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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Die Sabbath-Feyer.
* 4*
Betrachtung der Sabbath-
Feyer.

HEut/ an diesem Tag des HErrn/
ist nötig/ daß wir von uns aus-
und in Gott ein-gehen/ von dem
wir ursprünglich ausgegangen.
Wer sind wir? Wessen und von wan-
nen sind wir? Wir sind von Himmel/
und streben gen Himmel: der ist unserer
Seelen Geburt Stadt/ unser Vatterland.
Wir sind Gottes/ sein Geschöpfe/ sein E-
benbild/ seine erlößte Kinder/ seine gehei-
ligte Knechte. Wir sind Bürger des him-
lischen Jerusalems/ eingeschrieben in das
Stadt Buch Gottes. Wir sind Pilger
auf Erden/ und das Ende unserer Wan-
derschaft ist der Himmel.

2. Was ist inzwischen unser Amt und
Beruff? Worzu dinget/ ein Herr/ ihm
Knechte? freilich/ daß er von ihnen ge-
ehrt und bedient werde. Ach! wir elen-
de Menschen! wie weit hat uns/ des Sa-
tans Verführung/ der blinde Wahn/ und
die törichte Gewonheit/ von unserem Ur-
sprung abgeführet! Wir vermeinen/ wir
seyen darum erschaffen/ daß wir Güter

und
Die Sabbath-Feyer.
* 4*
Betrachtung der Sabbath-
Feyer.

HEut/ an dieſem Tag des HErꝛn/
iſt noͤtig/ daß wir von uns aus-
und in Gott ein-gehen/ von dem
wir urſpruͤnglich ausgegangen.
Wer ſind wir? Weſſen und von wan-
nen ſind wir? Wir ſind von Himmel/
und ſtreben gen Himmel: der iſt unſerer
Seelen Geburt Stadt/ unſer Vatterland.
Wir ſind Gottes/ ſein Geſchoͤpfe/ ſein E-
benbild/ ſeine erloͤßte Kinder/ ſeine gehei-
ligte Knechte. Wir ſind Buͤrger des him-
liſchen Jeruſalems/ eingeſchrieben in das
Stadt Buch Gottes. Wir ſind Pilger
auf Erden/ und das Ende unſerer Wan-
derſchaft iſt der Himmel.

2. Was iſt inzwiſchen unſer Amt und
Beruff? Worzu dinget/ ein Herꝛ/ ihm
Knechte? freilich/ daß er von ihnen ge-
ehrt und bedient werde. Ach! wir elen-
de Menſchen! wie weit hat uns/ des Sa-
tans Verfuͤhrung/ der blinde Wahn/ und
die toͤrichte Gewonheit/ von unſerem Ur-
ſprung abgefuͤhret! Wir vermeinen/ wir
ſeyen darum erſchaffen/ daß wir Guͤter

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[15/0041] Die Sabbath-Feyer. * 4* Betrachtung der Sabbath- Feyer. HEut/ an dieſem Tag des HErꝛn/ iſt noͤtig/ daß wir von uns aus- und in Gott ein-gehen/ von dem wir urſpruͤnglich ausgegangen. Wer ſind wir? Weſſen und von wan- nen ſind wir? Wir ſind von Himmel/ und ſtreben gen Himmel: der iſt unſerer Seelen Geburt Stadt/ unſer Vatterland. Wir ſind Gottes/ ſein Geſchoͤpfe/ ſein E- benbild/ ſeine erloͤßte Kinder/ ſeine gehei- ligte Knechte. Wir ſind Buͤrger des him- liſchen Jeruſalems/ eingeſchrieben in das Stadt Buch Gottes. Wir ſind Pilger auf Erden/ und das Ende unſerer Wan- derſchaft iſt der Himmel. 2. Was iſt inzwiſchen unſer Amt und Beruff? Worzu dinget/ ein Herꝛ/ ihm Knechte? freilich/ daß er von ihnen ge- ehrt und bedient werde. Ach! wir elen- de Menſchen! wie weit hat uns/ des Sa- tans Verfuͤhrung/ der blinde Wahn/ und die toͤrichte Gewonheit/ von unſerem Ur- ſprung abgefuͤhret! Wir vermeinen/ wir ſeyen darum erſchaffen/ daß wir Guͤter und

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/41>, abgerufen am 28.03.2024.