Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

Bild:
<< vorherige Seite

Gottes Erkentnis lehret. etc.
man mit Suppliken zu betteln/ auch oft mit
Geschenken etwas zu suchen: da man doch
manchmal erbärmlich fehl schießet. Ar-
mer thumer Mensch! warum laufest du
nicht zu dem großen Brunne/ aus welchem
alle solche Bäche fließen?

42 GOtt verfluchet dich/ wann du
dich auf Menschen verlässest: weil du also
Götter neben ihn setzest. Hingegen stehet
er überall und allezeit mit Händen voll al-
ler Gaben färtig/ und wartet auf iemand/
über den er dieselben ausschütte. Es ist
ihme/ wie einer Mutter/ die die Milch druk-
ket: die nach dem Seugling begierig lan-
get/ daß er ihr die volle Brust ausleere.
Er ist ein Brunn/ der vor der Hand stehet/
voll Wassers für die Durstigen: es jam-
mert ihn/ wann er nicht überlauffen und
einschenken soll. Er will aber/ um sein
Wasser/ angebetet und angebettelt seyn/
darum ruffet er uns zu: Alle die ihr dur-
stig seit/ komt her und schöpfet. Bittet
und suchet! ihr solt nehmen und finden.

Das Gebet muß anklopfen/ und der Glau-
be das Gefäß unterhalten. Wer nun
nicht beten und anbetteln mag/ der ist ein
böser Knecht/ und kein frommes
Kind Gottes.

Got-

Gottes Erkentnis lehret. ꝛc.
man mit Supplikẽ zu betteln/ auch oft mit
Geſchenken etwas zu ſuchen: da man doch
manchmal erbaͤrmlich fehl ſchießet. Ar-
mer thumer Menſch! warum laufeſt du
nicht zu dem großen Brunne/ aus welchem
alle ſolche Baͤche fließen?

42 GOtt verfluchet dich/ wann du
dich auf Menſchen verlaͤſſeſt: weil du alſo
Goͤtter neben ihn ſetzeſt. Hingegen ſtehet
er uͤberall und allezeit mit Haͤnden voll al-
ler Gaben faͤrtig/ und wartet auf iemand/
uͤber den er dieſelben ausſchuͤtte. Es iſt
ihme/ wie einer Mutter/ die die Milch druk-
ket: die nach dem Seugling begierig lan-
get/ daß er ihr die volle Bruſt ausleere.
Er iſt ein Brunn/ der vor der Hand ſtehet/
voll Waſſers fuͤr die Durſtigen: es jam-
mert ihn/ wann er nicht uͤberlauffen und
einſchenken ſoll. Er will aber/ um ſein
Waſſer/ angebetet und angebettelt ſeyn/
darum ruffet er uns zu: Alle die ihr dur-
ſtig ſeit/ komt her und ſchoͤpfet. Bittet
und ſuchet! ihr ſolt nehmen und finden.

Das Gebet muß anklopfen/ und der Glau-
be das Gefaͤß unterhalten. Wer nun
nicht beten und anbetteln mag/ der iſt ein
boͤſer Knecht/ und kein frommes
Kind Gottes.

Got-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0176" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gottes Erkentnis lehret. &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
man mit Supplike&#x0303; zu betteln/ auch oft mit<lb/>
Ge&#x017F;chenken etwas zu &#x017F;uchen: da man doch<lb/>
manchmal erba&#x0364;rmlich fehl &#x017F;chießet. Ar-<lb/>
mer thumer Men&#x017F;ch! warum laufe&#x017F;t du<lb/>
nicht zu dem großen Brunne/ aus welchem<lb/>
alle &#x017F;olche Ba&#x0364;che fließen?</p><lb/>
            <p>42 GOtt verfluchet dich/ wann du<lb/>
dich auf Men&#x017F;chen verla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t: weil du al&#x017F;o<lb/>
Go&#x0364;tter neben ihn &#x017F;etze&#x017F;t. Hingegen &#x017F;tehet<lb/>
er u&#x0364;berall und allezeit mit Ha&#x0364;nden voll al-<lb/>
ler Gaben fa&#x0364;rtig/ und wartet auf iemand/<lb/>
u&#x0364;ber den er die&#x017F;elben aus&#x017F;chu&#x0364;tte. Es i&#x017F;t<lb/>
ihme/ wie einer Mutter/ die die Milch druk-<lb/>
ket: die nach dem Seugling begierig lan-<lb/>
get/ daß er ihr die volle Bru&#x017F;t ausleere.<lb/>
Er i&#x017F;t ein Brunn/ der vor der Hand &#x017F;tehet/<lb/>
voll Wa&#x017F;&#x017F;ers fu&#x0364;r die Dur&#x017F;tigen: es jam-<lb/>
mert ihn/ wann er nicht u&#x0364;berlauffen und<lb/>
ein&#x017F;chenken &#x017F;oll. Er will aber/ um &#x017F;ein<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er/ angebetet und angebettelt &#x017F;eyn/<lb/>
darum ruffet er uns zu: <hi rendition="#fr">Alle die ihr dur-<lb/>
&#x017F;tig &#x017F;eit/ komt her und &#x017F;cho&#x0364;pfet. Bittet<lb/>
und &#x017F;uchet! ihr &#x017F;olt nehmen und finden.</hi><lb/>
Das Gebet muß anklopfen/ und der Glau-<lb/>
be das Gefa&#x0364;ß unterhalten. Wer nun<lb/>
nicht beten und anbetteln mag/ der i&#x017F;t ein<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;er Knecht/ und kein frommes<lb/>
Kind Gottes.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Got-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0176] Gottes Erkentnis lehret. ꝛc. man mit Supplikẽ zu betteln/ auch oft mit Geſchenken etwas zu ſuchen: da man doch manchmal erbaͤrmlich fehl ſchießet. Ar- mer thumer Menſch! warum laufeſt du nicht zu dem großen Brunne/ aus welchem alle ſolche Baͤche fließen? 42 GOtt verfluchet dich/ wann du dich auf Menſchen verlaͤſſeſt: weil du alſo Goͤtter neben ihn ſetzeſt. Hingegen ſtehet er uͤberall und allezeit mit Haͤnden voll al- ler Gaben faͤrtig/ und wartet auf iemand/ uͤber den er dieſelben ausſchuͤtte. Es iſt ihme/ wie einer Mutter/ die die Milch druk- ket: die nach dem Seugling begierig lan- get/ daß er ihr die volle Bruſt ausleere. Er iſt ein Brunn/ der vor der Hand ſtehet/ voll Waſſers fuͤr die Durſtigen: es jam- mert ihn/ wann er nicht uͤberlauffen und einſchenken ſoll. Er will aber/ um ſein Waſſer/ angebetet und angebettelt ſeyn/ darum ruffet er uns zu: Alle die ihr dur- ſtig ſeit/ komt her und ſchoͤpfet. Bittet und ſuchet! ihr ſolt nehmen und finden. Das Gebet muß anklopfen/ und der Glau- be das Gefaͤß unterhalten. Wer nun nicht beten und anbetteln mag/ der iſt ein boͤſer Knecht/ und kein frommes Kind Gottes. Got-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/176
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/176>, abgerufen am 19.04.2024.