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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

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Der zehnte Spatziergang.

Jch begebe mich in eine grosse Gesell-
schaft, die sich hauptsächlich versammelt
hat, ihren Sinnen angenehme Empfindun-
gen zu verschaffen; in eine Gesellschaft, die
die Freuden der Tafel schmecken, die den
süssen Saft der Reben geniessen, die Ohr
und Herz an Gesang und Harmonie ergö-
tzen, sich an muntern Gesprächen belusti-
gen, durch witzige Spiele zerstreuen und
durch die stärkere Bewegung eines Tanzes
ihr Blut in eine behägliche Wärme versetzen
will. Jch soll ihre Freuden theilen. Es
ist doppelte Freude: sröhlich zu seyn mit
den Fröhlichen. Und sie ist auch erlaubt;
sie ist von der Tugend selbst und von der
menschenfreundlichen Weisheit empfohlen;
sie ist auf unsrer beschwerlichen Wallfarth
ein erquickender Labetrunk, der das über-



Der zehnte Spatziergang.

Jch begebe mich in eine groſse Geſell-
ſchaft, die ſich hauptſächlich verſammelt
hat, ihren Sinnen angenehme Empfindun-
gen zu verſchaffen; in eine Geſellſchaft, die
die Freuden der Tafel ſchmecken, die den
ſüſsen Saft der Reben genieſsen, die Ohr
und Herz an Geſang und Harmonie ergö-
tzen, ſich an muntern Geſprächen beluſti-
gen, durch witzige Spiele zerſtreuen und
durch die ſtärkere Bewegung eines Tanzes
ihr Blut in eine behägliche Wärme verſetzen
will. Jch ſoll ihre Freuden theilen. Es
iſt doppelte Freude: ſröhlich zu ſeyn mit
den Fröhlichen. Und ſie iſt auch erlaubt;
ſie iſt von der Tugend ſelbſt und von der
menſchenfreundlichen Weisheit empfohlen;
ſie iſt auf unſrer beſchwerlichen Wallfarth
ein erquickender Labetrunk, der das über-

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[74/0082] Der zehnte Spatziergang. Jch begebe mich in eine groſse Geſell- ſchaft, die ſich hauptſächlich verſammelt hat, ihren Sinnen angenehme Empfindun- gen zu verſchaffen; in eine Geſellſchaft, die die Freuden der Tafel ſchmecken, die den ſüſsen Saft der Reben genieſsen, die Ohr und Herz an Geſang und Harmonie ergö- tzen, ſich an muntern Geſprächen beluſti- gen, durch witzige Spiele zerſtreuen und durch die ſtärkere Bewegung eines Tanzes ihr Blut in eine behägliche Wärme verſetzen will. Jch ſoll ihre Freuden theilen. Es iſt doppelte FreudeEreude: ſröhlich zu ſeyn mit den Fröhlichen. Und ſie iſt auch erlaubt; ſie iſt von der Tugend ſelbſt und von der menſchenfreundlichen Weisheit empfohlen; ſie iſt auf unſrer beſchwerlichen Wallfarth ein erquickender Labetrunk, der das über-

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Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/82>, abgerufen am 28.03.2024.