Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

Bild:
<< vorherige Seite

Gott/ und Ehre genug.
Steltzen/ kan man nicht Berg-auf gehen.
Und wann ihr dann ja so Ehrsüchtig seit/
warum suchet ihr nicht die Ehre/ die ewig
währet? Warum schnappet ihr nach dem
Schatten/ und lasset den Selbstand fah-
ren? Wann ihr klug seit/ wie ihr euch dann
achtet: warum seit ihr so kindisch/ daß ihr
nach dem Apfel greiffet/ und nicht nach
dem Kleinod/ daß viel tausend Aepfel wehrt
ist? Was hilft es/ wann man ein Reich
auf Erden gewinnet/ und verlieret hinge-
gen das Himmelreich? wer kan solches/
Klugheit nennen?

47 Wie brüstet sich mancher/ wann er
von Adelichen Eltern gezeugt ist? Er bildet
ihm ein/ er sei vom Himmel herab geflogen
und aus einem Stern gebildet/ und hält
andere für Erdschwämme. Ach! was ist
das gegen dem hohen Adel/ daß wir Kinder
des Allerhöchsten sind? daß Gott unser
Vatter/ und der Himmel Prinz JEsus
Christus unser Bruder ist? Hierüber lasst
uns einen Hochmut fassen/ auch dem Sa-
tan/ das verfluchte Kind Gottes/ den Him-
wel verstossenen Banditen/ und seine Höl-
len-Brut/ die Laster/ verachten. Wir
müßen uns viel zu Edel achten/ mit ihnen
Gesellschaft zu machen/ und ihre Sitten
abzunehmen: gleichwie die rechtschaffene

Edlen/

Gott/ und Ehre genug.
Steltzen/ kan man nicht Berg-auf gehen.
Und wann ihr dann ja ſo Ehrſuͤchtig ſeit/
warum ſuchet ihr nicht die Ehre/ die ewig
waͤhret? Warum ſchnappet ihr nach dem
Schatten/ und laſſet den Selbſtand fah-
ren? Wann ihr klug ſeit/ wie ihr euch dann
achtet: warum ſeit ihr ſo kindiſch/ daß ihr
nach dem Apfel greiffet/ und nicht nach
dem Kleinod/ daß viel tauſend Aepfel wehrt
iſt? Was hilft es/ wann man ein Reich
auf Erden gewinnet/ und verlieret hinge-
gen das Himmelreich? wer kan ſolches/
Klugheit nennen?

47 Wie bruͤſtet ſich mancher/ wann er
von Adelichen Eltern gezeugt iſt? Er bildet
ihm ein/ er ſei vom Himmel herab geflogen
und aus einem Stern gebildet/ und haͤlt
andere fuͤr Erdſchwaͤmme. Ach! was iſt
das gegen dem hohen Adel/ daß wir Kinder
des Allerhoͤchſten ſind? daß Gott unſer
Vatter/ und der Himmel Prinz JEſus
Chriſtus unſer Bruder iſt? Hieruͤber laſſt
uns einen Hochmut faſſen/ auch dem Sa-
tan/ das verfluchte Kind Gottes/ den Him-
wel verſtoſſenen Banditen/ und ſeine Hoͤl-
len-Brut/ die Laſter/ verachten. Wir
muͤßen uns viel zu Edel achten/ mit ihnen
Geſellſchaft zu machen/ und ihre Sitten
abzunehmen: gleichwie die rechtſchaffene

