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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

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siger Bau bey den verschiedenen Säugethieren
sich schlechterdings nicht blos aus dem Ziehen
der Muskeln*), oder aus dem Anlegen des
Knochensaftes erklären läßt.

§. 43.

Hieher gehöret auch theils schon das Her-
vorbrechen der ersten Zähne, mehr aber noch
die nachwärtigen Veränderungen die sich meist
im siebenten Lebensjahre mit den Zahnzellen
in beiden Kiefern ereignen, deren weitere
Anzeige aber mit der Geschichte der Zähne
überhaupt für einen andern Abschnitt ver-
spart bleibt. Hier bemerke ich blos noch, daß
um die Zeit des Zähnewechselns die ganze
kindliche Gesichtsform überhaupt sich in so fern
verändert, daß die vorher sehr niedrigen Kinn-

*) Und doch glaubte Hr. v. Haller die Stirnhölen
möchten wol durch die kleinen Runzelmuskeln der
Augenbraunen ausgearbeitet werden. Ich fand
dieß schon vor einigen Jahren in einem über diese
Hölen geschriebenen Anschlage unwarscheinlich,
besonders auch weil vielen Thieren mit grossen
Stirnhölen doch jene Muskelgen gänzlich fehlen,
und meynte dagegen, daß man ihre Entstehung
wohl eher nach dem Stirnmuskel selbst zuschreiben
könnte. - Allein ich hätte nur bedenken dürfen
wie wenig überhaupt diese Hölen nach vorne pro-
tuberiren, und wie tief sie sich hingegen mehren-
theils nach hinten über die Augenhöle weg erstrek-
ken, wo es gar keine Muskeln giebt deren Zug
man etwa ihre Bildung übertragen könnte, um
auch diese gar nicht scharfsinnige Vermuthung so-
gleich zu unterdrücken.

siger Bau bey den verschiedenen Säugethieren
sich schlechterdings nicht blos aus dem Ziehen
der Muskeln*), oder aus dem Anlegen des
Knochensaftes erklären läßt.

§. 43.

Hieher gehöret auch theils schon das Her-
vorbrechen der ersten Zähne, mehr aber noch
die nachwärtigen Veränderungen die sich meist
im siebenten Lebensjahre mit den Zahnzellen
in beiden Kiefern ereignen, deren weitere
Anzeige aber mit der Geschichte der Zähne
überhaupt für einen andern Abschnitt ver-
spart bleibt. Hier bemerke ich blos noch, daß
um die Zeit des Zähnewechselns die ganze
kindliche Gesichtsform überhaupt sich in so fern
verändert, daß die vorher sehr niedrigen Kinn-

*) Und doch glaubte Hr. v. Haller die Stirnhölen
möchten wol durch die kleinen Runzelmuskeln der
Augenbraunen ausgearbeitet werden. Ich fand
dieß schon vor einigen Jahren in einem über diese
Hölen geschriebenen Anschlage unwarscheinlich,
besonders auch weil vielen Thieren mit grossen
Stirnhölen doch jene Muskelgen gänzlich fehlen,
und meynte dagegen, daß man ihre Entstehung
wohl eher nach dem Stirnmuskel selbst zuschreiben
könnte. – Allein ich hätte nur bedenken dürfen
wie wenig überhaupt diese Hölen nach vorne pro-
tuberiren, und wie tief sie sich hingegen mehren-
theils nach hinten über die Augenhöle weg erstrek-
ken, wo es gar keine Muskeln giebt deren Zug
man etwa ihre Bildung übertragen könnte, um
auch diese gar nicht scharfsinnige Vermuthung so-
gleich zu unterdrücken.
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[32/0064] siger Bau bey den verschiedenen Säugethieren sich schlechterdings nicht blos aus dem Ziehen der Muskeln *), oder aus dem Anlegen des Knochensaftes erklären läßt. §. 43. Hieher gehöret auch theils schon das Her- vorbrechen der ersten Zähne, mehr aber noch die nachwärtigen Veränderungen die sich meist im siebenten Lebensjahre mit den Zahnzellen in beiden Kiefern ereignen, deren weitere Anzeige aber mit der Geschichte der Zähne überhaupt für einen andern Abschnitt ver- spart bleibt. Hier bemerke ich blos noch, daß um die Zeit des Zähnewechselns die ganze kindliche Gesichtsform überhaupt sich in so fern verändert, daß die vorher sehr niedrigen Kinn- *) Und doch glaubte Hr. v. Haller die Stirnhölen möchten wol durch die kleinen Runzelmuskeln der Augenbraunen ausgearbeitet werden. Ich fand dieß schon vor einigen Jahren in einem über diese Hölen geschriebenen Anschlage unwarscheinlich, besonders auch weil vielen Thieren mit grossen Stirnhölen doch jene Muskelgen gänzlich fehlen, und meynte dagegen, daß man ihre Entstehung wohl eher nach dem Stirnmuskel selbst zuschreiben könnte. – Allein ich hätte nur bedenken dürfen wie wenig überhaupt diese Hölen nach vorne pro- tuberiren, und wie tief sie sich hingegen mehren- theils nach hinten über die Augenhöle weg erstrek- ken, wo es gar keine Muskeln giebt deren Zug man etwa ihre Bildung übertragen könnte, um auch diese gar nicht scharfsinnige Vermuthung so- gleich zu unterdrücken.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/64>, abgerufen am 23.04.2024.