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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Das anschauen

26 Wer in dem Nebel reiset/ sihet wol
eine Stadt von ferne/ aber ihre Paläste
und Häuser kan er nicht unterscheiden/ biß
er hinein kommet: so sehen wir auch die
Stadt GOttes
(a) von ferne im Nebel/
aber unvollkommen/ biß wir hinein gelan-
gen/ und in seinem Liecht das ewige Liecht
sehen.
(b) Es hat sich GOtt seinen Heili-
gen allhier öfters in einer Wolken gezeiget/
und damit seine dunkele Offenbahrung vor-
gebildet. Wir sehen zwar/ bey wolckich-
tem Himmel das angebrochene Tages-
Liecht/ und schliessen hieraus den Aufgang
der Sonnen; die Sonne aber sehen wir
nicht/ biß der Himmel entwolket ist: also
stehet GOtt/ in diesem Leben/ hinder einer
Wolken. Wir sehen sein Liecht/ aber
nicht das Angesicht: in jenem Leben wird
er die Wolke abthun. Da werden wir
ihn sehen von Angesicht zu Angesicht/
(c)
wie Er ist. (d) Hier wandlen wir im
Trauen/ dorten im Schauen. Hier ist
der Glaubens-Spiegel/ dorten das Ange-
sicht; Hier das Wort/ dorten das Wesen/
hier der Schatten/ dorten das Liecht.

27 Dieses anschauen ist die vollkom-
menste Himmel-Gab/ welche alle ande-

re in
(a) Offenb. 21. v. 10.
(b) Ps. 36. v. 10.
(c) 1. Cor. 13. v. 12.
(d) 1. Joh. 3. v. 2.
Das anſchauen

26 Wer in dem Nebel reiſet/ ſihet wol
eine Stadt von ferne/ aber ihre Palaͤſte
und Haͤuſer kan er nicht unterſcheiden/ biß
er hinein kommet: ſo ſehen wir auch die
Stadt GOttes
(a) von ferne im Nebel/
aber unvollkommen/ biß wir hinein gelan-
gen/ und in ſeinem Liecht das ewige Liecht
ſehen.
(b) Es hat ſich GOtt ſeinen Heili-
gen allhier oͤfters in einer Wolken gezeiget/
und damit ſeine dunkele Offenbahrung vor-
gebildet. Wir ſehen zwar/ bey wolckich-
tem Himmel das angebrochene Tages-
Liecht/ und ſchlieſſen hieraus den Aufgang
der Sonnen; die Sonne aber ſehen wir
nicht/ biß der Himmel entwolket iſt: alſo
ſtehet GOtt/ in dieſem Leben/ hinder einer
Wolken. Wir ſehen ſein Liecht/ aber
nicht das Angeſicht: in jenem Leben wird
er die Wolke abthun. Da werden wir
ihn ſehen von Angeſicht zu Angeſicht/
(c)
wie Er iſt. (d) Hier wandlen wir im
Trauen/ dorten im Schauen. Hier iſt
der Glaubens-Spiegel/ dorten das Ange-
ſicht; Hier das Wort/ dorten das Weſen/
hier der Schatten/ dorten das Liecht.

27 Dieſes anſchauen iſt die vollkom-
menſte Himmel-Gab/ welche alle ande-

re in
(a) Offenb. 21. v. 10.
(b) Pſ. 36. v. 10.
(c) 1. Cor. 13. v. 12.
(d) 1. Joh. 3. v. 2.
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[368/0396] Das anſchauen 26 Wer in dem Nebel reiſet/ ſihet wol eine Stadt von ferne/ aber ihre Palaͤſte und Haͤuſer kan er nicht unterſcheiden/ biß er hinein kommet: ſo ſehen wir auch die Stadt GOttes (a) von ferne im Nebel/ aber unvollkommen/ biß wir hinein gelan- gen/ und in ſeinem Liecht das ewige Liecht ſehen. (b) Es hat ſich GOtt ſeinen Heili- gen allhier oͤfters in einer Wolken gezeiget/ und damit ſeine dunkele Offenbahrung vor- gebildet. Wir ſehen zwar/ bey wolckich- tem Himmel das angebrochene Tages- Liecht/ und ſchlieſſen hieraus den Aufgang der Sonnen; die Sonne aber ſehen wir nicht/ biß der Himmel entwolket iſt: alſo ſtehet GOtt/ in dieſem Leben/ hinder einer Wolken. Wir ſehen ſein Liecht/ aber nicht das Angeſicht: in jenem Leben wird er die Wolke abthun. Da werden wir ihn ſehen von Angeſicht zu Angeſicht/ (c) wie Er iſt. (d) Hier wandlen wir im Trauen/ dorten im Schauen. Hier iſt der Glaubens-Spiegel/ dorten das Ange- ſicht; Hier das Wort/ dorten das Weſen/ hier der Schatten/ dorten das Liecht. 27 Dieſes anſchauen iſt die vollkom- menſte Himmel-Gab/ welche alle ande- re in (a) Offenb. 21. v. 10. (b) Pſ. 36. v. 10. (c) 1. Cor. 13. v. 12. (d) 1. Joh. 3. v. 2.

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/396>, abgerufen am 29.03.2024.