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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Notturft muß
Thun und Arbeit segnen/ die ihn/ wie Ja-
cob/ Josef/ und David/ fürchten und
lieben.

21 Bitten sollen wir/ um die Tägliche
Notturft: und die wird uns von GOtt
gewiß zufallen. Aber das Trachten nach
Reichtum/ ist von GOtt verboten. Wie
können wir aber von GOtt/ wan wir ihn
bitten/ Erhörung hoffen/ wann er uns nicht
liebet? Nun liebet er diese nicht/ die ihn
nicht über alles lieben/ noch ihm die Ehre
des Vorzugs gönnen. Wann ein Kind
nur in des Vatters Kästen und Kisten nach
Rosenobeln und Kleinoden herum mauste/
ihn aber dabei verachtete/ ja so gar die er-
mauste Schätze zu seiner Beleidigung ver-
wendete: würde er nicht aus billigem
Verdruß/ nicht allein seine Kästen vor ihm
verschließen/ sondern auch das zusammen-
gefischte Gut ihm wieder abnehmen? Wie
kan er es hingegen lassen/ wan das liebe
Kind allein trachtet/ durch Liebe und Ge-
horsam sich ihm gefällig zu machen/ daß er
ihm nicht reichlich zu werfe?

22 Und eben darum heißet unser Hei-
land uns erstlich nach Gottes Reich/ oder
in GOtt zu kommen und in Gerechtigkeit
nach seinem Willen zu leben/ trachten:
das andere wird zufallen. Dan wer in

Gott

Notturft muß
Thun und Arbeit ſegnen/ die ihn/ wie Ja-
cob/ Joſef/ und David/ fuͤrchten und
lieben.

21 Bitten ſollen wir/ um die Taͤgliche
Notturft: und die wird uns von GOtt
gewiß zufallen. Aber das Trachten nach
Reichtum/ iſt von GOtt verboten. Wie
koͤnnen wir aber von GOtt/ wan wir ihn
bitten/ Erhoͤrung hoffen/ wann er uns nicht
liebet? Nun liebet er dieſe nicht/ die ihn
nicht uͤber alles lieben/ noch ihm die Ehre
des Vorzugs goͤnnen. Wann ein Kind
nur in des Vatters Kaͤſten und Kiſten nach
Roſenobeln und Kleinoden herum mauſte/
ihn aber dabei verachtete/ ja ſo gar die er-
mauſte Schaͤtze zu ſeiner Beleidigung ver-
wendete: wuͤrde er nicht aus billigem
Verdruß/ nicht allein ſeine Kaͤſten vor ihm
verſchließen/ ſondern auch das zuſammen-
gefiſchte Gut ihm wieder abnehmen? Wie
kan er es hingegen laſſen/ wan das liebe
Kind allein trachtet/ durch Liebe und Ge-
horſam ſich ihm gefaͤllig zu machen/ daß er
ihm nicht reichlich zu werfe?

22 Und eben darum heißet unſer Hei-
land uns erſtlich nach Gottes Reich/ oder
in GOtt zu kommen und in Gerechtigkeit
nach ſeinem Willen zu leben/ trachten:
das andere wird zufallen. Dan wer in

Gott
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[252/0280] Notturft muß Thun und Arbeit ſegnen/ die ihn/ wie Ja- cob/ Joſef/ und David/ fuͤrchten und lieben. 21 Bitten ſollen wir/ um die Taͤgliche Notturft: und die wird uns von GOtt gewiß zufallen. Aber das Trachten nach Reichtum/ iſt von GOtt verboten. Wie koͤnnen wir aber von GOtt/ wan wir ihn bitten/ Erhoͤrung hoffen/ wann er uns nicht liebet? Nun liebet er dieſe nicht/ die ihn nicht uͤber alles lieben/ noch ihm die Ehre des Vorzugs goͤnnen. Wann ein Kind nur in des Vatters Kaͤſten und Kiſten nach Roſenobeln und Kleinoden herum mauſte/ ihn aber dabei verachtete/ ja ſo gar die er- mauſte Schaͤtze zu ſeiner Beleidigung ver- wendete: wuͤrde er nicht aus billigem Verdruß/ nicht allein ſeine Kaͤſten vor ihm verſchließen/ ſondern auch das zuſammen- gefiſchte Gut ihm wieder abnehmen? Wie kan er es hingegen laſſen/ wan das liebe Kind allein trachtet/ durch Liebe und Ge- horſam ſich ihm gefaͤllig zu machen/ daß er ihm nicht reichlich zu werfe? 22 Und eben darum heißet unſer Hei- land uns erſtlich nach Gottes Reich/ oder in GOtt zu kommen und in Gerechtigkeit nach ſeinem Willen zu leben/ trachten: das andere wird zufallen. Dan wer in Gott

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/280>, abgerufen am 20.04.2024.