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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Lieder.
Was GOtt an uns gewendet hat/ Und seine süsse
Wunderthat/ Gar theur hat ers erworben.

2 Dem Teuffel ich gefangen lag/ Jm Tod war
ich verlohren:/: Mein Sünd mich quälet Nacht
und Tag/ Darinn ich war geboren/ Jch fiel auch im-
mer tieffer drein. Es war kein Guts am Leben
mein/ Die Sünd hat mich besessen.
3 Mein gute Werk die galten nicht/ Es war mit
ihnn verdorben:/: Der Freywill hasset GOtts
Gricht/ Er war zum Gutn erstorben/ Die Angst
mich zu verzweiflen treib/ Daß nichts denn sterben bey
mir bleib/ Zur Höllen must ich sinken.
4 Da jammert GOtt in Ewigkeit/ Mein Elend
übr die massen:/: Er dacht an sein Barmher-
zigkeit/ Er wolt mir helffen lassen. Er wand zu mir
das Vatterherz/ Es war bey ihm fürwar kein
Scherz/ Er ließ sein bestes kosten.
5 Er sprach zu seinem lieben Sohn/ Die Zeit ist
hie zu erbarmen:/: Fahr hin meins Herzens wehr-
te Cron/ Und sey das Heil dem Armen/ Und hilff
ihm aus der Sünden Noht: Erwürg für ihn den
bittern Tod/ Und laß ihn mit dir leben.
6 Der Sohn dem Vattr gehorsam ward/ Er
kam zu mir auf Erden:/: Von einer Jungfrau rein
und zart/ Er wollt mein Bruder werden. Gar heim-
lich führt er sein Gewalt/ Er gieng in einer armen
Gstalt/ Den Teuffel wollt er fangen.
7 Er sprach zu mir: halt dich an mich/ Es soll dir
itzt gelingen:/: Jch geb mich selber ganz für dich/
Da will ich für dich ringen: Denn ich bin dein/ und
du bist mein/ Und wo ich bleib/ da solt du seyn/ Uns
soll der Feind nicht scheiden.
8 Vergiessen wird man mir mein Blut/ Darzu
mein Leben rauben:/: Das leid ich alles dir zu gut/
Das

Lieder.
Was GOtt an uns gewendet hat/ Und ſeine ſuͤſſe
Wunderthat/ Gar theur hat ers erworben.

2 Dem Teuffel ich gefangen lag/ Jm Tod war
ich verlohren:/: Mein Suͤnd mich quaͤlet Nacht
und Tag/ Darinn ich war geboren/ Jch fiel auch im-
mer tieffer drein. Es war kein Guts am Leben
mein/ Die Suͤnd hat mich beſeſſen.
3 Mein gute Werk die galten nicht/ Es war mit
ihnn verdorben:/: Der Freywill haſſet GOtts
Gricht/ Er war zum Gutn erſtorben/ Die Angſt
mich zu verzweiflen treib/ Daß nichts deñ ſterben bey
mir bleib/ Zur Hoͤllen muſt ich ſinken.
4 Da jammert GOtt in Ewigkeit/ Mein Elend
uͤbr die maſſen:/: Er dacht an ſein Barmher-
zigkeit/ Er wolt mir helffen laſſen. Er wand zu mir
das Vatterherz/ Es war bey ihm fuͤrwar kein
Scherz/ Er ließ ſein beſtes koſten.
5 Er ſprach zu ſeinem lieben Sohn/ Die Zeit iſt
hie zu erbarmen:/: Fahr hin meins Herzens wehr-
te Cron/ Und ſey das Heil dem Armen/ Und hilff
ihm aus der Suͤnden Noht: Erwuͤrg fuͤr ihn den
bittern Tod/ Und laß ihn mit dir leben.
6 Der Sohn dem Vattr gehorſam ward/ Er
kam zu mir auf Erden:/: Von einer Jungfrau rein
und zart/ Er wollt mein Bruder werden. Gar heim-
lich fuͤhrt er ſein Gewalt/ Er gieng in einer armen
Gſtalt/ Den Teuffel wollt er fangen.
7 Er ſprach zu mir: halt dich an mich/ Es ſoll dir
itzt gelingen:/: Jch geb mich ſelber ganz fuͤr dich/
Da will ich fuͤr dich ringen: Denn ich bin dein/ und
du biſt mein/ Und wo ich bleib/ da ſolt du ſeyn/ Uns
ſoll der Feind nicht ſcheiden.
8 Vergieſſen wird man mir mein Blut/ Darzu
mein Leben rauben:/: Das leid ich alles dir zu gut/
Das
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[61/0497] Lieder. Was GOtt an uns gewendet hat/ Und ſeine ſuͤſſe Wunderthat/ Gar theur hat ers erworben. 2 Dem Teuffel ich gefangen lag/ Jm Tod war ich verlohren:/: Mein Suͤnd mich quaͤlet Nacht und Tag/ Darinn ich war geboren/ Jch fiel auch im- mer tieffer drein. Es war kein Guts am Leben mein/ Die Suͤnd hat mich beſeſſen. 3 Mein gute Werk die galten nicht/ Es war mit ihnn verdorben:/: Der Freywill haſſet GOtts Gricht/ Er war zum Gutn erſtorben/ Die Angſt mich zu verzweiflen treib/ Daß nichts deñ ſterben bey mir bleib/ Zur Hoͤllen muſt ich ſinken. 4 Da jammert GOtt in Ewigkeit/ Mein Elend uͤbr die maſſen:/: Er dacht an ſein Barmher- zigkeit/ Er wolt mir helffen laſſen. Er wand zu mir das Vatterherz/ Es war bey ihm fuͤrwar kein Scherz/ Er ließ ſein beſtes koſten. 5 Er ſprach zu ſeinem lieben Sohn/ Die Zeit iſt hie zu erbarmen:/: Fahr hin meins Herzens wehr- te Cron/ Und ſey das Heil dem Armen/ Und hilff ihm aus der Suͤnden Noht: Erwuͤrg fuͤr ihn den bittern Tod/ Und laß ihn mit dir leben. 6 Der Sohn dem Vattr gehorſam ward/ Er kam zu mir auf Erden:/: Von einer Jungfrau rein und zart/ Er wollt mein Bruder werden. Gar heim- lich fuͤhrt er ſein Gewalt/ Er gieng in einer armen Gſtalt/ Den Teuffel wollt er fangen. 7 Er ſprach zu mir: halt dich an mich/ Es ſoll dir itzt gelingen:/: Jch geb mich ſelber ganz fuͤr dich/ Da will ich fuͤr dich ringen: Denn ich bin dein/ und du biſt mein/ Und wo ich bleib/ da ſolt du ſeyn/ Uns ſoll der Feind nicht ſcheiden. 8 Vergieſſen wird man mir mein Blut/ Darzu mein Leben rauben:/: Das leid ich alles dir zu gut/ Das

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/497>, abgerufen am 19.04.2024.