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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

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hingegen auf beiden*) Seiten immer mehr
verdichten und die festen Aussenblätter oder
gleichsam die Rinde zu jener schwammichten
Mittellage ausmachen.

§. 27.

Bey den Röhrenknochen werden die dickern
Enden in ein änliches schwammichtes oder zel-
lichtes Knochengewebe umgebildet, da hinge-
gen in ihrer Mitte eine gänzliche nur mit dün-
nen Knochenfäden durchkreuzte Höle (§. 4.)
entsteht, die aber dafür mit einer desto festern
und dichtern Knochenwand umschlossen wird.

§. 28.

Die rundlichen und würflichten Knochen
werden, wie schon oben gesagt ist (§. 5.) fast

*) Die mehresten neuern Zergliederer sind hierin an-
derer Meynung, und behaupten, daß beym Schei-
telbeine u. a. dergleichen breiten Knochen aus je-
ner allerersten kleinen Schuppe zuförderst die innere
dichte Rinde (die sogenannte tabula vitrea) sodann
auf deren äussern Fläche erst die diploe, und zulezt
über dieser das äussere dichte Blatt gebildet werde.
S. albini icones ossium foetus p. 6. u. f. v. swie-
ten
Comm. in boerh. aphorism. Vol. I. p. 406.
bertin osteologie Vol. II. p. 31. u. a.m. Allein
ich halte mich vom Ungrund dieser Angabe und von
der Richtigkeit der dagegen oben angeführten Mey-
nung durch den Augenschein an einer ansehnlichen
Reihe dieser flachen Knochen überzeugt, die ich
von menschlichen Leibesfrüchten aus den ersten Mo-
naten nach der Empfängnis und auch von andern
grössern Thieren, zumal von ungebohrnen Füllen
und Schweinen vor mir habe.

hingegen auf beiden*) Seiten immer mehr
verdichten und die festen Aussenblätter oder
gleichsam die Rinde zu jener schwammichten
Mittellage ausmachen.

§. 27.

Bey den Röhrenknochen werden die dickern
Enden in ein änliches schwammichtes oder zel-
lichtes Knochengewebe umgebildet, da hinge-
gen in ihrer Mitte eine gänzliche nur mit dün-
nen Knochenfäden durchkreuzte Höle (§. 4.)
entsteht, die aber dafür mit einer desto festern
und dichtern Knochenwand umschlossen wird.

§. 28.

Die rundlichen und würflichten Knochen
werden, wie schon oben gesagt ist (§. 5.) fast

*) Die mehresten neuern Zergliederer sind hierin an-
derer Meynung, und behaupten, daß beym Schei-
telbeine u. a. dergleichen breiten Knochen aus je-
ner allerersten kleinen Schuppe zuförderst die innere
dichte Rinde (die sogenannte tabula vitrea) sodann
auf deren äussern Fläche erst die diploë, und zulezt
über dieser das äussere dichte Blatt gebildet werde.
S. albini icones ossium foetus p. 6. u. f. v. swie-
ten
Comm. in boerh. aphorism. Vol. I. p. 406.
bertin osteologie Vol. II. p. 31. u. a.m. Allein
ich halte mich vom Ungrund dieser Angabe und von
der Richtigkeit der dagegen oben angeführten Mey-
nung durch den Augenschein an einer ansehnlichen
Reihe dieser flachen Knochen überzeugt, die ich
von menschlichen Leibesfrüchten aus den ersten Mo-
naten nach der Empfängnis und auch von andern
grössern Thieren, zumal von ungebohrnen Füllen
und Schweinen vor mir habe.
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[22/0054] hingegen auf beiden *) Seiten immer mehr verdichten und die festen Aussenblätter oder gleichsam die Rinde zu jener schwammichten Mittellage ausmachen. §. 27. Bey den Röhrenknochen werden die dickern Enden in ein änliches schwammichtes oder zel- lichtes Knochengewebe umgebildet, da hinge- gen in ihrer Mitte eine gänzliche nur mit dün- nen Knochenfäden durchkreuzte Höle (§. 4.) entsteht, die aber dafür mit einer desto festern und dichtern Knochenwand umschlossen wird. §. 28. Die rundlichen und würflichten Knochen werden, wie schon oben gesagt ist (§. 5.) fast *) Die mehresten neuern Zergliederer sind hierin an- derer Meynung, und behaupten, daß beym Schei- telbeine u. a. dergleichen breiten Knochen aus je- ner allerersten kleinen Schuppe zuförderst die innere dichte Rinde (die sogenannte tabula vitrea) sodann auf deren äussern Fläche erst die diploë, und zulezt über dieser das äussere dichte Blatt gebildet werde. S. albini icones ossium foetus p. 6. u. f. v. swie- ten Comm. in boerh. aphorism. Vol. I. p. 406. bertin osteologie Vol. II. p. 31. u. a.m. Allein ich halte mich vom Ungrund dieser Angabe und von der Richtigkeit der dagegen oben angeführten Mey- nung durch den Augenschein an einer ansehnlichen Reihe dieser flachen Knochen überzeugt, die ich von menschlichen Leibesfrüchten aus den ersten Mo- naten nach der Empfängnis und auch von andern grössern Thieren, zumal von ungebohrnen Füllen und Schweinen vor mir habe.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/54>, abgerufen am 28.03.2024.