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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Bete und Gibe.
sammen vor GOtt kommen/ wann wir et-
was von ihme erbitten wollen. Die
Göttliche Gesetz-Tafel hat zwey Blätter:
das erste befihlt die Liebe gegen GOtt/ das
andere/ die Liebe gegen dem Nächsten.
Diese beide hangen aneinander: Gott und
die Brüder/ Christus das Haubt und die
Glieder/ müßen zugleich geliebt werden.
Es heisset: Liebe deinen Nechsten/ als
dich selbst.
Wie ich nun selbst nicht gern
darbe/ sondern lieber sehe/ daß mir Gott die
Notturft gibet: also soll ich auch meinen
Nächsten nicht darben lassen/ sondern ih-
me mittheilen/ und also das Gebot Christi
und der Natur erfüllen: Was du wilst/ das
man dir thue/ das thue auch du einem an-
dern.

50 Welche nun/ also mit den Gütern
umzugehen/ sich gewöhnen/ und den HErrn
dabei fürchten: denen wird diese Gabe/
oder vielmehr diese Zugabe/ von GOtt
reichlich zufallen. Sie hängen aber das
Herz nicht daran/ wann ihnen Reichtum zu-
fället/ trotzen und verlassen sich nit darauf:
sondern
(o) sie verlassen sich auf Gott/ der ihnen
gibt reichlich und täglich allerley zu genies-
sen/
nicht zu verschließen und aufzuspa-
ren. Sie thun gutes den Armen/ werden

also
(o) Ps. 49. v. 7.
S

Bete und Gibe.
ſammen vor GOtt kommen/ wann wir et-
was von ihme erbitten wollen. Die
Goͤttliche Geſetz-Tafel hat zwey Blaͤtter:
das erſte befihlt die Liebe gegen GOtt/ das
andere/ die Liebe gegen dem Naͤchſten.
Dieſe beide hangen aneinander: Gott und
die Bruͤder/ Chriſtus das Haubt und die
Glieder/ muͤßen zugleich geliebt werden.
Es heiſſet: Liebe deinen Nechſten/ als
dich ſelbſt.
Wie ich nun ſelbſt nicht gern
darbe/ ſondern lieber ſehe/ daß mir Gott die
Notturft gibet: alſo ſoll ich auch meinen
Naͤchſten nicht darben laſſen/ ſondern ih-
me mittheilen/ und alſo das Gebot Chriſti
und der Natur erfuͤllen: Was du wilſt/ das
man dir thue/ das thue auch du einem an-
dern.

50 Welche nun/ alſo mit den Guͤtern
umzugehen/ ſich gewoͤhnen/ und den HErꝛn
dabei fuͤrchten: denen wird dieſe Gabe/
oder vielmehr dieſe Zugabe/ von GOtt
reichlich zufallen. Sie haͤngen aber das
Herz nicht daran/ wañ ihnen Reichtum zu-
faͤllet/ trotzen und veꝛlaſſen ſich nit darauf:
ſondeꝛn
(o) ſie veꝛlaſſẽ ſich auf Gott/ der ihnẽ
gibt reichlich und taͤglich allerley zu genieſ-
ſen/
nicht zu verſchließen und aufzuſpa-
ren. Sie thun gutes den Armen/ werden

alſo
(o) Pſ. 49. v. 7.
S
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[273/0301] Bete und Gibe. ſammen vor GOtt kommen/ wann wir et- was von ihme erbitten wollen. Die Goͤttliche Geſetz-Tafel hat zwey Blaͤtter: das erſte befihlt die Liebe gegen GOtt/ das andere/ die Liebe gegen dem Naͤchſten. Dieſe beide hangen aneinander: Gott und die Bruͤder/ Chriſtus das Haubt und die Glieder/ muͤßen zugleich geliebt werden. Es heiſſet: Liebe deinen Nechſten/ als dich ſelbſt. Wie ich nun ſelbſt nicht gern darbe/ ſondern lieber ſehe/ daß mir Gott die Notturft gibet: alſo ſoll ich auch meinen Naͤchſten nicht darben laſſen/ ſondern ih- me mittheilen/ und alſo das Gebot Chriſti und der Natur erfuͤllen: Was du wilſt/ das man dir thue/ das thue auch du einem an- dern. 50 Welche nun/ alſo mit den Guͤtern umzugehen/ ſich gewoͤhnen/ und den HErꝛn dabei fuͤrchten: denen wird dieſe Gabe/ oder vielmehr dieſe Zugabe/ von GOtt reichlich zufallen. Sie haͤngen aber das Herz nicht daran/ wañ ihnen Reichtum zu- faͤllet/ trotzen und veꝛlaſſen ſich nit darauf: ſondeꝛn (o) ſie veꝛlaſſẽ ſich auf Gott/ der ihnẽ gibt reichlich und taͤglich allerley zu genieſ- ſen/ nicht zu verſchließen und aufzuſpa- ren. Sie thun gutes den Armen/ werden alſo (o) Pſ. 49. v. 7. S

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/301>, abgerufen am 25.04.2024.