Und eben hiedurch beantwortet sich die spitz- findige Frage von selbst, wie fern auch die Beinhaut als eine Fortsetzung der harten Hirn- haut anzusehen sey.
§. 75.
Sie ist mit unzähligen Blutgefäßen durch- webt*), deren größere Stämme schon im ge- funden Zustande, zur Ernährung des Knochen (§. 30), bey Beinbrüchen aber, oder bey Verlust von Knochensubstanz zu Erzeugung der Beinschwiele (§. 59.) dienen. Des alten - weiland so furchtbaren - aber von Hrn. von Haller**) gestürzten Vorurtheils von der äussersten Empfindlichkeit der Beinhaut über- haupt, nicht zu gedenken, so hat man bisher eben so wenig in ihr, als in der Knochensub- stanz selbst die mindeste deutliche Spur eines Nervenfaden erweisen können.
§. 76.
Ihr Nutze ist zuförderst dem Knochensafte selbst behörige Schranken zu setzen, der sonst
*)albiniicones ossium foetus:tab. XVI. fig. 162.
**)v. hallerde partib. c. h. sensibilib. in den Commen- tar. Societ. Goettingenf. T. II. ad a. 1752. p. 123. u. f. und petr. castell. exper. quibus varias c. h. partes sentiendi facultate carere constitit. Goett. 1753. p. 61. u. f.
§. 74.
Und eben hiedurch beantwortet sich die spitz- findige Frage von selbst, wie fern auch die Beinhaut als eine Fortsetzung der harten Hirn- haut anzusehen sey.
§. 75.
Sie ist mit unzähligen Blutgefäßen durch- webt*), deren größere Stämme schon im ge- funden Zustande, zur Ernährung des Knochen (§. 30), bey Beinbrüchen aber, oder bey Verlust von Knochensubstanz zu Erzeugung der Beinschwiele (§. 59.) dienen. Des alten – weiland so furchtbaren – aber von Hrn. von Haller**) gestürzten Vorurtheils von der äussersten Empfindlichkeit der Beinhaut über- haupt, nicht zu gedenken, so hat man bisher eben so wenig in ihr, als in der Knochensub- stanz selbst die mindeste deutliche Spur eines Nervenfaden erweisen können.
§. 76.
Ihr Nutze ist zuförderst dem Knochensafte selbst behörige Schranken zu setzen, der sonst
*)albiniicones ossium foetus:tab. XVI. fig. 162.
**)v. hallerde partib. c. h. sensibilib. in den Commen- tar. Societ. Goettingenf. T. II. ad a. 1752. p. 123. u. f. und petr. castell. exper. quibus varias c. h. partes sentiendi facultate carere constitit. Goett. 1753. p. 61. u. f.
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§. 74.
Und eben hiedurch beantwortet sich die spitz-
findige Frage von selbst, wie fern auch die
Beinhaut als eine Fortsetzung der harten Hirn-
haut anzusehen sey.
§. 75.
Sie ist mit unzähligen Blutgefäßen durch-
webt *), deren größere Stämme schon im ge-
funden Zustande, zur Ernährung des Knochen
(§. 30), bey Beinbrüchen aber, oder bey
Verlust von Knochensubstanz zu Erzeugung
der Beinschwiele (§. 59.) dienen. Des alten –
weiland so furchtbaren – aber von Hrn. von
Haller **) gestürzten Vorurtheils von der
äussersten Empfindlichkeit der Beinhaut über-
haupt, nicht zu gedenken, so hat man bisher
eben so wenig in ihr, als in der Knochensub-
stanz selbst die mindeste deutliche Spur eines
Nervenfaden erweisen können.
§. 76.
Ihr Nutze ist zuförderst dem Knochensafte
selbst behörige Schranken zu setzen, der sonst
*) albini icones ossium foetus: tab. XVI. fig. 162.
**) v. haller de partib. c. h. sensibilib. in den Commen-
tar. Societ. Goettingenf. T. II. ad a. 1752. p. 123.
u. f. und petr. castell. exper. quibus varias c. h.
partes sentiendi facultate carere constitit. Goett. 1753.
p. 61. u. f.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/85>, abgerufen am 23.04.2024.
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