des Glaubens gefangen nehmen.
(r)
Wann sie gehorsam und gefangen seyn soll/
so muß sie nicht befehlen und frei wider-
sprechen. Wehe denen/ die eine solche
Vernunft-Meinung/ gegen Gottes
Wort/ hervorlegen und lehren! das Blut
sovieler tausend Verdammten/ die ihnen
geglaubet/ wird Gott von ihnen fordern.
Ach! sol mir dann an meiner oder meines
Lehrers Meinunu soviel gelegen seyn/ daß
ich darum mich und andere ins Verdamnis
stürzen solte?

26 Ach! wieviel Arius-Brüder/ wie
viel Schwärmer/ liegen deswegen in der
tiefsten Hölle! wäre es nicht weit bäßer
gewesen/ sie hätten Gott/ mit Abraham/
diesen Sohn/ diese ihre Geheim-Brut/ die-
se Meinung/ gehorsamlich aufgeopfert/

als
(r) 2. Cor. 10. v. 5.

Gehorſam des Glaubens.
man nicht glauben: es ligt ſchon vor Au-
gen. Was man aber glaubet/ das muß
verborgen ſeyn/ und nicht geſehen oder ver-
ſtanden werden. So machen dann/ Glau-
be und Vernunft/ keine geſellſchaft: eines
hebt das andere auf. Das Weib/ die
Vernunft/ muß ſchweigen in der Kirche
und wo Gott redet.

25 Der Heiden Apoſtel befihlet uns/
wir ſollen die Vernunft unter den Gehor-
ſam des Glaubens gefangen nehmen.
(r)
Wann ſie gehorſam und gefangen ſeyn ſoll/
ſo muß ſie nicht befehlen und frei wider-
ſprechen. Wehe denen/ die eine ſolche
Vernunft-Meinung/ gegen Gottes
Wort/ hervorlegen und lehren! das Blut
ſovieler tauſend Verdammten/ die ihnen
geglaubet/ wird Gott von ihnen fordern.
Ach! ſol mir dann an meiner oder meines
Lehrers Meinunu ſoviel gelegen ſeyn/ daß
ich darum mich und andere ins Verdamnis
ſtuͤrzen ſolte?

26 Ach! wieviel Arius-Bruͤder/ wie
viel Schwaͤrmer/ liegen deswegen in der
tiefſten Hoͤlle! waͤre es nicht weit baͤßer
geweſen/ ſie haͤtten Gott/ mit Abraham/
dieſen Sohn/ dieſe ihre Geheim-Brut/ die-
ſe Meinung/ gehorſamlich aufgeopfert/

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(r) 2. Cor. 10. v. 5.
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[139/0167] Gehorſam des Glaubens. man nicht glauben: es ligt ſchon vor Au- gen. Was man aber glaubet/ das muß verborgen ſeyn/ und nicht geſehen oder ver- ſtanden werden. So machen dann/ Glau- be und Vernunft/ keine geſellſchaft: eines hebt das andere auf. Das Weib/ die Vernunft/ muß ſchweigen in der Kirche und wo Gott redet. 25 Der Heiden Apoſtel befihlet uns/ wir ſollen die Vernunft unter den Gehor- ſam des Glaubens gefangen nehmen. (r) Wann ſie gehorſam und gefangen ſeyn ſoll/ ſo muß ſie nicht befehlen und frei wider- ſprechen. Wehe denen/ die eine ſolche Vernunft-Meinung/ gegen Gottes Wort/ hervorlegen und lehren! das Blut ſovieler tauſend Verdammten/ die ihnen geglaubet/ wird Gott von ihnen fordern. Ach! ſol mir dann an meiner oder meines Lehrers Meinunu ſoviel gelegen ſeyn/ daß ich darum mich und andere ins Verdamnis ſtuͤrzen ſolte? 26 Ach! wieviel Arius-Bruͤder/ wie viel Schwaͤrmer/ liegen deswegen in der tiefſten Hoͤlle! waͤre es nicht weit baͤßer geweſen/ ſie haͤtten Gott/ mit Abraham/ dieſen Sohn/ dieſe ihre Geheim-Brut/ die- ſe Meinung/ gehorſamlich aufgeopfert/ als (r) 2. Cor. 10. v. 5.

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/167>, abgerufen am 28.03.2024.