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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Gott/ und Wollust genug.

52 Hieher zum Liecht/ du betrogener
Welt- und Wollüstling! dieser Mann ist
dein Vorgänger: du folgest ihm im Leben/
du must ihn auch im Sterben folgen. Ler-
ne aus dieser Erzehlung dessen der die War-
heit selber ist/ daß du nicht zwei Freuden-
Leben haben kanst. Erwehlst du das Jr-
dische/ so verlierst du das Himlische. Zu die-
sem/ muß man durch Trübsal gehen. Je-
nes/ währet einen Augenblick: dieses/ in
Ewigkeit. Du must ja selber bekennen/
daß du närrisch thuest/ wann du jenes weh-
lest. Noch wehlest du es/ und wilst doch
der Kluge heißen. O Teufels Betrug/
den du nicht sehen wilst! dieser Absolon lä-
det dich/ daß er dich ermorde.

53 Ach! kehre doch zurücke/ von dem
verbotnen Baum. Gott/ und Wollust
genug!
aber erst im andern Leben. Den-
ke doch/ O Mensch/ an die Seeligkeit/ in
welcher Gott das höchste Gut wohnet: da
ist Freude die Fülle/ und ewig-liebliches
Wesen. Dahin solst auch du kommen:
aber durch Trübsal/ und durch Verleugnung
der Welt Lüste. Dort ist die ewige Freu-
den Tafel/ mit der Engel-Musik. Dort/
O Seele/ ist dein Bräutgam/ der Aller-
schönste unter den Menschenkindern: und
dessen verklärtem Leibe/ soll auch der deine

ähn-
Gott/ und Wolluſt genug.

52 Hieher zum Liecht/ du betrogener
Welt- und Wolluͤſtling! dieſer Mann iſt
dein Vorgaͤnger: du folgeſt ihm im Leben/
du muſt ihn auch im Sterben folgen. Ler-
ne aus dieſer Erzehlung deſſen der die War-
heit ſelber iſt/ daß du nicht zwei Freuden-
Leben haben kanſt. Erwehlſt du das Jr-
diſche/ ſo verlierſt du das Himliſche. Zu die-
ſem/ muß man durch Truͤbſal gehen. Je-
nes/ waͤhret einen Augenblick: dieſes/ in
Ewigkeit. Du muſt ja ſelber bekennen/
daß du naͤrriſch thueſt/ wañ du jenes weh-
leſt. Noch wehleſt du es/ und wilſt doch
der Kluge heißen. O Teufels Betrug/
den du nicht ſehen wilſt! dieſer Abſolon laͤ-
det dich/ daß er dich ermorde.

53 Ach! kehre doch zuruͤcke/ von dem
verbotnen Baum. Gott/ und Wolluſt
genug!
aber erſt im andern Leben. Den-
ke doch/ O Menſch/ an die Seeligkeit/ in
welcher Gott das hoͤchſte Gut wohnet: da
iſt Freude die Fuͤlle/ und ewig-liebliches
Weſen. Dahin ſolſt auch du kommen:
aber durch Truͤbſal/ uñ durch Verleugnung
der Welt Luͤſte. Dort iſt die ewige Freu-
den Tafel/ mit der Engel-Muſik. Dort/
O Seele/ iſt dein Braͤutgam/ der Aller-
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[156/0184] Gott/ und Wolluſt genug. 52 Hieher zum Liecht/ du betrogener Welt- und Wolluͤſtling! dieſer Mann iſt dein Vorgaͤnger: du folgeſt ihm im Leben/ du muſt ihn auch im Sterben folgen. Ler- ne aus dieſer Erzehlung deſſen der die War- heit ſelber iſt/ daß du nicht zwei Freuden- Leben haben kanſt. Erwehlſt du das Jr- diſche/ ſo verlierſt du das Himliſche. Zu die- ſem/ muß man durch Truͤbſal gehen. Je- nes/ waͤhret einen Augenblick: dieſes/ in Ewigkeit. Du muſt ja ſelber bekennen/ daß du naͤrriſch thueſt/ wañ du jenes weh- leſt. Noch wehleſt du es/ und wilſt doch der Kluge heißen. O Teufels Betrug/ den du nicht ſehen wilſt! dieſer Abſolon laͤ- det dich/ daß er dich ermorde. 53 Ach! kehre doch zuruͤcke/ von dem verbotnen Baum. Gott/ und Wolluſt genug! aber erſt im andern Leben. Den- ke doch/ O Menſch/ an die Seeligkeit/ in welcher Gott das hoͤchſte Gut wohnet: da iſt Freude die Fuͤlle/ und ewig-liebliches Weſen. Dahin ſolſt auch du kommen: aber durch Truͤbſal/ uñ durch Verleugnung der Welt Luͤſte. Dort iſt die ewige Freu- den Tafel/ mit der Engel-Muſik. Dort/ O Seele/ iſt dein Braͤutgam/ der Aller- ſchoͤnſte unter den Menſchenkindern: und deſſen verklaͤrtem Leibe/ ſoll auch der deine aͤhn-

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/184>, abgerufen am 24.04.2024.