Edlen/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0180" n="152"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gott/ und Ehre genug.</hi></fw><lb/>
Steltzen/ kan man nicht Berg-auf gehen.<lb/>
Und wann ihr dann ja &#x017F;o Ehr&#x017F;u&#x0364;chtig &#x017F;eit/<lb/>
warum &#x017F;uchet ihr nicht die Ehre/ die ewig<lb/>
wa&#x0364;hret? Warum &#x017F;chnappet ihr nach dem<lb/>
Schatten/ und la&#x017F;&#x017F;et den Selb&#x017F;tand fah-<lb/>
ren? Wann ihr klug &#x017F;eit/ wie ihr euch dann<lb/>
achtet: warum &#x017F;eit ihr &#x017F;o kindi&#x017F;ch/ daß ihr<lb/>
nach dem Apfel greiffet/ und nicht nach<lb/>
dem Kleinod/ daß viel tau&#x017F;end Aepfel wehrt<lb/>
i&#x017F;t? Was hilft es/ wann man ein Reich<lb/>
auf Erden gewinnet/ und verlieret hinge-<lb/>
gen das Himmelreich? wer kan &#x017F;olches/<lb/>
Klugheit nennen?</p><lb/>
            <p>47 Wie bru&#x0364;&#x017F;tet &#x017F;ich mancher/ wann er<lb/>
von Adelichen Eltern gezeugt i&#x017F;t? Er bildet<lb/>
ihm ein/ er &#x017F;ei vom Himmel herab geflogen<lb/>
und aus einem Stern gebildet/ und ha&#x0364;lt<lb/>
andere fu&#x0364;r Erd&#x017F;chwa&#x0364;mme. Ach! was i&#x017F;t<lb/>
das gegen dem hohen Adel/ daß wir Kinder<lb/>
des Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;ind? daß Gott un&#x017F;er<lb/>
Vatter/ und der Himmel Prinz JE&#x017F;us<lb/>
Chri&#x017F;tus un&#x017F;er Bruder i&#x017F;t? Hieru&#x0364;ber la&#x017F;&#x017F;t<lb/>
uns einen Hochmut fa&#x017F;&#x017F;en/ auch dem Sa-<lb/>
tan/ das verfluchte Kind Gottes/ den Him-<lb/>
wel ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen Banditen/ und &#x017F;eine Ho&#x0364;l-<lb/>
len-Brut/ die La&#x017F;ter/ verachten. Wir<lb/>
mu&#x0364;ßen uns viel zu Edel achten/ mit ihnen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu machen/ und ihre Sitten<lb/>
abzunehmen: gleichwie die recht&#x017F;chaffene<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Edlen/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0180] Gott/ und Ehre genug. Steltzen/ kan man nicht Berg-auf gehen. Und wann ihr dann ja ſo Ehrſuͤchtig ſeit/ warum ſuchet ihr nicht die Ehre/ die ewig waͤhret? Warum ſchnappet ihr nach dem Schatten/ und laſſet den Selbſtand fah- ren? Wann ihr klug ſeit/ wie ihr euch dann achtet: warum ſeit ihr ſo kindiſch/ daß ihr nach dem Apfel greiffet/ und nicht nach dem Kleinod/ daß viel tauſend Aepfel wehrt iſt? Was hilft es/ wann man ein Reich auf Erden gewinnet/ und verlieret hinge- gen das Himmelreich? wer kan ſolches/ Klugheit nennen? 47 Wie bruͤſtet ſich mancher/ wann er von Adelichen Eltern gezeugt iſt? Er bildet ihm ein/ er ſei vom Himmel herab geflogen und aus einem Stern gebildet/ und haͤlt andere fuͤr Erdſchwaͤmme. Ach! was iſt das gegen dem hohen Adel/ daß wir Kinder des Allerhoͤchſten ſind? daß Gott unſer Vatter/ und der Himmel Prinz JEſus Chriſtus unſer Bruder iſt? Hieruͤber laſſt uns einen Hochmut faſſen/ auch dem Sa- tan/ das verfluchte Kind Gottes/ den Him- wel verſtoſſenen Banditen/ und ſeine Hoͤl- len-Brut/ die Laſter/ verachten. Wir muͤßen uns viel zu Edel achten/ mit ihnen Geſellſchaft zu machen/ und ihre Sitten abzunehmen: gleichwie die rechtſchaffene Edlen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/180
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/180>, abgerufen am 29.03.2024.