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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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böser Will.

10 Du hast demnach/ O getaufter
Christ! mitten in dem Gottes-Tempel
mit Furcht und Zittern zu schaffen/ daß du
seelig werdest: weil dieser arge Gast und
Geist auch daselbsten geschäftig ist/ den
gnädigen Willen Gottes bey dir zu hin-
dern. Dann/ indem man sich am wenig-
sten versihet/ gehet er herum/ und verschliest
einem die Augen/ durch den Schlaff/ wie
dem Eutychus (y) einem andern die Oh-
ren/ durch das Nachbar-Gewäsche; einem
andern das Hertz/ durch Unachtsamkeit;
und/ welches das schrecklichste ist/ so langet
er gar in das Hertz hinein/ den Wort-Sa-
men herauszureisen. Wäre es dir nicht
bässer/ das Hertz aus dem Leibe/ als das
Wort aus dem Hertzen gerissen: Jener
Riß entreisset nur das zeitliche/ dieser das
ewige Leben. Darum stelle diesem Raub-
Vogel/ ein Schau-Bild in deine Gedanken
verzäune dein Hertz mit den Kron-Dornen
des leidenden JEsu. Denke/ daß Gottes
All-Aug über dich wachet/ so werden deine
Augen nicht schlummern; daß sein Ohr
auf dich merke/ so wird deine Zung nicht
plandern; daß es JEsu Blut und Leben
gekostet/ dich vom Satan zu erlösen: so

wird
(y) Ap. Gesch. 20. v. 9.
X iij
boͤſer Will.

10 Du haſt demnach/ O getaufter
Chriſt! mitten in dem Gottes-Tempel
mit Furcht und Zittern zu ſchaffen/ daß du
ſeelig werdeſt: weil dieſer arge Gaſt und
Geiſt auch daſelbſten geſchaͤftig iſt/ den
gnaͤdigen Willen Gottes bey dir zu hin-
dern. Dann/ indem man ſich am wenig-
ſten verſihet/ gehet er herum/ und verſchlieſt
einem die Augen/ durch den Schlaff/ wie
dem Eutychus (y) einem andern die Oh-
ren/ durch das Nachbar-Gewaͤſche; einem
andern das Hertz/ durch Unachtſamkeit;
und/ welches das ſchrecklichſte iſt/ ſo langet
er gar in das Hertz hinein/ den Wort-Sa-
men herauszureiſen. Waͤre es dir nicht
baͤſſer/ das Hertz aus dem Leibe/ als das
Wort aus dem Hertzen geriſſen: Jener
Riß entreiſſet nur das zeitliche/ dieſer das
ewige Leben. Darum ſtelle dieſem Raub-
Vogel/ ein Schau-Bild in deine Gedanken
verzaͤune dein Hertz mit den Kron-Dornen
des leidenden JEſu. Denke/ daß Gottes
All-Aug uͤber dich wachet/ ſo werden deine
Augen nicht ſchlummern; daß ſein Ohr
auf dich merke/ ſo wird deine Zung nicht
plandern; daß es JEſu Blut und Leben
gekoſtet/ dich vom Satan zu erloͤſen: ſo

wird
(y) Ap. Geſch. 20. v. 9.
X iij
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[325/0353] boͤſer Will. 10 Du haſt demnach/ O getaufter Chriſt! mitten in dem Gottes-Tempel mit Furcht und Zittern zu ſchaffen/ daß du ſeelig werdeſt: weil dieſer arge Gaſt und Geiſt auch daſelbſten geſchaͤftig iſt/ den gnaͤdigen Willen Gottes bey dir zu hin- dern. Dann/ indem man ſich am wenig- ſten verſihet/ gehet er herum/ und verſchlieſt einem die Augen/ durch den Schlaff/ wie dem Eutychus (y) einem andern die Oh- ren/ durch das Nachbar-Gewaͤſche; einem andern das Hertz/ durch Unachtſamkeit; und/ welches das ſchrecklichſte iſt/ ſo langet er gar in das Hertz hinein/ den Wort-Sa- men herauszureiſen. Waͤre es dir nicht baͤſſer/ das Hertz aus dem Leibe/ als das Wort aus dem Hertzen geriſſen: Jener Riß entreiſſet nur das zeitliche/ dieſer das ewige Leben. Darum ſtelle dieſem Raub- Vogel/ ein Schau-Bild in deine Gedanken verzaͤune dein Hertz mit den Kron-Dornen des leidenden JEſu. Denke/ daß Gottes All-Aug uͤber dich wachet/ ſo werden deine Augen nicht ſchlummern; daß ſein Ohr auf dich merke/ ſo wird deine Zung nicht plandern; daß es JEſu Blut und Leben gekoſtet/ dich vom Satan zu erloͤſen: ſo wird (y) Ap. Geſch. 20. v. 9. X iij

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/353>, abgerufen am 25.04.2024.