Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

drumanen, und zumal beym Menschen
selbst, am längsten. - Wiederum ganz
anomalisch, fast einem Röhrenknochen
ähnelnd, sind die Schulterblätter des
Maulwurfs. - Dass die beiden Haupt-
fortsätze an diesen Knochen, der cora-
coides
und das acromium bey denen am
ansehnlichsten ausgebildet seyn müssen,
die wahre lange Schlüsselbeine haben,
lässt sich schon a priori erwarten.

§. 44.

Die merkwürdigsten Verschiedenhei-
ten an den eigentlich so genannten vor-
dern Extremitäten
lassen sich am füg-
lichsten nach den Ordnungen und Ge-
schlechtern der Thiere dieser Classe zu-
sammen fassen. Am allerauffallendsten
und abweichendsten ist ihr Bau bey den
Fledermäusen und beym Maulwurf.
Jenen fehlt der radius im Vorderarm*) oder sie haben höchstens nur ein grätenför-
miges Rudiment davon
.

*) Ich habe im ehemaligen Hagenschen Ca-
binet zu Nürnberg einen merkwürdi-
gen Osteolithen in Solenhofer Kalk-
schiefer gesehen, der aus drey sehr
schlanken nach der Länge an einander
articulirten Röhren bestand, und für
einen versteinten Vogelflügel gehalten
ward, aber nach der Einfachheit und
Länge der mittlern Röhre zu urtheilen,
wohl ohne Zweifel einer grossen Süd-
indischen Fledermaus zugehört.

drumanen, und zumal beym Menschen
selbst, am längsten. – Wiederum ganz
anomalisch, fast einem Röhrenknochen
ähnelnd, sind die Schulterblätter des
Maulwurfs. – Dass die beiden Haupt-
fortsätze an diesen Knochen, der cora-
coides
und das acromium bey denen am
ansehnlichsten ausgebildet seyn müssen,
die wahre lange Schlüsselbeine haben,
lässt sich schon a priori erwarten.

§. 44.

Die merkwürdigsten Verschiedenhei-
ten an den eigentlich so genannten vor-
dern Extremitäten
lassen sich am füg-
lichsten nach den Ordnungen und Ge-
schlechtern der Thiere dieser Classe zu-
sammen fassen. Am allerauffallendsten
und abweichendsten ist ihr Bau bey den
Fledermäusen und beym Maulwurf.
Jenen fehlt der radius im Vorderarm*) oder sie haben höchstens nur ein grätenför-
miges Rudiment davon
.

*) Ich habe im ehemaligen Hagenschen Ca-
binet zu Nürnberg einen merkwürdi-
gen Osteolithen in Solenhofer Kalk-
schiefer gesehen, der aus drey sehr
schlanken nach der Länge an einander
articulirten Röhren bestand, und für
einen versteinten Vogelflügel gehalten
ward, aber nach der Einfachheit und
Länge der mittlern Röhre zu urtheilen,
wohl ohne Zweifel einer grossen Süd-
indischen Fledermaus zugehört.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000101">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0094" xml:id="pb074_0001" n="74"/>
drumanen, und zumal beym Menschen<lb/>
selbst, am längsten. &#x2013; Wiederum ganz<lb/>
anomalisch, fast einem Röhrenknochen<lb/>
ähnelnd, sind die Schulterblätter des<lb/>
Maulwurfs. &#x2013; Dass die beiden Haupt-<lb/>
fortsätze an diesen Knochen, der <hi rendition="#i">cora-<lb/>
coides</hi> und das <hi rendition="#i">acromium</hi> bey denen am<lb/>
ansehnlichsten ausgebildet seyn müssen,<lb/>
die wahre lange Schlüsselbeine haben,<lb/>
lässt sich schon <hi rendition="#i">a priori</hi> erwarten.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">§. 44.</head><lb/>
            <p>Die merkwürdigsten Verschiedenhei-<lb/>
ten an den eigentlich so genannten <hi rendition="#i">vor-<lb/>
dern Extremitäten</hi> lassen sich am füg-<lb/>
lichsten nach den Ordnungen und Ge-<lb/>
schlechtern der Thiere dieser Classe zu-<lb/>
sammen fassen. Am allerauffallendsten<lb/>
und abweichendsten ist ihr Bau bey den<lb/>
Fledermäusen und beym Maulwurf.<lb/>
Jenen fehlt der <hi rendition="#i">radius</hi> im Vorderarm<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Ich habe im ehemaligen Hagenschen Ca-<lb/>
binet zu Nürnberg einen merkwürdi-<lb/>
gen Osteolithen in Solenhofer Kalk-<lb/>
schiefer gesehen, der aus drey sehr<lb/>
schlanken nach der Länge an einander<lb/>
articulirten Röhren bestand, und für<lb/>
einen versteinten Vogelflügel gehalten<lb/>
ward, aber nach der Einfachheit und<lb/>
Länge der mittlern Röhre zu urtheilen,<lb/>
wohl ohne Zweifel einer grossen Süd-<lb/>
indischen Fledermaus zugehört.</p></note><choice><sic/><corr source="#pb550_0001" type="corrigenda"> oder sie haben höchstens nur ein grätenför-<lb/>
miges Rudiment davon</corr></choice>.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0094] drumanen, und zumal beym Menschen selbst, am längsten. – Wiederum ganz anomalisch, fast einem Röhrenknochen ähnelnd, sind die Schulterblätter des Maulwurfs. – Dass die beiden Haupt- fortsätze an diesen Knochen, der cora- coides und das acromium bey denen am ansehnlichsten ausgebildet seyn müssen, die wahre lange Schlüsselbeine haben, lässt sich schon a priori erwarten. §. 44. Die merkwürdigsten Verschiedenhei- ten an den eigentlich so genannten vor- dern Extremitäten lassen sich am füg- lichsten nach den Ordnungen und Ge- schlechtern der Thiere dieser Classe zu- sammen fassen. Am allerauffallendsten und abweichendsten ist ihr Bau bey den Fledermäusen und beym Maulwurf. Jenen fehlt der radius im Vorderarm *) oder sie haben höchstens nur ein grätenför- miges Rudiment davon. *) Ich habe im ehemaligen Hagenschen Ca- binet zu Nürnberg einen merkwürdi- gen Osteolithen in Solenhofer Kalk- schiefer gesehen, der aus drey sehr schlanken nach der Länge an einander articulirten Röhren bestand, und für einen versteinten Vogelflügel gehalten ward, aber nach der Einfachheit und Länge der mittlern Röhre zu urtheilen, wohl ohne Zweifel einer grossen Süd- indischen Fledermaus zugehört.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_anatomie2_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_anatomie2_1805/94
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. Göttingen, 1805, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_anatomie2_1805/94>, abgerufen am 19.04.2024.