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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Todes-Gedanken.

8 Was stellet uns unser eigenes Bett
anders für/ als ein Grab? welches unsere
letzte Schlaff-Stelle seyn wird/ darinnen
der Leib/ bis an den grossen Reichs-Tage
der Auserwehlten/ ruhen soll. Wer weiß/
ob man uns nicht morgen aus dem Bette
in das Beete des Gottes-Ackers/ von dem
leichten Feder-in das schwere Leichen-La-
ger bringet? lasset uns mit diesen Gedan-
ken in die Federn begraben/ und also liegend
dem Tode entgege gehen. Wer sich/ gegen sei-
ne Ankunft/ also bereitet/ der hat alsdann
nichts weiters zu thun/ als Sterben. Wer sich
aber in die Eitelkeit also vertiefet/ daß er
an den Tod/ vor dem Tode/ nicht gedenket/
dem bleiben die wichtigsten Geschäffte zu
ruck/ und wird er sterben müssen/ ehe er die
Kunst seelig zu sterben erlernen kan.

9 Der Abend mahlet uns auch für das
Ende der Welt. Er fertiget die Arbeiter
ab/ und bringt ihnen den Lohn: Am Welt-
Abend werden auch wir/ dem Leibe und
der Seelen nach/ belohnet und abgefertiget
werden. Dann wir müssen alle offenbar
werden für dem Richtstul Christi/ auf daß
ein jeglicher empfahe/ wie er gehandelt hat
bey Leibs-Leben/ es sey gut oder böse.
(q)
Ein trauriger Abend den Gottlosen/ ein

frö-
(q) 2. Cor. 5. v. 10.
Todes-Gedanken.

8 Was ſtellet uns unſer eigenes Bett
anders fuͤr/ als ein Grab? welches unſere
letzte Schlaff-Stelle ſeyn wird/ darinnen
der Leib/ bis an den groſſen Reichs-Tage
der Auserwehlten/ ruhen ſoll. Wer weiß/
ob man uns nicht morgen aus dem Bette
in das Beete des Gottes-Ackers/ von dem
leichten Feder-in das ſchwere Leichen-La-
ger bringet? laſſet uns mit dieſen Gedan-
ken in die Federn begraben/ und alſo liegend
dem Tode entgegë gehen. Wer ſich/ gegen ſei-
ne Ankunft/ alſo bereitet/ der hat alsdann
nichts weiteꝛs zu thun/ als Steꝛbẽ. Weꝛ ſich
aber in die Eitelkeit alſo vertiefet/ daß er
an den Tod/ vor dem Tode/ nicht gedenket/
dem bleiben die wichtigſten Geſchaͤffte zu
ruck/ und wird er ſterben muͤſſen/ ehe er die
Kunſt ſeelig zu ſterben erlernen kan.

9 Der Abend mahlet uns auch fuͤr das
Ende der Welt. Er fertiget die Arbeiter
ab/ und bringt ihnen den Lohn: Am Welt-
Abend werden auch wir/ dem Leibe und
der Seelen nach/ belohnet und abgefertiget
werden. Dann wir muͤſſen alle offenbar
werden fuͤr dem Richtſtul Chriſti/ auf daß
ein jeglicher empfahe/ wie er gehandelt hat
bey Leibs-Leben/ es ſey gut oder boͤſe.
(q)
Ein trauriger Abend den Gottloſen/ ein

froͤ-
(q) 2. Cor. 5. v. 10.
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[398/0426] Todes-Gedanken. 8 Was ſtellet uns unſer eigenes Bett anders fuͤr/ als ein Grab? welches unſere letzte Schlaff-Stelle ſeyn wird/ darinnen der Leib/ bis an den groſſen Reichs-Tage der Auserwehlten/ ruhen ſoll. Wer weiß/ ob man uns nicht morgen aus dem Bette in das Beete des Gottes-Ackers/ von dem leichten Feder-in das ſchwere Leichen-La- ger bringet? laſſet uns mit dieſen Gedan- ken in die Federn begraben/ und alſo liegend dem Tode entgegë gehen. Wer ſich/ gegen ſei- ne Ankunft/ alſo bereitet/ der hat alsdann nichts weiteꝛs zu thun/ als Steꝛbẽ. Weꝛ ſich aber in die Eitelkeit alſo vertiefet/ daß er an den Tod/ vor dem Tode/ nicht gedenket/ dem bleiben die wichtigſten Geſchaͤffte zu ruck/ und wird er ſterben muͤſſen/ ehe er die Kunſt ſeelig zu ſterben erlernen kan. 9 Der Abend mahlet uns auch fuͤr das Ende der Welt. Er fertiget die Arbeiter ab/ und bringt ihnen den Lohn: Am Welt- Abend werden auch wir/ dem Leibe und der Seelen nach/ belohnet und abgefertiget werden. Dann wir muͤſſen alle offenbar werden fuͤr dem Richtſtul Chriſti/ auf daß ein jeglicher empfahe/ wie er gehandelt hat bey Leibs-Leben/ es ſey gut oder boͤſe. (q) Ein trauriger Abend den Gottloſen/ ein froͤ- (q) 2. Cor. 5. v. 10.

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/426>, abgerufen am 29.03.2024.