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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Das Anschauen GOttes.
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Das Anschauen GOt-
tes.

JNdessen ist kein Zweiffel/ daß sie ihre
Klarheit von dem seligen Anschauen
GOttes erlange/ als welcher das
Liecht selbsten ist. (y) Hat Mose auf dem
Berge Sinai/ von dem Gespräche mit
GOtt ein stralendes Angesicht überkom-
men/ dessen Glanz das Volk nicht ertragen
konte: wie vielmehr werden die Auserwehl-
te von dem ewigen Anschauen Gottes be-
glänzet werden. So das Klarheit hatte/
das da aufhöret/ wie vielmehr wird das
Klarheit haben/ das da bleibet?
schlies-
sen wir mit dem Himmel-gelehrten Pau-
lo. (z) Wir sehen zwar auch allhier GOtt/
aber nur mittelbar/ entweder durch die
Vernunft oder durch den Glauben. Jene
sihet ihn in den Geschöpfen/ dieser in dem
Wort. Beedes anschauen ist dunkel: der
Glaub gleichet einem Spiegel/ in welchem
nit das Angesicht selbsten sondern das Bild
des Angesichts gesehen wird: also ist im
Glauben nicht das klare Angesicht der
ewigen Gottheit sondern ein durch das
Wort davon geschöpftes Bild.

26 Wer
(y) Joh. 1. v. 4.
(z) 2. Cor. 3. v. 11.
Das Anſchauen GOttes.
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Das Anſchauen GOt-
tes.

JNdeſſen iſt kein Zweiffel/ daß ſie ihre
Klarheit von dem ſeligen Anſchauen
GOttes erlange/ als welcher das
Liecht ſelbſten iſt. (y) Hat Moſe auf dem
Berge Sinai/ von dem Geſpraͤche mit
GOtt ein ſtralendes Angeſicht uͤberkom-
men/ deſſen Glanz das Volk nicht ertragen
konte: wie vielmehr werden die Auserwehl-
te von dem ewigen Anſchauen Gottes be-
glaͤnzet werden. So das Klarheit hatte/
das da aufhoͤret/ wie vielmehr wird das
Klarheit haben/ das da bleibet?
ſchlieſ-
ſen wir mit dem Himmel-gelehrten Pau-
lo. (z) Wir ſehen zwar auch allhier GOtt/
aber nur mittelbar/ entweder durch die
Vernunft oder durch den Glauben. Jene
ſihet ihn in den Geſchoͤpfen/ dieſer in dem
Wort. Beedes anſchauen iſt dunkel: der
Glaub gleichet einem Spiegel/ in welchem
nit das Angeſicht ſelbſten ſondern das Bild
des Angeſichts geſehen wird: alſo iſt im
Glauben nicht das klare Angeſicht der
ewigen Gottheit ſondern ein durch das
Wort davon geſchoͤpftes Bild.

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(y) Joh. 1. v. 4.
(z) 2. Cor. 3. v. 11.
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[367/0395] Das Anſchauen GOttes. * 14 * Das Anſchauen GOt- tes. JNdeſſen iſt kein Zweiffel/ daß ſie ihre Klarheit von dem ſeligen Anſchauen GOttes erlange/ als welcher das Liecht ſelbſten iſt. (y) Hat Moſe auf dem Berge Sinai/ von dem Geſpraͤche mit GOtt ein ſtralendes Angeſicht uͤberkom- men/ deſſen Glanz das Volk nicht ertragen konte: wie vielmehr werden die Auserwehl- te von dem ewigen Anſchauen Gottes be- glaͤnzet werden. So das Klarheit hatte/ das da aufhoͤret/ wie vielmehr wird das Klarheit haben/ das da bleibet? ſchlieſ- ſen wir mit dem Himmel-gelehrten Pau- lo. (z) Wir ſehen zwar auch allhier GOtt/ aber nur mittelbar/ entweder durch die Vernunft oder durch den Glauben. Jene ſihet ihn in den Geſchoͤpfen/ dieſer in dem Wort. Beedes anſchauen iſt dunkel: der Glaub gleichet einem Spiegel/ in welchem nit das Angeſicht ſelbſten ſondern das Bild des Angeſichts geſehen wird: alſo iſt im Glauben nicht das klare Angeſicht der ewigen Gottheit ſondern ein durch das Wort davon geſchoͤpftes Bild. 26 Wer (y) Joh. 1. v. 4. (z) 2. Cor. 3. v. 11.

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/395>, abgerufen am 29.03.2024.